Captain Future 1 Der Sternenkaiser
sprang er in die Höhe. Die Metalldecke befand sich nur knapp zwei Meter über ihren Köpfen. Dank seiner durchtrainierten Muskeln gelang es ihm, eine der Uranitglühlampen zu erreichen und sie zu packen.
Noch in der Luft löste er die Birne aus der Fassung und landete dann sicher auf dem Boden. In der Hand hielt er jetzt einen Glaskolben, in dem sich ein paar Unzen des glimmenden radioaktiven weißen Pulvers befanden, das Uranit genannt wurde.
Hastig zog Curt ein kleines dünnes Glasröhrchen aus seinem Tungstitgürtel. Darin befand sich ein stärkendes Gas, das er immer bei sich trug. Vorsichtig brach er die beiden Enden des kleinen Röhrchens ab und ließ das Gas ausströmen. Nun hatte er eine winzige Glaspipette.
Er zerbrach die Uranitglühbirne und füllte die kleine Pipette mit dem glimmenden radioaktiven Pulver. Dabei schaute er alle paar Sekunden auf, um zu sehen, ob es Joan Randall weiterhin gelang, die Bestien in Schach zu halten, und lächelte ihr ermutigend zu.
»Ich werde es jetzt noch einmal versuchen«, sagte er zu ihr, nachdem er die Pipette vollständig mit Uranitpulver gefüllt hatte. »Ich hoffe, es klappt. Wenn nicht, dann sitzen wir hier fest.«
Schnell lief Captain Future zu der Tür, die aus dem Zellenblock hinaus führte.
Er befestigte das offene Ende der mit Uranit gefüllten Pipette in dem Spalt zwischen Tür und Wand, genau an der Stelle, wo das Schloss eingelassen war.
Sehr vorsichtig, um keinesfalls etwas von dem hochgefährlichen Uranitpulver einzuatmen, umschloss er dann mit den Lippen das andere Ende der Pipette und blies hinein.
Das radioaktive Pulver wurde in den Spalt zwischen Tür und Wand geblasen. Überall, wo das Pulver das Metall berührte, begann es zu knistern und zu zischen. Das Uranit brannte sich in die Oberfläche wie ein rot glühendes Schüreisen in einen Eisblock.
»Sollte es mir gelungen sein, etwas von dem Pulver in das Schloss zu blasen, dann zerfrisst es jetzt den empfindlichen Mechanismus, und die Magnetsteuerung zieht den Riegel zurück«, erklärte Curt dem Mädchen.
»Ich ... ich glaube nicht, dass ich sie noch länger in Schach halten kann«, sagte Joan. Ihre zitternde Stimme war über dem Stimmengewirr aus barbarischen Knurrlauten kaum zu vernehmen.
Captain Future konnte hören, wie sich das stark wirksame Uranit in das Metall zwischen Tür und Wand fraß. War es ihm gelungen, ein paar Körnchen in das Schloss zu blasen? Er wartete voller Anspannung.
*
Plötzlich hörte er ein lautes Klicken. Der Türriegel sprang auf, als die magnetische Zugkraft, die ihn gehalten hatte, durch die Zerstörung des Schließmechanismus außer Kraft gesetzt wurde.
»Kommen Sie, Joan!«, rief der Raumfahrer und packte das Mädchen am Arm.
Sie stürzten hinaus und rannten durch die Haupthalle des Gefängnisses, die Bestien dicht auf den Fersen.
Wenige Sekunden später hatten sie sich im Foyer des Gebäudes in Sicherheit gebracht.
»Für meinen Geschmack war das ein bisschen zu knapp«, stellte Captain Future fest. Der hochgewachsene Abenteurer wandte sich an die verblüfften Wachmänner. »Ist in der letzten halben Stunde jemand hier hereingekommen?«
Sie schüttelten die Köpfe. Curt runzelte die gebräunte Stirn, sprach jedoch noch einmal mit den Wachmännern.
»Am besten, Sie verwenden ein starkes Betäubungsgas, um diese Bestien zurück in die Zellen zu schaffen«, sagte er. »Und das Schloss muss repariert werden.«
Während die Wachmänner davoneilten, um den Befehl auszuführen, wandte sich Curt an die bleiche junge Frau.
»Joan, sagen Sie mir – ist es möglich, dass sich jemand dem Schließmechanismus nähern kann, ohne das Foyer zu durchqueren?«
Joan nickte sofort.
»Jemand, der sich im Gebäude gut auskennt, könnte durch die Büros des Gefängnisdirektors in die Haupthalle gelangen. Seitdem das Gebäude als Krankenhaus genutzt wird, stehen sie leer.«
»Also hat uns der Sternenkaiser – wer immer dieser Teufel ist – auf diese Weise in eine Falle gelockt!«, sagte Captain Future.
Dann stellte er der jungen Frau eine weitere Frage.
»Bevor wir eingeschlossen wurden, haben Sie gesagt, dass Sie jemanden in Verdacht haben, für diese Seuche verantwortlich zu sein?«
»Ja, Lucas Brewer«, erwiderte das Mädchen. »Brewer scheint auf seltsame Weise Einfluss auf die Jovianer nehmen zu können. Sie arbeiten für ihn in seiner Radiummine, weigern sich aber, auch für andere Menschen von der Erde zu arbeiten – ganz gleich, wie hoch die
Weitere Kostenlose Bücher