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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ansonsten unweigerlich zu Machtkämpfen kam.
    Wenn ich mich nicht in den Sand lege, könnte es sein, dass mich die Lebenskraft irgendwann nach der Flut verlässt. In dem Fall gibt es bis zum Eintreten der nächsten Flut keinen Herrscher, weil keine Mutanten gezeugt wurden, ging es Shaziru durch den Kopf.
    Diese Gefahr war durchaus real. Die Anflüge von Agonie und Gleichgültigkeit waren häufiger geworden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich seine Lebenskraft dem Ende neigte. Außerdem gab es körperliche Veränderungen.
    Sein Sehvermögen hatte beispielsweise nachgelassen.
    Was spricht dagegen, sich im Sand begraben zu lassen?, überlegte der Herrscher nun. Die Flut steht unmittelbar bevor…
    Es gab ein Argument, das ihn zögern ließ. Ein Argument, das über seinen eigenen Überlebenswillen hinausging.
    Wenn Shaziru sich im Sand des Meeresbodens eingraben ließ, bedeutete dies den Beginn eines Interregnums. Bis sein Nachfolger geschlüpft und so weit herangewachsen war, dass er tatsächlich Entscheidungen von politischer, religiöser und gesellschaftlicher Tragweite zu treffen vermochte, würden einige Planetenumläufe vergehen.
    Dies war eine Zeit, in der die Priesterschaft faktisch die Macht in den Händen hielt. Aber Entscheidungen von großer Tragweite wurden traditionell in diesen Phasen der Fash'rar-Geschichte nicht getroffen.
    Eine eigenartige Erstarrung schien dann jedes Mal den gesamten Planeten und die Kultur der Fash'rar zu befallen.
    Shaziru hatte in dieser Hinsicht die Journale seiner Vorgänger sehr aufmerksam studiert.
    Ausgerechnet jetzt darf es kein Interregnum geben, durchzuckte es Shaziru. Die Kinder der Flut sind zu Spielbällen von zwei weit überlegenen Mächten geworden. Es ist wichtig, dass sie sicher durch diese Zeit des Umbruchs gebracht werden!
    Die Gesänge der Priester verstummten in diesem Augenblick, und die plötzlich entstandene Stille holte Shazirus Bewusstsein augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück.
    Rewsay, der Oberpriester, gab den anderen Priestern ein Zeichen. Sie gehörten alle dem Orden der Flut an, der traditionellerweise das Privileg genoss, sämtliche in Zusammenhang mit dem Herrscher stehenden Rituale durchzuführen.
    Die anderen zogen sich zurück. Beinahe lautlos glitten ihre aus Flossen entstandenen Füße über den Boden. Augenblicke später hatten sie alle den Raum verlassen – bis auf Rewsay, den Oberpriester.
    »Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen, ehrenwerter Herrscher«, sagte Rewsay. »Dinge, die keinen Aufschub dulden.«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrem Geschwätz, Rewsay. Es gibt vor dem heutigen Heiligen Bad nichts zu entscheiden«, erwiderte Shaziru. Er drehte sich dabei noch einmal in dem nassen Sand herum. Ein wohliges Gefühl durchströmte ihn.
    Rewsay trat näher. Sein Fischmaul verzog sich auf eine Weise, die gegenüber dem amtierenden Herrscher geradezu respektlos war. »Sie tragen alle Zeichen eines Flutkindes, das bald in den Sand geht«, erklärte der Oberpriester gelassen. »Ich habe Sie genau beobachtet und Sie selbst können die Zeichen unmöglich übersehen haben.«
    Shaziru hob den Kopf. Er war überrascht. »Das ist es, was Ihnen Sorgen macht?« Ein würgender Laut drang aus dem lippenlosen, von einem wulstigen Rand abgegrenzten Mund heraus. Ausdruck von gewaltiger Heiterkeit.
    »Das – und anderes.«
    »Jeder weiß, dass meine Lebensspanne selbst für einen Mutanten-Herrscher schon sehr lange währt und der Tag, an dem ich in den Sand gehe, nicht mehr fern sein kann. Ich gebe darüber hinaus gerne zu, dass ich selbst schon daran gedacht habe, dem Beispiel meiner Vorfahren zu folgen… Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt nicht zu einem Interregnum kommen darf.«
    »Es beruhigt mich, dass Sie dieser Auffassung Ausdruck verleihen, mein Herrscher«, erklärte Rewsay.
    Die Art seines Ausdrucks und der Heftigkeit, mit der die Schnalz- und Knacklaute zwischen den Mundwülsten herausgepresst wurden, straften ihn Lügen.
    Ein Vorteil des langen Lebens, dachte Shaziru, ist die Erfahrung. Das absolut sichere Urteil, was die Körpersprache eines Gegenübers angeht. Kleinste Nuancen reichen aus, um zu erkennen, was jemand wirklich denkt…
    Rewsay war alles andere als beruhigt.
    »Sie wissen, in welch prekärer Lage wir sind«, stellte der Oberpriester fest. »Unser Volk droht in einen interstellaren Krieg hineingezogen zu werden, in dem man uns wie Ungeziefer zerquetschen würde.«
    »Ich glaube, es ist unvermeidbar,

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