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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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ausladenden Ast und löste so eine kleine Lawine aus, die dumpf zu Boden fiel. Dann endlich trat ich zwischen den Tannen hindurch. Gebückt huschte ich zu einer Buche, lehnte mich dort gegen einen niedrigen Ast, der von einem umgestürzten Baum aus dem Schnee ragte, und beugte mich vor.
    Vor mir lag eine prächtige Lichtung, kreisrund, von Birken und Buchen umstanden. Beim Anblick der Birkenstämme musste ich an das Gefieder der Elster denken: wandelbares Schwarz und leuchtendes Weiß in einem Wesen vereint.
    Am hinteren Ende der Lichtung wuchs eine uralte Trauerweide aus dem Boden. Ihre Äste fielen wie weites Haar um sie herum und die Eiskristalle daran schillerten im schwachen Licht des Tages. Inmitten des freien Platzes stand Sowanje hoch aufgerichtet, ihr Haar leuchtend wie der Schnee. Zu ihren Füßen kniete Lurian mit gesenktem Kopf.
    Ich stützte mich schwerer gegen einen Ast, lehnte mich weiter vor, um mehr erkennen zu können. Sie sprachen miteinander. Nur über was? Vielleicht sollte ich mich näher heranpirschen, um – mit lautem Krachen brach der Ast unter meiner Hand weg, und ich fiel vornüber in den Schnee.
    Hastig kämpfte ich mich auf die Füße, schüttelte Schnee aus meinem Haar und klopfte ihn von meiner Kleidung. Mein Gesicht glühte so sehr, dass ich fürchtete alle Eiskristalle in meiner Nähe zu schmelzen.
    Lurian und Sowanje sahen zu mir herüber. Die alte Frau hob eine Augenbraue und schüttelte missbilligend den Kopf. Dann murmelte sie etwas und schlurfte auf ihren Stab gestützt in Richtung der Hütte davon.
    Lurian hingegen sah amüsiert aus. Er erhob sich elegant aus dem Schnee, ohne den Blick von mir abzuwenden. Seine Flügel entfalteten sich und wuchsen zu einem Kunstwerk von strahlendem Eis in seinem Rücken.
    „Cara“, sagte er freundlich, „welch eine erfreuliche Überraschung.“
    Ich räusperte mich verlegen, wischte mir letzte Schneereste aus den Augen. „Was führt dich her?“, fragte ich kühl.
    Lurian lachte auf und kam über die Lichtung auf mich zu. Er sank nicht im Schnee ein, doch seine Flügel hinterließen zwei Furchen neben seinen Fußabdrücken. „Ich treffe Sowanje von Zeit zu Zeit“, sagte er ruhig, „um ihren Rat zu ersuchen.“
    Er blieb stehen und sah auf mich herab. Sein Haar wirkte wie eine milde Flamme vor all dem Weiß und dem wenigen Dunkel der Äste. „Es tut mir leid, dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Das war nicht meine Absicht.“
    Unter dem ehrlichen Blick seiner bernsteinfarbenen Augen vergaß ich beinahe, weshalb ich einen Groll auf ihn hegte. Um Zeit zu gewinnen, trat ich vollends auf die Lichtung hinaus, schaute mich nach allen Seiten um, bewunderte den rötlichen Schimmer am östlichen Horizont und sah schließlich zurück zu Lurian. „Was waren deine Absichten?“
    Er war meinen Bewegungen aufmerksam gefolgt. Langsam, aber sicher fühlte ich mich unwohl unter seiner genauen Musterung. Sein Blick erinnerte mich an den der Schneeeule.
    Der Engel hob die Schultern und seufzte. „Du hast mich gebeten, dir zu zeigen, wie es den Menschen ergeht. Ich habe dir diesen Wunsch gewährt. Keiner von uns hätte ahnen können, dass die Priester in dieser einen Nacht ihren Aufstand anzetteln würden.“
    Lurian kam auf mich zu. Ich wich zurück. Irritiert hob er eine Augenbraue, blieb jedoch stehen.
    „Als die Menge deinen Namen rief, als sie dich als ihre Hoffnungsträgerin erkannten, war ich sicher, dass dir nichts geschehen würde.“ Er machte eine ausholende Geste. „Fürst Starken hätte die Tore zur unteren Stadt schon längst öffnen sollen, um Rosana und ihre Heiler hindurchzulassen, doch er weigerte sich.“
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Und da dachtest du, es könne nicht schaden, mich mit dem aufgebrachten Mob alleine zu lassen und den Fürsten zu holen.“
    Lurian nickte.
    „Hm“, machte ich. „Arun sagte, dass du über die große Zahl der Priesteranhänger in Wulfrins Tor Bescheid wusstest.“
    Lurian sah zu Boden. „Ich wusste es“, sagte er leise und hob den Blick. „Ebenso wie ich wusste, dass sie keine Chance auf einen Sieg hatten.“
    Ich musste wenig überzeugt ausgesehen haben, denn Lurian schüttelte bloß den Kopf. „Ich werde mich nicht vor dir rechtfertigen, Cara.“ Seine Stimme klang fest und er schritt erneut auf mich zu. Diesmal blieb ich, wo ich war.
    „Mein Ziel ist es, Marmon zu entthronen.“ Ein drohender Unterton schwang in seiner Stimme mit. Seine Augen schienen Funken

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