Capitol
gelernt haben.«
Herman schloß die Augen und hoffte, daß Grey tot umfallen würde.
»Vergessen Sie das Spiel. Kaufen Sie Italien das nächste Mal. Irgendwann steht auch Doon unter Somec.«
Hermann ließ die Augen geschlossen, und Grey verschwand.
*
Die Tage vergingen, und bald konnte Herman wieder in den Raum humpeln, in dem der Computerschirm die Wand beherrschte, wo das Hologramm von Europa 1914d langsam rotierte.
Was immer Doons Motiv sein mochte, Herman sah zahllose Beweise für Doons Unfähigkeit, bei den Internationalen Spielen mitzumachen. Er lernte nicht einmal aus seinen eigenen Fehlern.
Der gewaltsamen Besetzung Guayanas folgte ein sinnloser Angriff auf Afghanistan, das bereits ein Satellitenstaat war, worauf einige andere Satellitenstaaten sich zu einer feindlichen Allianz zusammenschlossen. Aber Hermans Wut war am Ende verraucht, und er beobachtete nur mürrisch, wie sich Italiens Lage weiter verschlechter te.
Italiens Feinde hatten keine besonderen Einfälle. Man hätte sie schlagen können – immer noch schlagen können, wenn nur Herman ins Spiel gekommen wäre.
Herman wurde erst wieder wütend, als in England eine Revolution ausbrach.
Ganz am Anfang des Spiels hatte Herman die Regierung des Italienischen Reiches in Form einer gemäßigten Diktatur ausgeübt, unter der in vielen Dingen die örtliche Autonomie unangetastet blieb.
Es war zwar kein Unterdrückungsregime, aber eine Revolution war so gut wie ausgeschlossen.
Jeder Aufstand wurde sofort brutal niedergeschlagen, während Territorien, die nicht rebellierten, enorme Vergünstigungen erhielten. Jahre waren vergangen, seit sich Herman zuletzt um die italienische Innenpolitik hatte Sorgen machen müssen.
Aber als die englische Revolution ausbrach, begann Herman, Doons Aktivitäten hinsichtlich der inneren Angelegenheiten des Reiches unter die Lupe zu nehmen. Ohne zwingenden Grund hatte Doon manches verändert. Er hatte Steuern erhoben, den Unterschied zwischen arm und reich stärker hervortreten lassen, er hatte die Mächtigen mächtiger, die Schwachen schwächer gemacht. Er hatte auch einzelne Nationalitäten unterdrückt und sie gezwungen, Italienisch zu lernen. Der Computer hatte das unvermeidbare Resultat aufgezeigt – Verdrossenheit, Aufruhr und zuletzt Revolution.
Was wollte Doon? Er sah doch selbst das Ergebnis seiner Aktionen. Er mußte sich doch sagen, daß er alles – wenigstens vieles – falsch machte. Ganz sicher mußte er erkennen, daß dieses Spiel für ihn eine Nummer zu groß war. Ganz sicher –
»Grey«, sagte Herman am Telefon, »dieser Doon. Ist er denn dumm?«
»Wenn, dann ist das das bestgehütete Geheimnis auf Capitol.«
»Sein Spiel ist so dumm, daß man es nicht glauben kann. Völlig irrsinnig. Er macht alles falsch. Wo er etwas richtig hätte machen können, hat er das Gegenteil getan. Trauen Sie ihm so etwas zu?«
»Doon hat aus dem Nichts ein Finanzimperium aufgebaut, wie es seinesgleichen auf Capitol nicht gibt, und er hat es in den elf Jahren geschafft, die seit seiner Volljährigkeit verstrichen sind«, antwortete Grey. »Nein, ein so dummes Spiel traue ich ihm nicht zu.«
»Das heißt, daß er entweder nicht selbst spielt –«
»Nein, er spielt selbst. Das schreibt das Gesetz vor, und der Computer beweist, daß er dem Geschehen folgt –«
»Oder absichtlich so spielt, daß er verlieren muß.«
Grey zuckte die Achseln, daß man es fast hören konnte. »Warum sollte jemand das tun?«
»Ich will ihn kennenlernen.«
»Er wird nicht kommen.«
»Auf neutralem Boden, den weder er noch ich kontrollieren.«
»Herman, Sie kennen den Mann nicht. Wenn Sie den Boden nicht kontrollieren, tut er das – oder wird es zum Zeitpunkt tun, da die Begegnung stattfindet. Es gibt keinen neutralen Boden.«
»Ich will ihn kennenlernen, Grey. Ich will herausbekommen, was, zum Teufel, er mit meinem Reich vorhat.«
Und Herman ging wieder an den Computer, um zu erleben, wie die Revolution in England brutal erstickt wurde. Brutal, aber nicht ganz. Der Computer zeigte bewaffnete Banden, die immer noch Schottland und Wales unsicher machten, und auch in London, Manchester und Liverpool war noch die Stadtguerilla aktiv. Auch Doon war diese Information zugänglich. Aber er zog es vor, sie zu ignorieren. Und er ignorierte auch die revolutionäre Bewegung in Deutschland, die an Stärke zunahm.
Er ignorierte die Plünderer und Banditen, die die mesopotamischen Bauern drangsalierten, und die chinesischen
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