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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Aber Batta, begreifst du denn nicht – wenn ich das andere Band benutze, wirst du dich an dies alles nicht mehr erinnern, du wirst die Tage vergessen, die wir gemeinsam erlebt haben –«
    Und sie fing an zu schluchzen. Und er dachte an etwas anderes.
    »Du wirst – das letzte, an das du dich erinnern wirst, ist, daß ich dir sagte, ich könnte den ganzen Schmerz löschen. Und du wirst dich daran erinnern, daß du sagtest, ja, ja, tu es, lösche es – und dann wirst du mit diesen Erinnerungen aufwachen und denken, ich hätte dich belogen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Du wirst sogar fest davon überzeugt sein. Du wirst mich dafür hassen, daß ich dir Glück versprach, ohne es dir zu geben, denn an unsere gemeinsame Zeit wirst du dich nicht erinnern.«
    »Ich kann es nicht ändern«, sagte sie, und sie hielten einander fest und weinten zusammen und versuchten, einander zu trösten. Ein letztes Mal liebten sie sich, und dann führte er sie an das Gerät, wo ihre Vergangenheit gelöscht und ihr ein grausameres Leben wiedergegeben wurde.
    »Was? Ist sie eine Verbrecherin?« fragte der Wärter, als Abner Doon die Bänder umtauschte – denn nur Kriminellen wurden die Erinnerungen gelöscht und ein altes Band eingespielt, damit jede Erinnerung an ihr Verbrechen getilgt war.
    »Ja«, sagte Doon, um sich lange Erklärungen zu ersparen. Und so wurde ihr Körper in den Sarg eingeschlossen, in dem ihre Lebensfunktionen aufrechterhalten wurden, während sie langsam durch die Jahre kroch, bis er sie wiederaufweckte.
    Sie würde auf einer Kolonie aufwachen. Aber auf einer meiner Wahl, gelobte sich Abner. Einer gemäßigten, wo sie eine Chance hatte, etwas aus ihrem Leben zu machen. Und wer weiß? Wenn sie mich haßt, wird sie vielleicht alles leichter ertragen.
    Sie würde alles leichter ertragen. Aber was ist mit mir?
    Ich werde keinen Gedanken mehr an sie verschwenden, beschloß er. Ich werde sie mir aus dem Sinn schlagen. Ich werde – ich werde sie vergessen?
    Unsinn.
    Ich werde lediglich mein Leben der Erfüllung anderer, älterer, kälterer Träume widmen.

Spielunterbrechung
     
    Denn stößt man Milch, so bringt es Butter, stößt man die Nase, bringt es Blut, stößt man den Zorn, so bringt dies Streit hervor.
    – Sprüche Salomonis 30:33
     
    Herman Nuber waren die Füße eingeschlafen, und jedesmal, wenn er sich bewegte, prickelten sie unerträglich.
    »Mir sind die Füße eingeschlafen«, beschwerte er sich beim Schlafraumwärter.
    »Das passiert immer«, beruhigte ihn der Wärter.
    »Ich stand drei Jahre unter Somec«, erklärte Herman. »War denn der Blutkreislauf in meinen Füßen die ganze Zeit unterbrochen?«
    »Das kommt vom Somec, Mr. Nuber«, sagte der Wärter. »Dann fühlen sich Ihre Füße nun einmal so an. Aber Ihr Blutkreislauf war zu keiner Sekunde unterbrochen.«
    Herman grunzte nur und trat wieder an die Wand, um weiter die Listen zu studieren. Seine Füße prickelten jetzt etwas weniger, und er verlagerte sein Gewicht von vorn nach hinten und wieder zurück. Die Nachrichtenliste langweilte ihn. Immer die gleiche Aufzählung der Siege des Kaiserreiches, Siege, die meistens so aussahen, daß der Feind im Besitz des jeweiligen Sternsystems blieb, während es einigen wenigen kaiserlichen Schiffen gerade noch gelang, nach Hause zu hinken. Die Klatschspalten waren fast genauso langweilig. Immer dieselben Darsteller, die sich in den holographischen Schausendungen Ruhm und Vermögen erbumsten. Einer dieser Darsteller hatte Selbstmord begangen – ein Novum, da Leute, die sich aus dem Verkehr ziehen wollten, normalerweise einfach in die Kolonien gingen.
    Die Liste, die er studierte, war natürlich die mit den Informationen über die Spiele. Er überflog sie, bis er die Liste für die Internationalen Spiele fand, und da war auch schon die Notiz.
    »Europa 1914d, jetzt G1979. Die wichtigste Meldung dieser Woche ist, daß Herman ›Italien‹ Nuber am Donnerstag aufwachen wird. Darum alle Nicht-Italienspieler aufpassen!«
    Natürlich sehr schmeichelhaft, auf der Wachliste verzeichnet zu werden. Aber es war zu erwarten. Die Internationalen Spiele gab es schon seit Jahren, sie datierten bis in die Zeit vor Somec zurück. Aber es hatte noch nie einen Spieler wie Herman Nuber gegeben.
    Er verließ den Schlafsaal und hielt inne, um sich anzukleiden. Es war ihm gerade noch eingefallen. Diese Wachperiode würde nur sechs Monate dauern – beim letzten Mal hatte er mehr Geld als gewöhnlich in

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