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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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hellen Schürze und müden Augen. Als sie Lurian und mich kommen sah, eilte sie zurück ins Hospital, ließ jedoch die Tür für uns geöffnet.
    Ich schlüpfte vor Lurian hindurch und sah mich in der schwach beleuchteten Halle um. Die Luft war stickig. Kohlepfannen wärmten den Innenraum, es roch nach Kräutern und nach Krankheit. In Dreierreihen säumten die Betten der Verletzen und Kranken den langen Raum und zwischen ihnen gingen ein Mann und eine Frau, die ebenfalls helle Schürzen trugen die Betten ab. Ein junges Mädchen wusch einen der Patienten mit einem feuchten Lappen und ein älterer Mann fütterte einen anderen mit Brühe. Weiße Vorhänge trennten den hinteren Teil der Scheune ab.
    Die Frau, die vor der Tür gelehnt hatte, hielt direkt auf diese Vorhänge zu. Dahinter konnte man eine Figur im Schattenspiel der Kohlepfannen erkennen. Ich schaute mich kurz nach Lurian um und bemerkte zu meiner Überraschung, dass er eine andere Gestalt angenommen hatte und seine Flügel unsichtbar hatte werden lassen. Nun sah er aus wie ein rothaariger Mann im mittleren Alter, mit heller Haut, Sommersprossen und einer krummen Nase.
    Ich blieb stehen und hob eine Braue. Lurian legte einen Arm um meine Taille und zog mich zu sich heran. „Sieh in ihre Gesichter“, flüsterte er. „Die meisten klammern sich mit verzweifelter Hoffnung ans Leben. Das Auftauchen eines Engels würde sie zu sehr aufwühlen.“
    Ich schluckte und trat von ihm weg. Trotz der anderen Gestalt waren seine Augen noch immer die gleichen und der Ausdruck darin verunsicherte mich. Es war nicht so, dass mich seine Nähe abstieß, das Gegenteil war der Fall und genau deshalb schob ich seine Hand von meiner Taille.
    „Das solltest du nicht tun“, sagte ich leise und sah ihn ernst an.
    „Hm“, machte Lurian nur, dann trat er an mir vorbei und schritt auf den Vorhang zu.
    Die Schattengestalt dahinter stellte sich als Rosana heraus, die geschäftig damit zugange war, verschiedene Kräuter aufzukochen, Salben zu rühren und duftende Pasten auf weiße Verbände aufzutragen. Ihr flammendes Haar hatte sie streng zurückgebunden. Sie sah zutiefst erschöpft aus, jedoch zufrieden. Auf einer Liege hinter ihr schnarchte Fehr im steten Rhythmus.
    Die Frau, die am Eingang gestanden hatte, flüsterte Rosana gerade etwas ins Ohr. Rosana hob den Kopf von ihrer Arbeit, erkannte uns und flog auf mich zu. Ehe ich mich versah, fand ich mich in ihrer stürmischen Umarmung wieder.
    „Cara!“, rief sie freudig. „Wie geht es dir? Arun war soeben hier. Und Lurian.“ Sie legte ihre Hand an seine Wange und betrachtete sein Gesicht. „Schick“, kommentierte sie mit einem Zwinkern. „Ihr zwei“, sie schüttelte den Kopf und betrachtete mich von oben bis unten. „Was führt euch her.“
    Ich sah kurz zu der dunkelhaarigen Frau hinter Rosana. „Ich wollte dich sehen“, gestand ich. „Und dir ein paar Fragen stellen, wenn ich darf.“
    Die Anwesenheit der anderen Frau und der vielen Kranken machte mich verlegen. Dies war Rosanas Reich und zu sehen, welche Arbeit sie leistete, sich um so viele Patienten zu kümmern, machte großen Eindruck auf mich. Ich selbst hätte kaum eine Idee, wie ich auch nur einen einfachen Beinbruch oder eine ernsthafte Erkältung behandeln sollte.
    Rosana lachte. „Aber ja, Liebes. Komm, komm mit. Avera kommt auch ohne mich zurecht. Nicht wahr?“ Die Dunkelhaarige nickte. „Lurian“, wandte Rosana sich an den Engel. „Mach dich nützlich.“ Sie wedelte in Richtung der Kranken.
    Lurian hatte einen leicht ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht, nickte jedoch ergeben. Als er sich umdrehte, blitze ein Lächeln auf.
    Rosana hatte derweil einen Arm um mich gelegt und führte mich am schnarchenden Fehr vorbei und auf eine hintere Tür zu. Im Vorbeigehen wandte Rosana den Kopf und rief fröhlich über die Schulter, „Steh auf, Kin Fehr, es gibt Arbeit.“
    Der Bote grunzte im Schlaf, murmelte etwas das klang wie „wahnsinniges Weib“, rollte sich auf die andere Seite und setzte sein Schnarchkonzert fort. Rosana lachte leise, öffnete die schmale Tür und schob mich hindurch.
    Die Kälte traf mich unerwartet. Ich konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Rasch zog Rosana die Tür hinter sich zu und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Wir standen in einem kleinen Hinterhof, der von steilen Holzwänden umschlossen war. Ein mickriger Baum bibberte in der Mitte des Platzes. Daneben stand eine schiefe Bank.
    Rosana nahm meinen Arm und lenkte mich

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