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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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lag, nicht mehr als einen Bruchteil der Oberfläche ihrer Heimatwelt umfasst hatte.
    Aber auch große Dinge beginnen irgendwann ganz klein, überlegte Pan-Sen. So wie das Imperium einer Keimzelle entsprungen war, die kaum mehr als die befestigte Stadt Guroon umfasste und sich im Laufe der Zeitalter über viele Sonnensysteme ausgebreitet hatte, so wird vielleicht die Bewegung des Friedensbringers Ron-Nertas eines Tages bis in die Machtzentren von Qriidia vordringen… Und ich werde ein Teil dieses Umschwungs sein.
    Nachdem Pan-Sen die Stufen des Tempelportals mit seinen nach hinten geknickten Vogelbeinen erstiegen hatte, neigte er den Kopf. Er neigte ihn so weit nach vorn, wie es das Ritual verlangte.
    Demut gegenüber Gott und den Heiligtümern – Todesmut gegenüber dem Feind – so lautete die Losung der Tanjaj, die über dem Portal in den Stein gemeißelt worden war. Die Vertiefungen dieser Gravur waren mit einem fluoreszierenden Material gefüllt. Wenn die Helligkeit unter einen bestimmten Wert sank, begannen die Buchstaben zu leuchten.
    Jetzt, da der Morgen dämmerte und die Strahlen der Sonne Yamla über das am Horizont liegende Gebirge der selbstlosen Märtyrer krochen, verblasste dieses Licht gerade.
    Für ein tief religiöses Individuum wie Pan-Sen hatte dies geradezu symbolhafte Bedeutung.
    Er trat zwischen den Säulen hindurch ins Innere der Kultstädte. Über die Wände flimmerten Projektionen. Bilder des neuen, gerade von der Priesterschaft inthronisierten Aarriid.
    Er wurde von schwer bewaffneten Aarriidnjaj – besonderen Priesterkriegern, die allein der geistlichen Macht und nicht dem Oberkommando der Tanjaj unterstellt waren – in einer Sänfte getragen.
    Es war ein kleines, vor wenigen Monaten erst geschlüpftes männliches Qriid-Küken, an dem die Sendboten der Priesterschaft die geheimen spirituellen Merkmale entdeckt zu haben glaubten, die diesen Jungen als Stellvertreter Gottes im Universum kennzeichneten.
    Der neue Aarriid blickte mit seinen großen, falkengrauen und noch sehr stark aus dem Kopf hervortretenden Augen in die verzückte Menge. Flaum bedeckte den Kopf des Qriid-Kindes, der Schnabel war noch recht kurz und der Schädel im Verhältnis zum Restkörper so gewaltig, dass es dem Kleinen sichtlich Schwierigkeiten bereitete, ihn aus eigener Kraft hoch zu halten.
    Ein Spielball in den Händen der Priester, überlegte Pan-Sen.
    Das zumindest hatte der Prediger Ron-Nertas immer wieder gesagt.
    Ganz tief in Pan-Sens Seele rumorten allerdings auch noch Zweifel.
    War es wirklich richtig, sich gegen all das zu stellen, was ihm an Werten, Tradition und Glaubenssätzen beigebracht worden war?
    War dieses Küken tatsächlich eher das Sprachrohr der Priesterschaft als die Stimme Gottes?
    Etwas Neues zu beginnen heißt, etwas Altes aufzugeben, zitierte Pan-Sen stumm einen der prägnantesten Sätze, die er in den letzten Garinjan-Tagen aus dem Schnabel des Predigers gehört hatte.
    Die Bilder auf den Wänden wurden mit weiteren Szenen überblendet, die bei den Einsetzungsfeierlichkeiten des neuen Aarriid aufgenommen worden waren. Millionen Qriid drängten sich auf den Plätzen und Straßen der Hauptstadt Qatlanor. Sie befanden sich in einem kollektiven Rausch. Der Genuss von starken halluzinogenen Drogen ermöglichte ihnen nach Meinung der Priester den spirituellen Kontakt zum Aarriid, diesem so verletzlich wirkenden, kükenhaften Wesen, aus dessen Schnabel angeblich das Wort Gottes kam.
    Pan-Sen ging an die Registrierungsstelle und legte seine Krallenhand auf ein Kontaktfeld. Ein Scanner machte blitzschnell eine detaillierte Aufnahme von Pan-Sens rechtem Auge. Das Irismuster wurde gespeichert, sodass nachgewiesen werden konnte, dass der Tanjaj Pan-Sen in diesem Tempel gewesen war, um sich spirituell zu reinigen. Ein weiterer Scanner fertigte gleichzeitig eine Ganzkörperaufnahme an, die telemetrisch ausgewertet wurde.
    Pan-Sen kniete nieder.
    Er rezitierte die vorgeschriebenen Gebete. Texte, die er seit frühester Jugend kannte und automatisch durch den Schnabel brachte. Er schloss dabei die Augen, um die innere Versenkung zu vertiefen.
    Schließlich kam aus einem Schlitz in der Registrierungsstelle ein verplombter Datenträger, der etwa halb so groß war wie die Kralle am kleinsten Finger eines Qriid.
    Darauf waren jetzt die Nachweisdaten gespeichert.
    Pan-Sen öffnete die Augen.
    Er nahm den Datenträger aus dem kleinen Ablagefach heraus und wandte sich zum Gehen. Zwischen den Säulen trat ihm

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