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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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drinnen sein, also lass dich nicht von all dem Prunk blenden. Es wird –“
    „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, unterbrach ich harsch und sah ihn finster an. „Ich bin durchaus in der Lage zu kämpfen.“
    Lurian musterte mich einen Moment. „Gut“, sagte er knapp. „Du solltest dir trotzdem anhören, was ich zu sagen habe.“
    Ich biss die Zähne zusammen und nickte widerwillig. Es fiel mir unendlich schwer, nicht augenblicklich loszustürmen und mein Schwert in jeden Lichtträger zu stoßen, der mir in die Quere kam. Nichts anderes würde das Bild von Arun, tödlich verwundet und zurückgelassen, in meinem Kopf überdecken.
    Lurian atmete einmal tief durch. Sein Haar hing ihm verklebt in die Stirn, zahlreiche Schnittwunden zierten seine Arme und den Oberkörper und von seinen Glasflügel tropfte gelbliches Blut. Der lederne Stoff seiner Hose war feucht vor Blut, doch der Engel humpelte nicht und so machte ich mir keine Sorgen darüber.
    „In der Mitte des Saales befindet sich eine Treppe aus Glas“, erklärte er ruhig. „Sie ist trügerisch und voller Stolperfallen, verborgener Fehltritte und Spiegel, die einen in die falsche Richtung locken. Die Lichtträger, die sie bewachen, sind ausgebildete Krieger. Marmons Leibwächter, wenn man so will. Sie werden alles tun, um zu verhindern, dass wir die Wendeltreppe erklimmen, denn sie führt zu Marmons … Thronsaal.“
    Ich runzelte die Stirn. „Weshalb fliegst du nicht einfach hoch?“
    „Das ist unmöglich“, sagte Lurian und lächelte kalt. Seine Stimme klang bitter „Hinter dieser Tür kann kein Lichtträger fliegen. Marmon erlaubt es nicht.“
    „Nun“, ich zuckte mit den Schultern. „Gut für mich.“
    Lurian schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Bist du bereit?“
    Ich schaute auf das Schwert, wog es bedächtig in der Hand. „Schon lange.“
    Hier oben waren die Gänge aus glattem Stein. An den Wänden zog sich eine Reihe unruhig zuckender Fackeln entlang. Lurian hatte mir erklärt, dass die Zitadelle mit ihren Außenterrassen, Fensterbögen und geschmückten Säulengängen erst oberhalb dieser Treppe aus Glas begann. Im Grunde war mir das alles egal. Ich wusste nur, dass ich, wenn ich mich nicht bald vorwärts bewegte, umkehren und nach Arun suchen würde.
    Lurian trat an mir vorbei und legte die Hand auf den Türgriff. Sie sah viel zu unscheinbar aus für das, was sich hinter ihr verbarg, beinahe schon marode. Die Tür schwang auf. Lurian schlüpfte geduckt hindurch. Ich folgte ihm.
    Er hatte mich zu Recht gewarnt. Gleißender Marmor, glitzernde Kristalle, leuchtende Gebilde aus Glas, Edelsteinen, die ganze Wandabschnitte bedeckten, sprangen mir entgegen. Und überall spiegelnde Flächen, so dass ich für die Dauer mehrerer Atemzüge unsicher war, welche der Reflektionen wirklich war und wo ich stand.
    Als ich mich erholte hatte, nahm ich die enorme Glaskonstruktion wahr, die sich wie ein fetter Schlauch vom Boden bis zur gewölbten Decke zog. Übergroße Kristalle hingen zitternd und klirrend dort oben wie Stalaktiten, die nur darauf warteten hinabzustürzen. Darunter hatten sich zehn Lichtträger um den Fuß der Treppe postiert.
    Breitbeinig, mit gekreuzten Armen standen sie um die Wendeltreppe herum und blickten uns gelassen aus ihren silberüberzogenen Augen entgegen. Sie sahen einander so ähnlich, dass ich sie an ihrem Äußeren unmöglich unterscheiden konnte. Alle hatten pechschwarzes Haar und die gleichen desolaten Gesichtszüge. Ihre Schwingen gingen in dem allgemeinen Gefunkel derart unter, dass ich zuerst glaubte, sie seien ohne Flügel. Doch dann wandten sie sich uns zu.
    Sie bewegten sich wie ein einziger Mann. Ein grausiger Schauer rieselte durch meine Adern. Bei all den Spiegeln, den glänzenden Flächen, würde es schier unmöglich sein zu erkennen, ob ein Lichtträger auf mich zuhielt, sein Bruder oder lediglich seine Reflektion. Ich packte mein Schwert fester und traf eine Entscheidung. Ob real oder nicht. Ich würde sie alle in Scherben verwandeln.
    Lurian trat neben mich. „Finde den Eingang zur Treppe. Ich werde sie beschäftigen.“
    Ich schnaubte verächtlich. „Vergiss es, Engel!“
    Lurians Augen wurden zu Schlitzen. „Willst du Marmon erreichen oder mit seinen Handlangern spielen? Wir haben nicht mehr viel Zeit, Cara. Die erste Nacht dauert nicht ewig.“ Er legte eine Hand auf meine Schulter. „Warte auf mein Zeichen, dann lauf los.“
    Mit den Worten fuhr er seine Flügel aus und rannte auf

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