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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Hermans Wetten sich ausgezahlt. Vierzig zu eins. Er hatte andere, weniger geschickte Spieler ausgestochen, und, als er dann Somec nahm, war er schon Italiens Diktator, und Italien hatte sich wütend gegen Österreich-Ungarn gewandt, und hatte der preußischen Armee in der Nähe von München eine vernichtende Niederlage beigebracht (o nein, natürlich der deutschen Armee, fiel ihm gerade noch ein. Ich muß die historischen Epochen auseinanderhalten, sagte er sich), und ein Friedensvertrag war unterzeichnet worden. Amerika hatte sich nie in den Krieg eingemischt, sehr zum Kummer der Spieler, die für diese großartige Ausgangslage teuer bezahlt hatten und sie nun nicht recht nutzen konnten.
    Zu der Zeit, war Italien die stärkste Macht in Osteuropa gewesen. Aber jetzt, das erkannte Herman mit einem Lächeln der Genugtuung war Italien Europa, der ganze Kontinent war rosa und ein guter Teil Asiens dazu. Während seiner letzten Wachperiode hatte der große Kampf mit Rußland stattgefunden. Und jetzt stand Italien am Pazifik, am Indischen Ozean, beherrschte Persien, hatte den Atlantik erreicht und konnte jetzt unbegrenzte Möglichkeiten wahrnehmen.
    »Sieht gut aus, nicht wahr?« fragte er Grey, der immer noch schwieg.
    »Für den Italienspieler ja«, sagte Grey, und Herman drehte sich überrascht um. »Heißt das, Sie haben es nicht gekauft?«
    Grey wirkte ein wenig verlegen. »Eigentlich«, sagte er, »habe ich es befürchtet.«
    »Was befürchtet?«
    »Jemand hat offenbar in Italien spekuliert. Als ich vor drei Wochen aufwachte, haben meine Leute mir berichtet. Seit sie das letzte Mal Somec nahmen, hat jemand Italien in Geheimangebot gekauft und verkauft.«
    »Das ist illegal.«
    »Dann weinen Sie doch. Wie Sie wissen, haben wir so etwas doch selbst getan. Sollen wir eine Untersuchung beantragen? Alle Bücher offenlegen?«
    »Warum haben Sie sich dann nicht eine vernünftige Vollmacht geholt und es behalten?«
    »Die haben sie wieder zurückgezogen, Herman. Die Angebote wurden gestern um Mitternacht abgegeben. Nicht gerade eine sehr günstige Zeit. Aber ich gab mein Angebot ab. Ehrlich gesagt, es war lächerlich hoch. Aber es klappte nicht. Der Spieler, der es bekam, bot doppelt soviel wie ich.«
    »Dann hätten Sie eben noch höher bieten müssen!«
    Grey schüttelte den Kopf. »Konnte ich nicht. Sie erinnern sich doch, daß ich nur eine Vollmacht in Höhe von fünfzig Prozent hatte?«
    Herman konnte ein Ächzen nicht unterdrücken. »Fünfzig Prozent! Grey, fünfzig Prozent? Waren es denn mehr als fünfzig?«
    Grey nickte. »Auf jeden Fall mehr als fünfzig Prozent flüssig. Ich konnte aber nicht mithalten. Nicht aus Ihren Mitteln. Und ich hatte nicht genug Barmittel, um mein eigenes Geld zuzuschießen.«
    »Gut, aber wer ist der Spieler?«
    »Sie können es glauben oder nicht, Herman, es ist ein stellvertretender Kolonialminister, ein richtiger Speichellecker. Er nimmt das erste Mal an den Spielen teil, die übertragen werden. Vorher war er in den Listen nicht verzeichnet. Und er könnte gar nicht das Geld haben, sich im Spiel selbst eine solche Position zu kaufen.«
    »Stellen Sie fest, um welche Organisation es sich handelt, Grey, und kaufen Sie die Position.«
    »Ich habe nicht genug Geld. Wer immer kauft, die Leute sind seriös, und sie haben mehr Geld als Sie.«
    Herman fühlte sich plötzlich schwach, und ihn fror. Dies hatte er nicht erwartet. Natürlich gab es bei den Spielen immer Spekulanten. Aber Herman zahlte immer gut für die jeweilige Position, und weil er während seiner Wachzeit die höchsten Beiträge gezahlt hatte, konnte niemand Italien kaufen, solange er mindestens fünfzehn Prozent mehr als den letzten Kaufpreis bot. Aber diesmal hatte der Kaufpreis mehr als die Hälfte seines Vermögens betragen.
    »Das macht nichts«, sagte Herman zu Grey. »Borgen Sie. Liquidieren Sie. Ich werde Ihnen eine neunzigprozentige Vollmacht geben. Aber kaufen Sie Italien!«
    »Was ist, wenn sie nicht verkaufen wollen?«
    Herman sprang auf, so daß er (wie herrlich!) Grey überragte. »Das geht nicht. Sie können nur an mich verkaufen. Sie spekulieren wohl darauf, mich auszuziehen. Sollen Sie. Diesmal erobert Italien die Welt, Grey. Und die Wetten werden mehr als siebzehn Prozent bringen. Für uns kommen jetzt die dicken Chancen, verstehen Sie?«
    »Sie müssen nicht an Sie verkaufen, Herman«, sagte Grey. »Der Spieler, dem es gehört, steht nicht unter Somec.«
    »Mir egal. Ich werde den längeren Atem haben.

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