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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Fanatiker?«
    »Seine einzige Religion scheint zu sein, Ihr Leben zu ruinieren, Mr. Nuber, wenn ich es so sagen darf. Er will nicht verkaufen. Und er sagt nicht warum. Und solange er kein Somec nimmt, muß er auch nicht verkaufen. So einfach sind die Dinge.«
    »Ich wüßte nicht, was ich ihm je getan hätte. Warum sollte er mir das antun wollen?«
    »Er sagt, er hoffe, daß Sie es nicht persönlich nehmen.«
    Herman schüttelte den Kopf. Er war wütend und sah doch keinen ausreichenden Grund für seine Wut – mindestens wußte er sie nicht in Worte zu fassen. Der Mann mußte doch erreichbar sein.
    »Wissen Sie noch, was ich am Telefon sagte?«
    »Wenn ihm irgend etwas passierte, wären Sie der Hauptverdächtige, Herman«, warnte ihn Grey. »Und es würde auch kein bißchen helfen. Für die Dauer der Ermittlungen, würde das Spiel unterbrochen werden. Außerdem befasse ich mich nicht mit solchen Sachen.«
    »Jeder befaßt sich mit solchen Sachen«, sagte Herman. »Jagen Sie ihm wenigstens Angst ein. Lassen Sie ihn doch mal ein bißchen verprügeln.«
    Grey zuckte die Achseln. »Ich werde es versuchen.« Er stand auf, um zu gehen. »Herman, ich schlage vor, daß Sie sich eine Zeitlang wieder Ihren Geschäften widmen. Machen Sie noch ein wenig Geld, damit Sie mal wieder so richtig das Gefühl dafür bekommen. Versuchen Sie, das Spiel erst einmal zu vergessen. Wenn Sie diesmal nicht Italien spielen, können Sie es nach dem nächsten Erwachen spielen.«
    Herman antwortete nicht, und Grey öffnete sich selbst die Tür. Um drei Uhr morgens schlief Herman erschöpft ein.
    Um etwa vier Uhr dreißig weckten ihn die Alarmklingeln, die in seiner Wohnung plötzlich losschrillten. Schlaftrunken erhob er sich aus dem Bett und taumelte zur Schlafzimmertür. Der Alarm war nur pro forma. Bei niemandem seiner Schicht wurde je eingebrochen, jedenfalls nicht, wenn die Einwohner zu Hause waren. Seine Sorgen wegen eines Diebstahlversuchs waren jedoch bald zerstreut. Die drei Männer, die hereinkamen, trugen kleine, schmale Ledertaschen, die etwas Hartes enthielten. Wie hart wollte Herman gar nicht so genau wissen.
    »Wer sind Sie?«
    Sie sagten nichts, sie bewegten sich nur schweigend auf ihn zu. Sie gingen langsam. Er sah ein, daß er abgeschnitten war, sowohl von der Vordertür als auch vom Notausgang. Er zog sich ins Schlafzimmer zurück.
    Einer der Männer streckte die Hand aus, und Herman fand sich gegen den Türpfosten gedrückt.
    »Sie tun mir weh«, sagte er.
    Der erste der Männer, größer als die anderen, tippte Herman mit einem Knüppel auf die Schulter. Nun wußte Herman, wie hart er war. Der Mann tippte immer weiter, und das Tippen wurde härter und härter, aber der Rhythmus blieb gleich. Herman stand wie angewurzelt. Auch als der Schmerz stärker wurde konnte er sich nicht bewegen. Und dann verlagerte der Mann plötzlich sein Gewicht, holte mit dem Knüppel aus und ließ ihn auf Hermans Rippen niedersausen, der ächzend die Luft ausstieß. Wie mit Riesenhänden packte der Schmerz sein Inneres und schien es auseinanderzureißen.
    Die Qual war unerträglich. Es war erst der Anfang.
     
    *
     
    »Keine Ärzte, kein Krankenhaus, nichts. Nein«, sagte Herman und versuchte, aus seinem lädierten Brustkasten eine kräftige Stimme herauszuholen.
    »Herman«, sagte Grey, »Ihre Rippen könnten gebrochen sein.«
    »Sind Sie nicht.«
    »Sie sind kein Arzt.«
    »Ich habe die beste medizinische Ausrüstung in der ganzen Stadt, und die verriet mir, daß nichts gebrochen ist. Wer immer diese Schweine von gestern abend waren, sie verstehen ihr Handwerk.«
    Grey seufzte. »Ich weiß, wer die Kerle waren, Herman.«
    Herman sah Grey überrascht an und erhob sich fast vom Bett, aber der Schmerz hielt ihn so abrupt zurück, als sei er angeschnallt.
    »Es waren die Männer, die ich geheuert hatte, Abner Doon fertigzumachen.«
    Herman stöhnte. »Nein, Grey, das kann doch nicht sein. Wie kann er ihnen das ausgeredet haben?«
    »Sie hatten einen knallharten Vertrag. Sie haben schon früher für mich gearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wie es Doon schaffte, sie umzudrehen.« Grey sah besorgt aus. »Er hat Macht, wo ich es nicht erwartete. Man hat ihnen schon früher Geld angeboten – viel Geld –, aber sie haben sich immer an ihre Verträge gehalten. Außer als sie Doon eine Lektion erteilen sollten.«
    »Ich frage mich«, sagte Herman, »ob er etwas gelernt hat.«
    »Ich frage mich«, fügte Grey ein wenig treffender hinzu, »ob Sie etwas

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