Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Schichtantritt im Industriekomplex war.
    Raumsoldaten, die auf Planetenurlaub waren, konnte man hin und wieder in den Tempeln, die es überall in der Stadt gab antreffen. Oder sie suchten das Vergnügen in halblegalen Etablissements, in denen es abgestandene und kaum noch lebendige Hsirr-Käfer, Stimulanzen und untugendhafte Eierlegerinnen gab, die einem Gewerbe nachgingen, das die Priesterschaft seit ewigen Zeiten bekämpft und verdammt hatte, obgleich es ihr nie gelungen war, es vollständig auszurotten.
    Normalerweise war es auch des Nachts kein Problem, sich in den engen Gassen Sarashtors zu bewegen. Die Kriminalität war nicht der Rede wert und wenn man den lemurenartigen geflügelten Affen nicht zu nahe kam, die nach Einbruch der Dunkelheit in Horden durch die wilden Siedlungen zogen, um sich über den Müll herzumachen, dann brauchte ein aufrechter Qriid hier nichts zu fürchten.
    Aber für Tloam-Ser und Pan-Sen galt dies nicht.
    Bilder von ihren Gesichtern mit detaillierten Angaben zu ihren individuellen Kennzeichen waren über die großformatigen flachen Bildschirme geflimmert, die es hier in jedem Haus und auf jedem öffentlichen Platz gab. Religiöse Zeremonien von planeten- oder sogar imperiumsweiter Bedeutung, wie etwa die Inthronisierung des neuen Aarriid wurden auf diesem Weg übertragen. Unterhaltung in jeder Form war hingegen vollkommen verpönt. Das Programm hatte der religiösen Erbauung und der Anstachelung des Kampfeswillens zu dienen und nicht der Vertreibung von Langeweile.
    Dass über die Medien nach gesuchten Verbrechern, untugendhaften Eierlegerrinnen oder den Betreibern sittenloser Glücksspiele gefahndet wurde, kam hin und wieder vor. Auch wenn sich ein Importeur von Hsirr-Käfern erdreistete, auf dem Markt Ware anzubieten, die nicht mehr lebendig – und damit nach allgemeiner, unwidersprochener Auffassung vollkommen ungenießbar war – musste er damit rechnen, über die Medien angeprangert zu werden.
    Allerdings war auf diesem Weg seit Qriidgedenken noch nie zur Suche nach Ketzern aufgerufen worden.
    Und genau das war nun geschehen.
    Es hatte Pan-Sen einen Stich versetzt, als er sein eigenes Bild zum ersten Mal von einem der Großbildschirme hatte herabblicken sehen. Die Daten stammten ohne Zweifel aus dem Bordrechner des Kriegsschiffes, auf dem er normalerweise Dienst tat und auf das er jetzt wohl nie wiederzurückkehren konnte.
    »Sie fürchten uns«, hatte Tloam-Ser dieses Ereignis kommentiert. »Sie ahnen bereits, wie groß die Macht des Friedensbringers ist und dass sein Wort das Wasser ist, dass die Mauern der Ignoranz, auf denen das Regime des Tanjaj-Mar auf Qriidia errichtet ist, langsam aushöhlen und schließlich zum Einsturz bringen wird.«
    Tloam-Ser schien vom Vertrauen in diesen Prediger wahrlich erfüllt zu sein.
    Bei Pan-Sen lag die Sache etwas anders. Auch wenn er noch sehr an die Richtigkeit seiner Worte glaubte, so hatte er doch großen Zweifel daran, dass es einem einfachen, unbewaffneten Qriid gelingen konnte, die stärkste bewaffnete Macht des Universums in die Knie zu zwingen.
    Dazu gehörte schon etwas mehr, als sich vor dem Handtraser eines Raumsoldaten zu schützen…
    Und doch war Pan-Sen überzeugt davon, dass es langfristig gesehen keine Alternative zu dem Weg des Friedens gab, den der Prediger propagierte. Andernfalls würde das Imperium irgendwann an seiner eigenen Gier und seinem Expansionsdrang ersticken und zu Grunde gehen. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Die beiden Qriid hetzten die dunkle, kaum beleuchtete Gasse entlang. In die öffentliche Beleuchtung war so gut wie nichts investiert worden. Der Krieg forderte alle Mittel. Die Gläubigen mussten zurückstehen und sich bescheiden. Sollten sie in aller Demut ihre Eier ausbrüten und neue Soldaten oder Arbeiter in der Produktion heranziehen. Die Glückseligkeit würde auf sie alle im Jenseits warten. So war es Generationen von Qriid gesagt worden und sie hatten es geglaubt und bereitwillig ihr Leben, ihre Gesundheit und ihr persönliches Glück dafür geopfert.
    Ein Gleiter flog im Tiefflug über die Häuser. Der Scheinwerferkegel schwenkte über die unebene Gasse. Tloam-Ser und Pan-Sen sprangen in eine Türnische und pressten sich dicht ans Mauerwerk, bis der Gleiter über sie hinweg geflogen war.
    Die Sicherheitskräfte hatten ihre Suche nach ihnen intensiviert. Es waren mehr Fahrzeuge und Bewaffnete im Einsatz und so wurde es für die beiden Flüchtenden immer schwieriger, dem engmaschigen Netz der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher