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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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doch sie brachten ihn noch immer nicht zurück. Vermutlich hatte Arun einfach keine Stimme mehr, um zu schreien. Der Gedanke rumpelte vollkommen klanglos und kalt durch meinen Kopf. Ich lachte. Das war solch eine alberne Vorstellung.
    Ich schaute auf meine Hände und hoffte so sehr, dass es die Nachwirkungen des Giftes waren, die mich sehen ließen, wie meine Haut verrottete und zerfiel. Wie Maden sich um meine Knochen wanden, davon abtropften wie Regen und in meinen Schoß fielen. Ich blinzelte. Meine rechte Hand war starr von getrocknetem Blut. Ich hatte kaum mehr Gefühl in ihr.
    Auch meine Zunge fühlte sich seltsam an. Pelzig. Der furchtbare Gedanke überkam mich, dass sie mir eine lebende Ratte in den Mund gesteckt hatten, die mich von innen zerfressen sollte. Panisch beugte ich mich vor und steckte einen Finger in meinen Hals. Ich würgte und würgte, doch kaum mehr als bittere Galle kam hervor.
    Ich biss mir auf die Zunge. So fest, wie ich es fertigbrachte. Schon bald schmeckte ich Blut. Doch ich wusste nicht, ob es mir gelungen war, das Tier zu töten, denn ich konnte das Fiepen immer noch hören. Es war überall. Um mich herum, unter mir, neben mir. In meinem Schädel.
    Ich schlug meinen Kopf gegen die Wand und der Schmerz blendete mich einen Moment so weit, dass ich nichts tun konnte als nur dazuliegen. Doch das Fiepen wollte nicht aufhören. Es war mittlerweile mehr ein Kreischen.
    Glas schrammte über Glas, ritzte in Felsen, riss funkensprühend über Haut.
    Schritte auf dem Stein vor meiner Zelle. Der Schlüssel wurde gedreht, rasselnde Ketten verschoben sich und dann spuckte das eiserne Tor einen Lichtträger aus. Es war der, der Arun durchbohrt hatte. Schwarze Schlieren vom Blut des Dämons hingen noch immer in den Federn seines linken Flügels. Sein Haar hatte die Farbe von Gold, doch seine Augen waren die gleichen hohlen Spiegel wie die der anderen.
    Mit einem genüsslichen Lächeln beugte er sich zu mir hinab, legte seine Hand beinahe zärtlich um meinen Oberarm, richtete sich auf und schleifte mich über den Steinboden hinter sich her. Ich konnte nicht ermessen, welche Angst größer war – die um mich selbst oder die um Arun.
    Er schleppte mich durch dunkle Gänge mit hohen Decken, hinein in einen weiten Raum, der mehr eine Höhle war. Es roch nach Rauch und Blut.
    Ich wurde hochgehoben und auf eine Bahre gelegt.
    Carmejs strahlendes Gesicht erschien über mir. „Ihn haben wir nur zum Spaß gefoltert“, sagte er und lächelte. „Von dir wollen wir Antworten hören.“
    Ein Kichern sammelte sich in meiner Brust und stieg durch meine Kehle auf. Was wollten sie mir noch antun, das schlimmer war als das, womit mein eigener Geist mich quälte? Was sollte noch grausamer sein, als Aruns Schreie hören zu müssen, ohne ihm helfen zu können?
    Das Kichern entwickelte sich zu einem schmerzhaften Krampf. Die Lichtträger sahen mich mit ihren Spiegelaugen an. Sie wirkten verwirrt.
    „Ihr seid Kinder“, würgte ich hervor. „Wehrlos und … ohne eigenen Willen.“ Da war es wieder, das Lachen. Es brach aus meiner Brust und sprang von Wand zu Wand.
    Ich hörte, wie der bluthaarige Lichtträger stöhnte. „Was habt ihr ihr gegeben?“, herrschte er den anderen an. „Sie ist absolut unbrauchbar in diesem Zustand!“
    „Gar nichts“, verteidigte sich der andere. „Als wir sie aufgriffen, war sie schon … so.“
    Mein Lachen war mir aus dem Mund gekullert und nun hatte ich keinen Atem mehr. Das Lachen musste in einer dieser finsteren Ecken stecken, die ich nicht sehen konnte. Sie hatten es mir gestohlen und ich wollte es zurück.
    Ich versuchte zu schreien, doch da war gar nichts mehr. Keine Stimme, nur leere Luft.
    Der Lichtträger beugte sich zu mir hinab, roch meinen Schweiß und fluchte. „Gebt ihr genug Wasser“, wies er den anderen an, „um dieses Gift aus ihrem Körper zu spülen. Morgen früh versuchen wir es erneut.“
    Grobe Hände packten mein Genick. Ein Schlauch wurde mir an die Lippen gehalten, kaltes Nass schwappte über mein Gesicht. Ich hustete und wand mich in ihrem Griff. Mein Kopf wurde noch fester gehalten und plötzlich stießen sie mir den Schlauch brutal in den Mund. Ich biss darauf und kämpfte mich frei.
    Jemand fluchte. Ein harter Schlag traf mich an der Stirn und für einen Moment wurde es schwarz um mich. Doch der beißende Schmerz an meinem rechten Auge ließ mich nicht versinken. Sie stießen mir den Schlauch erneut zwischen die Lippen und diesmal hatte ich keine Wahl

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