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Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4)

Titel: Captain und Commander (Chronik der Sternenkrieger 1-4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sicherheit der Name Ayre ein Begriff war, hatten Ayre und der Kuttenträger sich gegenseitig ihre Individualbezeichnungen niemals offiziell offenbart. Das hatte Ayre allerdings nicht davon abgehalten, mit diesem Angehörigen einer zweibeinigen und rein physisch gesehen erstaunlich schlecht geschützten Spezies, ein fast freundschaftliches Verhältnis zu pflegen. An den ehrenwerten Zielen der Kutteträger konnte für ihn kein Zweifel bestehen.
    Und doch hatte er gezögert, ein so fremdartiges Wesen zur offiziellen gegenseitigen Verkündung der
    Individualbezeichnung aufzufordern…
    Vielleicht liegt der Grund deines Misstrauens darin, dass die Besatzung dieses Sternenschiffs sich ganz offensichtlich von den Kuttenträgern erheblich unterscheidet, überlegte Ayre. Er hatte von Bruder Leander einiges über diese Unterschiede erfahren. Unter anderem wusste er, dass die Forscher durch einen tief empfundenen Glauben untereinander verbunden waren. Sie strebten nach Wissen und Erkenntnis, aber nicht nach Macht und Einfluss. Für die anderen Zweibeiner galt dies nur eingeschränkt.
    Ayre befand sich in einem niedrigen Raum, der von sparsamen, bläulichem Dämmerlicht erfüllt wurde, das von fluoreszierenden Steinen ausging. Der Raum war Teil der Siedlung Gash-Nomra, die sich fast hundert Meter unter der Oberfläche befand.
    Ein schriller Piepton zeigte an, dass jemand mit Ayre in Kontakt zu treten wünschte.
    Ayre schaltete eine Funkphase frei.
    Auf einem der Bildschirme erschien das Gesicht eines anderen Neetrass. Ayre kannte ihn gut genug, um seine Individualbezeichnung zu kennen. Allerdings waren sie sich niemals persönlich begegnet, sondern hatten stets nur über Funk kommuniziert. Sein Gesprächspartner hieß Sanre und war ebenfalls Mitglied im Rat der Weisesten. Er lebte in einer Siedlung auf der entgegengesetzten Seite des Planeten, aber das planetare Funknetz machte über seine Vielzahl von Relaisstationen eine einwandfreie Verbindung möglich.
    »Seien Sie gegrüßt, Sanre«, sagte Ayre, dessen mittleres Auge sein Gegenüber zu fixieren schien.
    »Es gibt eine dringende Angelegenheit, die ich unbedingt mit Ihnen besprechen möchte, Ayre.«
    »Ich nehme an, es geht um die Ankunft des Sternenschiffs und seiner Menschenbesatzung. Ich weiß, dass Sie dagegen waren, weiteren Angehörigen dieser Spezies den Aufenthalt auf unserer Welt zu gestatten, aber der Rat der Weisesten hat nun einmal mehrheitlich so entschieden und das Orakel hat ihm nicht widersprochen.«
    »Nein, darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    »Der erste Einäugige dieses Planetenumlaufs wurde aus dem Ei geschlagen!«
    Ayre war perplex.
    Er öffnete seinen zahnlosen Mund und erzeugte durch Vibrationen der darin enthaltenen Membranen, mit deren Hilfe die halbintelligenten, noch unzivilisierten Urahnen der heutigen Neetrass Sand auf verwertbare Biomasse hin zu filtern vermocht hatten, ein zischende Geräusch. Für einen Neetrass Ausdruck höchsten Erstaunens.
    »Das ist unmöglich«, stieß Ayre hervor. »Den Aufzeichnungen unserer Ahnen nach werden die ersten Einäugigen erst geboren, wenn die Zeit des Ewigen Tages kurz bevor steht. Aber bis dahin vergehen noch mindestens drei Generationen.«
    »Ich war ebenso erstaunt wie Sie, Ayre. Aber es entspricht den Tatsachen. Ich habe die Mühe auf mich genommen und meine Siedlung verlassen, um den Neugeschlüpften selbst zu untersuchen. Er hat tatsächlich nur ein Auge. Das Zeichen der Langlebigkeit.«
    »Was sagt das Orakel dazu?«
    »Es äußert sich unverständlich. Vielleicht ist es ein Teil des Erbfluches, mit dem uns die Sonnengötter gestraft haben. In den Augenblicken, in denen wir am dringendsten auf ihre Worte angewiesen wären, versteht das Orakel es nicht, sie klar und deutlich zu übermitteln.«
    »Ich nehme eher an, dass es an der Unfähigkeit unserer Interpretation liegt«, erklärte Ayre und stieß zur Unterstreichung seiner Worte einen grollenden Laut aus, der aus der Tiefe seines zahnlosen Schlundes kam und offenbar durch Benutzung von Hohlräumen im Inneren als Resonanzkörper entstand. Auf diese Weise konnten starke Infraschalllaute erzeugt werden, deren Vibrationen in der Alten Zeit vor Erfindung des Funkverkehrs, als die Neetrass noch als sandfressende Nomaden durch die Öde gezogen waren, eine Verständigung über Hunderte von Kilometern erlaubt hatten.
    Seit der Erfindung des Funks vor etwa zwanzig Planetenumläufen war die Fähigkeit der Infraschallverständigung allerdings fast

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