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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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entluden. Die dabei entstehenden Binnenmeere machten dann etwa zwanzig Prozent der Planetenoberfläche aus.
    Das war die große Flut, die für die Religion und das Sozialleben der Fash'rar eine zentrale Bedeutung hatte.
    Shaziru verfügte über äußerst sensible Sinne, die auch leichte Veränderungen im planetaren Magnetfeld oder feinste seismische Erschütterung wahrzunehmen vermochte – insbesondere wenn das Ritual des Heiligen Bades durchgeführt wurde. Es war nicht einfach Wasser, worin er dann schwamm, sondern eine Lösung von Mineralien, die Shazirus Sinne noch mehr schärften.
    Das ist die eigentliche Lebensaufgabe, die ich habe, ging es dem Herrscher der Fash'rar durch den Kopf. Ich muss die Flut vorhersagen, die Flut bedeutet Leben. Ohne die Flut gibt es keine Fortpflanzung für uns. Herrschen könnte auch ein anderer. Selbst ein Nicht-Mutant mit einer lächerlich kurzen Lebenspanne, die nur den Bruchteil eines Flutzyklus ausmacht und im Grund des Meeres zwangsläufig ihr Ende findet. Aber so ist das eben. Kinder der Flut nennen wir uns selbst. Die Flut bringt uns hervor. Die Flut nimmt uns zu sich. Der Flutgott ist die Verkörperung unseres Seins.
    Wie oft schon hatte Shaziru das Kommen und Gehen der Flut erlebt. Das Hervorquellen der heißen Geysire aus dem tiefsten Inneren des Planeten, aufgekocht in Schluchten, wo nur eine hauchdünne Kruste die Trennlinie zum brodelnden Magma bildete. Ein erhabener, ja göttlicher Anblick waren die emporschießenden Fontänen.
    Gibt es so etwas wie einen Überdruss an der Existenz?, fragte sich der Herrscher der Fash'rar, während sich seine Gedanken im Singsang der Priester verloren. Kann es sein, dass man irgendwann satt vom Leben ist und die Dinge um einem herum nicht mehr von Interesse zu sein scheinen?
    Allein schon, dass er sich diese Frage stellte, alarmierte Shaziru zutiefst. Du ahnst es doch… Genau diese Gedanken gehören zu den Zeichen, dass sich deine Zeit dem Ende nähert.
    Deine Vorgänger haben es in ihren Geheimen Journalen beschrieben. Immer wieder. Was dir widerfährt, geschieht nicht zum ersten Mal!
    Shaziru spürte, dass die nächste Flut ganz nah bevorstand.
    Alle Anzeichen deuteten daraufhin. Aber bislang hatte er geschwiegen – der Priesterschaft gegenüber ebenso wie auch allen an der Regierung beteiligten Fash'rar.
    Doch die Zeichen waren immer deutlicher geworden, und es war nur eine Frage der Zeit, dass dies auch die gewöhnlichen Fash'rar erkannten. Sie verfügten zwar nicht über die besondere Sensibilität eines Mutanten, aber sie besaßen Messgräte.
    Messgeräte, deren Weiterentwicklung allerdings niemals besondere Priorität genossen hatte, da sich die Fash'rar auf die Wahrnehmung ihres Herrscher-Mutanten verlassen hatten, die jede, für den technischen Horizont der fischartigen Bewohner Heptagons denkbare Messtechnik bei weitem übertrafen.
    Shaziru stand vor einer Entscheidung, die sich nun nicht länger aufschieben ließ.
    Bevor seine Kräfte nachließen und sich auch seine überlange Lebenspanne dem Ende zuneigte, musste er sich bei lebendigem Leib in den zukünftigen Meeresgrund eingraben, so wie es auch das Schicksal jedes gewöhnlichen Fash'rar war.
    Bei reduziertem Stoffwechsel konnten sie dort Zeiträume überleben, die mehreren tausend Erdjahren entsprachen.
    Wenn die Flut kam, erwachten sie aus ihrer todesähnlichen Starre. Nur in dieser Zeit konnte der genetische Austausch unter den insgesamt sieben Geschlechtern der Fash'rar stattfinden. Nach der Eiablage starben deren Erzeuger.
    Nachdem die Flut versickert war, wurden die befruchteten Eier von den Überlebenden ausgegraben und konserviert. Nur nach und nach wurden sie ausgebrütet. Dabei durften niemals zu viele Fash'rar auf einmal schlüpfen, denn niemand wusste, ob die nächste Flut in dreihundert oder in tausend Planetenumläufen wiederkehrte. Daher bestand immer das akute Risiko, dass die kulturelle Kontinuität der Fash'rar abriss.
    Archäologen hatten herausgefunden, dass dies bereits mindestens dreimal in der Geschichte der Fischartigen geschehen war.
    Neben dem sparsamen Umgang mit den befruchteten Fash'rar-Eiern gab es noch einen weiteren Garanten dieser Kontinuität.
    Den langlebigen Herrscher.
    Das Band zu den Vorfahren.
    Wenn der Herrscher selbst am genetischen Austausch teilgenommen hatte, kamen auch mutierte Nachkommen zur Welt. Der Priesterschaft oblag es, darunter den Nachfolger des Herrschers auszuwählen und alle anderen Mutanten zu töten, da es

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