Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
sie der stärksten Strahlung ausgesetzt sind?«
Dr. Nikolaidev wechselte einen kurzen Blick mit Bruder Leander.
Inzwischen näherte sich auch der Priester, der sich bis dahin misstrauisch im Hintergrund gehalten und die Szenerie beobachtet hatte. Aber was die beiden Zweibeiner herausgefunden hatten, wollte er nun offenbar doch mitbekommen.
Dr. Nikolaidev blickte auf das Display ihres Analysegerätes und meinte: »Es liegt eine einfache Mutation vor, wie sie in jeder Spezies vorkommt.«
»Nur, dass der genetische Mechanismus, der normalerweise dafür sorgt, dass die für die Mutation verantwortlichen Gene nur alle vierzig Generationen aktiviert werden, sich verändert hat«, ergänzte Bruder Leander. »Die Ursache könnte allerdings auch in diesem Mechanismus selbst liegen, den wir zwar schon seit Jahren untersuchen, aber noch immer nicht vollständig enträtselt haben.«
»Bedeutet das nun, dass – so wie sonst auch – jetzt unser gesamter Nachwuchs als verfrühte Einäugige aus dem Ei geschlagen werden?«, erkundigte sich Ayre voller Besorgnis.
»Möglicherweise ließe sich mit Hilfe von äußerer Stimulation das Heranreifen der Eier verzögern. Wir bieten Ihnen gerne unsere Hilfe bei der Konstruktion besonderer Brutanlagen an«, versprach Bruder Leander.
»Das wird vielleicht gar nicht nötig sein«, widersprach hingegen Nikolaidev, noch ehe Ayre eine Gelegenheit zum Antworten bekam.
»Sie teilen die Ansichten Ihres Kollegen nicht?«, fragte Ayre etwas verwirrt.
»Im Prinzip schon, aber es ist nicht gesagt, dass es nicht bei dieser einen Mutation bleibt«
»Das wird sich in nächster Zeit herausstellen«, sagte Ayre.
»Wenn Sie wollen kann ich das sehr schnell durch die Untersuchung der bereits im Brutstadium befindlichen Eier herausfinden«, versprach Nikolaidev. »Aber selbst wenn sich herausstellen sollte, dass ein Großteil des Nachwuchses von dieser Mutation betroffen ist, so glaube ich nicht, dass dies zum Ende Ihrer Spezies führen wird.«
»Den Überlieferungen unserer Ahnen nach kann man sich die Zeit des Ewigen Tages nicht schrecklich genug vorstellen. Die Strahlungswerte sind so hoch, dass selbst ein Teil der Einäugigen sie nicht zu überleben vermag. Unser Wissen über die Bausteine des Lebens mag bei Weitem nicht so groß sein wie das, was Ihrer Spezies darüber bekannt ist. Aber wir wissen, dass Radioaktivität die Erbinformation schädigt. Und das gilt besonders in den ersten Phasen der Entwicklung, in denen das neue Leben noch sehr empfindlich ist und auf jede Beeinträchtigung reagiert.«
»Anhand der genetischen Codes lässt sich ablesen, wie oft die Zellen in der Lage sind, sich zu teilen«, erwiderte Nikolaidev.
»Das heißt, man kann die ungefähre Lebenserwartung – plus minus einer gewissen Toleranz – berechnen. Sie liegt im Fall dieses verfrühten Einäugigen bei einer Zeitspanne, die erheblich über den Normalwerten liegt, die Ihre Überlieferungen für Einäugige aufgezeichnet haben.«
»Sollten die Überlieferungen vielleicht falsch sein?«, ereiferte sich der Priester.
»Nein«, schüttelte Nikolaidev den Kopf. »Es ist Teil der Mutation. Auf jeden Fall wird dieser Einäugige lange genug leben, um seinen Nachwuchs nach der Zeit des Ewigen Tages zeugen und aufziehen zu können.«
Bruder Leander hob die Augenbrauen und kommentierte: »Es könnte sich dabei um einen natürlichen genetischen Sicherheitsmechanismus handeln. Unsere bisherigen geologischen Untersuchungen auf Aldrin lassen nämlich den Schluss zu, dass in der Vergangenheit nicht jeder Planetenumlauf exakt 1243 Erdenjahre gedauert hat, sondern dass es in großen Intervallen immer wieder zu erheblichen Abweichungen kam, die durch Bahnschwankungen verursacht wurden.«
Ayre wandte sich an Nikolaidev.
»Auch Ihnen verkünde ich hiermit offiziell meine Individualbezeichnung«, erklärte er. »Ich bin Ayre, Mitglied im Rat der Weisesten, und ich bezeuge Ihnen hiermit meine Dankbarkeit.«
»Ich erwidere diese Geste«, sagte Nikolaidev. »Meine Individualbezeichnung lautet Nikolaidev.«
»Ich möchte Sie bitten, auch unsere in Brut befindlichen Eier zu untersuchen. Zumindest jene Eier, die sich in der hiesigen Brutanlage befinden. Wenn ich wüsste, dass auch sie alt genug werden, um ihre Jungen nach der Zeit des Ewigen Tages zu zeugen, werde ich beruhigt die Augen schließen und voller Glückseligkeit in das Lichtreich der Sonnengötter eingehen können.«
»Das tue ich gern«, erwiderte Nikolaidev.
»Dann
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