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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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zu sprühen. „Marmon muss gestürzt und vernichtet werden. Ich würde einiges für dein gläsernes Schwert geben.“
    Er hob eine Hand. Ich zuckte zusammen, doch Lurian tat nichts anderes, als ein welkes Blatt von meiner Schulter zu heben. Als er die Hand wieder zurückzog, schabte das Blatt über die Haut an meinem Kiefer und für die Dauer einiger Herzschläge glaubte ich fast, er würde sich noch weiter vorbeugen. Er war bereits so nahe, dass ich seine dunkelroten Wimpern zählen konnte.
    „Cara, ich habe nicht vorgehabt, dich in Gefahr zu bringen“, raunte er. „Das zumindest solltest du mir glauben.“
    Ich schluckte und trat endlich von ihm weg. Im Grunde hatte ich nie wirklich glauben wollen, dass Lurian boshafte Absichten mir gegenüber hegte, doch es war etwas an ihm, dass mich zögern ließ. „Zumindest Rosana wird dir dankbar dafür sein, dass du die Tore zur unteren Stadt geöffnet hast.“
    Lurian grinste. „Wenn ich mich recht erinnere, waren ihre dankbaren Worte so etwas wie ‚na endlich, Engel‘.“
    Auch ich musste lachen. Ich konnte mir Rosana lebhaft dabei vorstellen. „Wie geht es ihr?“, fragte ich, von einer unmittelbaren Sehnsucht ergriffen. Die rothaarige Kräuterfrau war zwar temperamentvoll und äußerst freigiebig mit ihrer zumal schmerzhaft direkten Meinung, doch wenn ich ehrlich war, schätze ich ebendiese Eigenschaften an ihr und … ich vermisste sie. Auf ihre Art war Rosana unerschütterlich.
    Lurian legte den Kopf schräg und musterte mich. „Willst du sie sehen?“, fragte er. „Sie ist sicherlich im Hospital in Wulfrins Tor.“
    Ich runzelte die Stirn. Der Tag war nicht fern und ich wollte Arun nicht schon wieder ohne eine Nachricht zurückzulassen.
    Lurian schien meine Gedanken zu lesen. „Es besteht die Möglichkeit, dass dein Dämon gerade bei ihr ist. Rosana hat Sowanje um Unterstützung gebeten, was die Ernährung der Kranken und Verwundeten angeht. Arun hat heute Nacht auch für sie gejagt.“
    Unschlüssig stand ich da, starrte Lurian skeptisch an und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Was er gesagt hatte, klang durchaus plausibel und ich wollte Rosana unbedingt sehen. Nicht nur, weil ich sie mochte. Es gab da ein paar Fragen, die ich Arun nicht stellen konnte, die sie jedoch vielleicht beantworten konnte.
    Lurian zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.
    „Warte!“ Ich lief ihm nach, stellte mich vor ihn hin und sah ihm fest in die Augen. „Ich komme mit dir.“ Ich holte tief Luft. „Versprichst du mir, mich zurückzubringen, wenn ich mit Rosana gesprochen habe?“
    Der Himmel über uns leuchtete in der gleichen Farbe wie das Haar des Engels. Lurians Mundwinkel zuckten. „In Ordnung.“ Er nickte. „Gib mir deine Hand.“
    Das strahlende Licht des Engels umfing mich, sobald meine Finger die seinen berührten. Ein brausender Wasserfall aus glitzernder Helligkeit rauschte um mich herum und schloss mich ein. Ich holte tief Luft, genoss den Frieden und die Ruhe, die Lurians Licht mit sich brachte.
    Einen Herzschlag später standen wir auf den Zinnen der inneren Stadtmauer von Wulfrins Tor. Hinter den schneebedeckten Hügeln jenseits der Stadt erhob sich die Sonne in einen Schleier aus Nebel gehüllt. Ihre Strahlen waren noch schwach und kaum mehr als ein rötliches Glühen.
    Der Wachmann neben mir schrak zurück, hob hastig seinen Speer und verhedderte sich in der gleichen Bewegung in dem langen Umhang, den er gegen die Kälte um die Schultern geschlungen hatte. Als er jedoch erkannte, wen er vor sich hatte, wich der erschrockene Ausdruck auf seinem Gesicht ehrlicher Erleichterung. Er blies einen weißen Atemzug in die Luft und nickte mir zu.
    Ich lächelte entschuldigend zurück und nickte ebenfalls. Lurian schenkte dem Mann keinerlei Beachtung, sondern warf einen prüfenden Blick in den Himmel. „Es wird bald schneien“, bemerkte er abwesend. „Gehen wir.“
    Wir stiegen eine steile Treppe hinunter und die Wachen ließen uns bereitwillig ein schmales Tor passieren, das direkt in die untere Stadt führte. So früh waren kaum Menschen unterwegs. Unsere Schritte hallten auf dem Kopfsteinpflaster wider als Lurian mich durch die engen Gassen zwischen den Holzhäusern hindurchführte. Erleichtert stellte ich fest, dass niemand mehr bei dieser Kälte in den Straßen frieren musste.
    Nach kurzer Zeit erreichten wir eine größere Scheune, die anscheinend zu einem Hospital umgebaut worden war. Neben der Tür lehnte eine Frau mit dunklem Haar, einer

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