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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erläuterte der Leiter des Forschungscamps. »Alles, was im Äther ist, gehört allen, so sagt ein Spruch aus dem Kasangor-Gesang, der Wichtigsten alten Überlieferung dieses Volkes, in dem auch die Schöpfungsmythen enthalten sind, an die man hier noch immer glaubt. Danach wurden die Neetrass für einen schlimmen Frevel gegen die Sonnengötter bestraft, weswegen ihre Welt aus der Bahn geriet und nun bis in alle Ewigkeit dazu verdammt ist, alle 1243 Erdjahre eine fast zweihundert jährige Zeit des Brandes zu durchleben. Die Sonnengötter selbst sprechen nicht mehr zu den Neetrass. Nur ihr Orakel bewahrt sie vor dem Schlimmsten.«
    »Ein ziemlich deprimierender Mythos würde ich sagen«, meinte Bruder Guillermo. » Eine frohe Botschaft stelle ich mir jedenfalls anders vor.«
    »Die Lebensumstände der Neetrass haben ihre religiösen und philosophischen Ansichten zweifellos geprägt«, erwiderte Bruder Leander. Er drehte sich zu den anderen Mitgliedern des Außenteams um und fuhr dann etwas unvermittelt fort: »Für Sie alle gibt es hier übrigens genug Übernachtungsmöglichkeiten. Ist zwar alles ein bisschen beengt, aber wie ich annehme, sind Sie durch Ihren Dienst an Bord der STERNENKRIEGER daran gewöhnt, mit wenig Platz auszukommen.«
    »Kein Problem, Sir!«, meinte Norbert Gento auf seine gewohnt militärisch-zackige Weise. Er stutzte jedoch im nächsten Moment und wollte sich korrigieren. »Ich meine…«
    »Nennen Sie mich einfach Bruder«, schlug der Leiter des Olvanorer-Camps auf seine freundliche, recht gelassen wirkende Art vor.
    »Wie Sie meinen«, brummte Gento.

    *

    Was hat der Fremde nur damit beabsichtigt, mir in einem derart frühen Stadium unserer Kontaktaufnahme seinen Individualnamen verraten zu haben, ging es Ayre durch den etwa fußballgroßen, aber nichtsdestotrotz im Verhältnis zu seinem Gesamtkörper ausgesprochen kleinen Kopf. Allerdings diente dieser Kopf eigentlich auch nur dazu, die wichtigsten Sinnesorgane des Neetrass zu beherbergen, deren Funktionsweise im Inneren des von einem massiven Panzer geschützten Körpers nicht mehr möglich gewesen wäre.
    Insbesondere galt dies für die Augen, das feine Gehör und das ebenso feine Sonar, dessen Signale von der Panzerwand reflektiert worden wären, hätte sich der Sitz des dazugehörigen Organs im Körperinneren befunden.
    Das Gehirn hingegen befand sich an der am besten vor Strahlung geschützten Stelle des Neetrass-Körpers. Es lag beinahe im Mittelpunkt und wurde außer durch die massiven Panzerplatten auch noch durch eine fast einen halben Meter dicke Blase geschützt, die mit Wasserablagerungen gefüllt war und so auch die letzten Neutronen davon abhielt, in das Gehirn einzudringen.
    Ayres Alter entsprach etwa dreißig Erdjahren.
    Für einen Neetrass war er bereits recht betagt. Er spürte deutlich die beginnende Schwäche in seinen Gehextremitäten.
    Außerdem wurden seine Augen schlechter und das Gehör ließ nach.
    Nur sein Verstand und sein Urteilsvermögen arbeiteten besser als je zuvor, weswegen er in den Rat der Weisesten der Neetrass-Nationen gewählt und schließlich sogar zum Sprecher bestimmt worden war.
    Ayre wusste, dass sich seine Lebensspanne unweigerlich dem Ende zuneigte. Aber das schreckte ihn nicht. Er teilte den Glauben der Neetrass, dass die Seelen der Toten gnädige Aufnahme bei den beiden Sonnengöttern fanden – etwas, das den Lebenden auf Grund des Urfrevels verwehrt blieb.
    Bis es so weit war, würde er seine verbleibende Kraft und sein gesamtes Wissen einsetzen, um seinem Volk zu dienen.
    Was wollen die Fremden mit dem Sternenschiff?, fragte sich Ayre immer wieder. Er fand keine Antwort darauf, aber er war daran gewöhnt, dass es oft keine eindeutigen und schnellen Antworten gab. Der Umgang mit dem Orakel hatte ihn das gelehrt. Der Weg bis zum Landepunkt des Sternenschiffes ist kurz. Du wirst dem Menschen, der dir seinen Namen offenbarte, bald entgegentreten müssen. Das gebietet schon die Höflichkeit.
    Aber da war auch eine deutliche Portion Misstrauen in Ayres Innerem. Misstrauen, dessen Herkunft schwer zu ergründen war. Von den Kutten tragenden Forschern, die seit einiger Zeit auf der Welt der Neetrass lebten, hatte Ayre einiges über die Menschheit erfahren. Oft hatte er sich mit jenem Individuum unterhalten, dessen Individualbezeichnung Bruder Leander lautete. Aber obwohl er Bruder Leanders Individualbezeichnung durch das Abhören des Funkverkehrs kannte, und umgekehrt auch Bruder Leander mit

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