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Capitol

Capitol

Titel: Capitol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einhauchen.«
    »Leben einhauchen!« kicherte sie. »Das war schon archaisch, als ich noch ein Mädchen war!«
    »Ich studiere das Alte«, antwortete Doon. »Das Alte ist das einzige, was noch neu ist. Sie waren großartig. Sie haben etwas Wunderbares gebaut.«
    Sie war glücklich. Zum ersten Mal seit Dekaden brannte die Sonne auf sie herab (in Wirklichkeit waren es Jahrhunderte gewesen, aber sie hatte die Jahre nicht erlebt, sie empfand sie nicht); sie war in Süßwasser geschwommen; und sie hatte einen Mann kennengelernt, der ihr möglicherweise ebenbürtig war.
    »Und was soll ich nach Ihrer Meinung tun? Sie zum Kanzler ernennen? Sie heiraten?«
    Doon verneinte. Diese Dinge hatte er nicht im Auge. »Lassen Sie mich ganz einfach weitermachen. Fordern Sie mich nicht heraus. Und treiben Sie mich nicht zur Eile an. Ich brauche noch einige Jahrhunderte. Dann wird alles auseinanderbrechen.«
    »Ich könnte Sie immer noch aufhalten«, sagte sie.
    »Das weiß ich«, antwortete er. »Aber ich bitte Sie, darauf zu verzichten. Niemand war in der Lage, Sie aufzuhalten. Ich will nur meine Chance bekommen.«
    »Sie werden Ihre Chance bekommen. Eines aber möchte ich mir gern ausbitten.«
    »Und das wäre?«
    »Wenn Sie Ihren Plan wahrmachen und alles auseinanderbricht, wie Sie es ausgedrückt haben – dann müssen Sie mich mitnehmen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Das Universum, das Sie erschaffen wollen, Abner, wird für die Große Mutter keinen Platz haben.«
    »Aber wird es nicht Platz haben für Rachel Crove?«
    Der Name traf sie wie ein Hammer. Seit undenklicher Zeit hatte niemand sie mehr mit ihrem richtigen Namen angeredet.
    Und sie war wieder ein Mädchen, und ein Mann, der ihr ebenbürtig oder doch fast ebenbürtig war, lag nackt neben ihr, und sie berührte ihn und legte die Arme um ihn, und dabei flüsterte sie: »Nimm mich mit. Nimm mich.«
    Und er tat es.
    Als die Sonne unterging, lagen sie im Gras, und sie empfand mehr Befriedigung als je zuvor seit jenem Tag an einem Felshang in Crove, als sie die Karriere ihrer Eroberungen begonnen hatte. Nur diesmal war sie erobert worden, und sie wußte es, und es war ihr recht.
    »Bei jedem Erwachen«, sagte sie, »mußt du mir von deinen Plänen erzählen. Du mußt mir zeigen, was du aufbaust, und ich will alles beobachten.«
    »Das werde ich tun«, sagte Doon, »aber du darfst keine Vorschläge machen.«
    »Ich denke nicht im Traum daran. Das wäre Betrug, nicht wahr?«
    »Du warst nicht sehr gut«, sagte Doon.
    »Du auch nicht«, antwortete sie lachend. »Aber wen interessiert das?«
     
    *
     
    Mutter kam erst eine halbe Stunde vor ihrem großen Auftritt bei der Party anläßlich des Erwachens der Großen Mutter zurück, dem wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis in Capitol. Nab war ganz bestürzt. »Mutter, Mutter, wir haben uns große Sorgen um Sie gemacht!«
    Sie sah ihn nur schief an und runzelte die Stirn. »Ich war in guter Gesellschaft. Sie auch?«
    Nab sah Dent an. »Eher in zweitklassiger, fürchte ich.«
    Dent lachte nervös.
    »Können Sie nicht wenigstens ein bißchen wütend werden, mein Junge?« knurrte die Mutter ihn an. »Es ist so verdammt langweilig, wenn jeder versucht, nett zu sein. Nun, die Party hat wohl schon angefangen. Was ziehe ich also diesmal an?«
    Man brachte ihr das Kleid, und sieben Frauen hüllten sie darin ein. Entsetzt bemerkte sie, daß ihre Brustwarzen zu sehen waren. »Ist das wirklich Mode?«
    Nab schüttelte den Kopf. »Es ist ein wenig zurückhaltender als die meisten anderen. Aber ich dachte, daß Sie vielleicht auf diese Weise an besten Ihrem Image –«
    »Zurückhaltend? Ich?« Sie mußte immer wieder lachen. »Oh, dies ist das beste Erwachen seit Jahren. Seit Jahren, Nab. Sie können bleiben, aber feuern Sie den Jungen. Suchen Sie sich einen Assistenten mit mehr Grips. Der Junge ist ein Dummkopf. Und schicken Sie den Kanzler zu mir.«
    Der Kanzler trat ein, verbeugte sich und entschuldigte sich immer wieder für die Schwächen in den bei diesem Erwachen abgegebenen Berichten.
    »Alle versuchen, mich zu belügen«, sagte sie. »Feuern Sie die Leute. Aber nicht den Kolonialminister. Und auch nicht seinen Assistenten. Die beiden haben mich beeindruckt. Sie dürfen bleiben. Und was Sie anbetrifft, so werde ich in den Berichten keine Lügen mehr dulden. Haben Sie verstanden? Und wenn Sie schon lügen müssen, dann tun Sie es wenigstens vernünftig. Diese Leute können ja nicht einmal einem fünfjährigen Kind etwas

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