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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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sprang er vor und schmetterte mich mit seinem Gewicht auf die Stufen. Das Glas neben meiner Schulter barst von seinem Faustschlag und für einen grauenvollen Moment konnte ich nichts außer dem Schmerz in meinem Brustkorb wahrnehmen. Er musste mir die Rippen gebrochen haben. Mein Rücken fühlte sich an, als läge er in Scherben.
    Meine Hände schwebten über dem Abgrund. Sie blieben leer. Sowanje!
    Erneut stemmte der Lichtträger sich hoch, sein Gesicht schwebte keinen halben Meter über mir. Er sperrte den Mund auf, als wolle er mir die Zähnen ins Fleisch schlagen.
    Ein pfeifendes Geräusch, warmes Glas unter meinen Fingern. Mit einem Schmerzensschrei setzte ich mich auf und hieb das Schwert von oben in den Rücken des Lichtträgers.
    Vom einen auf den anderen Augenblick wurde sein Körper schlaff. Ich zog das Schwert hervor und rückte von dem toten Lichtträger ab. Die Welt wankte. Unter mir befand sich nichts als wackliges Glas und über mir … Ich reckte den Kopf.
    Ein kalter bläulicher Schein strahlte auf das Perlmutt. Das Ende der Treppe konnte nicht weit sein. Unter Schmerzen taumelte ich auf die Beine, stützte mich mit dem Schwert auf dem bröckelnden Boden und der Hand an den zerfallenden Wänden ab. Ich befahl meinen Gliedern sich schneller zu bewegen, doch sie gehorchten mir nicht mehr. Wie in einem Alptraum kroch ich quälend langsam die letzten Stufen empor.
    Die Treppe splitterte und barst unter meinen Schritten, brach auseinander und fiel. Für einige unwirkliche Herzschläge verlangsamte sich die Zeit und ich bestaunte den Zerfall der gläsernen Stufen mit entrückter Verzückung. Dann wurde mir schlagartig klar, dass ich ebenfalls am Boden zerschmettern würde, wenn ich nicht hier wegkam.
    Unbehauener Fels erschien vor mir, ein schmaler Gang, erfüllt von diesem kalten Glanz, als befände ich mich unter Wasser. Nur noch zwei Stufen.
    Mit meinem letzten Schritt spürte ich, wie ich fiel – und Sekunden später den festen Felsgrund unter meinen Füßen. Ich brach zusammen, drehte mich auf den Bauch und sah aus der Decke auf den Prunksaal hinab.
    Gleich einer riesigen Schlange, die ihren Halt verloren hatte, bröckelte die Wendeltreppe und schlug mit einem ohrenbetäubenden Krachen sie auf den Boden auf. Ein Schauer aus diamantenen Scherben sprühte in die Luft.
    Ich fühlte den Luftzug und das leise Stechen einzelner Scherben, die emporgeschleudert wurden, in die Haut meines Gesichtes schnitten und dort winzige Blutstriemen zurückließen.
    Lurian war dort unten, doch ich konnte nichts erkennen als diesen unwirklichen, aus feinstem Glasstaub bestehenden Schnee, der alles einhüllt und überdeckte.
    Stöhnend rollte ich mich auf den Rücken, schrie auf und rollte zurück auf den Bauch.
    Für lange Zeit konnte ich bloß so daliegen, meinen Kopf in den Armen, auf das Hämmern meines Herzens und das Klirren der letzten fallenden Scherben lauschend. Wenn ich in diesem Moment angegriffen worden wäre, hätte ich nicht einmal die Kraft gehabt, Angst zu empfinden. Alles fiel von mir ab, bis nur noch ein leises Summen in meinem Hinterkopf zurückblieb.
    Erst als auch dieses Summen verblasste, stemmte ich mich hoch und zuckte unwillkürlich zusammen. Unglücklich betrachtete ich meine Handflächen. Sie waren von Scherben übersät. Mit spitzen Fingern begann ich sie Stück für Stück aus meinem Fleisch zu ziehen. Ich war beinahe fertig, als mir klar wurde, dass Evajas Schild ebenfalls zerbrochen sein musste.
    Ich kauerte in diesem verdammten bläulichen Gang, Arun litt irgendwo tödlich verwundet in der Schwärze, Lurian lag höchstwahrscheinlich unter einem Berg aus Glas begraben und nun hatte mich auch noch Evajas Schild verlassen.
    In meiner Verzweiflung war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen, doch dann blickte ich den Gang entlang und erkannte, dass er hinter der nächsten Biegung bereits endete. Ich biss mir auf die Unterlippe und schmeckte Blut. Entschlossen pflückte ich das letzte Glasstück aus meiner Hand, nahm das Schwert wieder auf und schritt voran. Weder Schmerz noch Angst sollten mich aufhalten.
    Ich betrat einen Garten aus Glasskulpturen.
    Der Anblick war so überwältigend schön, dass ich für einen Moment vergaß, wer ich war, weshalb ich hergekommen war und was ich hier wollte. Ich konnte nur noch staunen.
    Die Decke des Gewölbes schien so hoch wie der Himmel und glitzerte wie ein Frühlingsbach. Ich versuchte herauszufinden, wo das Licht herkam, das Regenbogenfarben aus dem

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