Candy
heraus und schob ihn sich in ihre Jeans. Bargeld, Schlüssel, Kreditkarten … und auch anderes. Kleine Päckchen, Plastiktüten, Pillenfläschchen …
Ich streckte die Hand nach unten und packte ihren Arm. »Das reicht«, sagte ich. »Wir müssen los – sofort.«
»Okay«, sagte sie und schob sich noch etwas in die Tasche. »Ich komme.«
Als sie gerade aufstehen wollte, beugte Iggy plötzlich seine Arme und rollte den Kopf zur Seite. Seine Augen waren immer noch glasig, aber der Blick, mit dem er Candy ansah, reichte aus, um sie festzunageln. Sie wurde ganz steif und starrte zurück.
»Du …«, murmelte er und seine Augen zuckten schwach in meine Richtung. Ohne es zu wollen, machte ich einen Schritt zurück. Seine Arme spannten sich, gewannen Kraft und seine Augen konzentrierten sich wieder auf Candy.
»Du … dumme Kuh, du …«, flüsterte er und ein schmerzhaftes Grinsen brach aus seinem Gesicht. »Du … du hättest mich umbringen |237| sollen …«
Candys Gesicht wirkte geisterhaft. Die Furcht war zurückgekehrt. Der Hass, die Angst … sogar die Bewunderung. Es war alles noch da. Iggy wusste das. Candy wusste das. Und ich wusste es auch. Es gab immer noch etwas in ihr, das ihm nicht widerstehen konnte. Ich verstand es nicht und ich wollte es nicht glauben, aber es war da, in ihrem Gesicht …
Und ich fragte mich, ob Iggy nicht Recht hatte.
Sie hätte ihn tatsächlich umbringen sollen.
»Vielleicht tu ich’s ja«, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Iggy lachte, hustete, schluckte. »Zu spät …«, prustete er. »Du hast deine Chance gehabt.« Plötzlich öffnete er den Mund und warf sich in Candys Richtung, als wollte er sie beißen. Sie zuckte zurück, stand halb auf, dann verlor sie das Gleichgewicht und fiel nach hinten gegen die Badezimmerwand.
Iggy lachte wieder und begann auf sie zuzurobben, während seine Arme und Beine sich schwer in dem Klebeband wanden und sein Körper hin und her schlängelte. Verdammt – es war der Horror. Wie etwas aus einem schrecklichen Traum. Candy war gelähmt … konnte sich nicht rühren … konnte ihren Blick nicht von ihm wenden.
Er krümmte seinen Rücken, ruckte über den Boden, stöhnte leise: »Komm zu Daddy … komm zu Daddy …«
Ich hielt es nicht mehr aus. Ich trat heran und schwang meinen Fuß gegen seinen Kopf. Ein zuckender Schmerz schoss in meinem Bein hoch und einen Moment glaubte ich, ich hätte versehentlich gegen die Wand getreten, doch dann schaute ich nach unten und sah, dass Iggy aufgehört hatte, sich zu bewegen, und dass sich eine schwach rote Stelle auf seiner Wange abzeichnete, deshalb nahm |238| ich an, dass ich mein Ziel getroffen hatte.
Nicht dass das viel änderte. Er fing schon wieder an, sich zu rühren, spannte seine Arme, seine Schultern, seinen Hals … und dehnte die Fesseln um seine Handgelenke …
Ich nahm Candys Arm und zog sie auf die Füße. Sie fühlte sich an wie eine Puppe – unkontrolliert, schlaff, leblos.
»Komm jetzt«, sagte ich und zog sie zur Tür. »
Komm
jetzt.«
Sie rührte sich, aber ihre Augen waren noch immer auf Iggy fixiert und sie bewegte sich in Trance. Ich legte meinen Arm um ihre Taille und zog sie durch den Eingang.
»Wo ist deine Tasche?«, fragte ich.
»Hä?«
»Candy«, sagte ich entschlossen. »Schau mich an.«
Ihr Kopf hob sich unkontrolliert in meine Richtung.
Ich streckte den Arm aus und hielt ihr Kinn in meiner Hand fest. »Schau mich an … Candy. Komm schon, reiß dich zusammen …
Candy!
« Die plötzliche Schärfe meiner Stimme ließ ihre Augen zucken. »Wo ist deine Tasche?«, fragte ich sie wieder.
»Wo?«, sagte sie.
»Deine
Tasche
… die Reisetasche – wo ist sie?«
Sie schaute zum Bett.
Ich nahm ihre Hand, ging hinüber zum Bett und griff nach der Reisetasche. Candy bewegte sich jetzt ein bisschen weniger steif. Immer noch ihre Hand haltend führte ich sie zur Tür.
»Wo gehen wir hin?«, fragte sie stirnrunzelnd.
»Erzähl ich dir später. Brauchst du noch irgendwas?«
»Was?«
»Brauchst du noch –«
Ein lautes Krachen drang aus dem Bad.
|239| »Vergiss es«, sagte ich. »Lass uns verschwinden.«
Ich öffnete die Tür und drängte sie auf den Flur. Das Krachen aus dem Bad wurde mit jeder Sekunde lauter. Das Krachen, das Schlagen … dann ein brutales Schreien: »Hey,
Hure
,
HURENSOHN
! Lauft ihr weg? Hört ihr mich? JA, IHR HÖRT MICH! Lauft lieber … jetzt seid ihr Schlachtvieh … ihr
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