Caras Gabe
können oder es gar in der Wand verkeilen. Mir blieb nur die Flucht nach oben.
Es herrschte eine unheimliche Stille in diesem abgeschotteten Aufgang, was unserer Verfolgungsjagd eine unangenehm intime Note gab. Mein Atem hallte überlaut von den glänzenden Wänden wider. Ich nahm drei Stufen auf einmal, glitt aus, fing mich und hastete weiter.
Der Lichtträger holte beständig auf. Er wurde schneller und schneller, während mir langsam die Luft ausging. Mir schwindelte von den engen Kreisen, die ich vollzog.
Das Schaben von Glas über Perlmutt warnte mich im letzten Moment. Mit einem Hechtsprung entging ich dem vorgeschleuderten Flügel des Lichtträgers und schlug hart auf die Stufen auf. Ich rollte herum und riss im Rutschen eine Hand hoch. Evajas Schild verhinderte, dass der zweite Flügel des Lichtträgers mich aufspießte. Stattdessen prallte der Lichtträger zurück, fing sich jedoch, indem er seine Flügel in die Wände rammte. Feine Risse erschienen links und rechts von ihm. Die Treppe wankte und stöhnte.
Ich rappelte mich auf, glitt jedoch ständig aus. Die Stufen waren rot von meinem Blut und plötzlich fühlte ich auch das brennende Stechen in meinem Rücken. Ich biss die Zähne zusammen und hielt den Schild weiter ausgestreckt. Quälend langsam gelang es mir, mich auf die Beine zu hieven. Stück für Stück arbeitete ich mich rückwärts die Stufen empor.
Der Lichtträger beobachtete mich mit einem hämischen Lächeln. Seine Spiegelaugen blitzten auf, seine Faust schoss vor. Doch anstatt mich oder den Schild zu attackieren, hieb er nach der Säule, die die Mitte der Wendeltreppe hielt.
Die Treppe bebte. Ich musste den Schild senken, um mich an der Wand abzustützen. Der Lichtträger sprang vor. Instinktiv ließ ich mich auf die Stufen fallen und riss das Schwert hoch.
Es fuhr ihm in die Seite, spießte ihn auf, doch anstatt innezuhalten, griff er nach der Klinge und holte mit der anderen Hand aus. Der Schlag seiner Faust raubte mir für Sekunden das Bewusstsein. Alles schwamm, wurde hohl und dumpf. Allein der Schmerz in meinem Gesicht hielt mich davon ab, gänzlich in die Schwärze zu tauchen.
Aus tränenverschleierten Augen sah ich, wie der Lichtträger erneut zum Schlag ausholte. Mit letzter Kraft zog ich die Knie an den Leib und rammte ihm die Füße in die Brust. Einzig meiner übermäßigen Stärke, die im Kampf mit den Lichtträgern zum Vorschein kam, war es zu verdanken, dass ich ihn von mir stemmen konnte. Der Mund des Schwarzhaarigen klaffte auf in einem lautlosen Schrei.
Mit einem Ruck zog ich das Schwert aus seinem Körper, kämpfte mich auf die Beine und hechtete die Stufen hinauf. Spinnenfeine Risse erschienen überall im Perlmutt, das Glas darunter ächzte. Mit jedem meiner Schritte weiteten sie sich, begleitet von einem schmerzvollen Knirschen, das bald zu einem Kreischen anschwoll. Überall fielen Platten aus der Treppenwand und segelten zu Boden. Wo sie krachend aufschlugen, zersprangen sie in tausend Funken. Mir wurde übel, als ich sah, wie hoch ich tatsächlich war.
Meine Lungen brannten, als hätte ich Feuer geatmet, und meine Beine versagten mir zusehends den Dienst. Ich stolperte und fiel, konnte mich nicht mehr rechtzeitig abfangen und prallte mit voller Wucht auf eine Stufe. Heißer Schmerz schoss durch meinen Unterarm, das Schwert wurde mir aus der Hand geschleudert. Mit Entsetzen beobachtete ich, wie es an den Rand der Stufen schlitterte. Die Treppe hatte kaum noch Wände. Die Klinge schwang über dem Abgrund. Ich hielt den Atem an.
Ein Zittern lief durch die Glaskonstruktion. Sie wankte, als würde sie jeden Moment einstürzen. Das Schwert fiel. Im gleichen Augenblick schloss sich eine Faust um meinen Unterschenkel, zog mich ruckartig zurück. Blitzschnell drehte ich mich auf den Rücken.
Meine Ferse traf das Gesicht des Lichtträgers mit voller Wucht. Ich fühlte Knochen brechen. Doch sein Griff lockerte sich nicht. Im Gegenteil. Er schaffte es, sich hochzustemmen und die Faust zu heben. Ich trat wie wild um mich und riss die Hände hoch. Der Schutzschild sprang hervor und bewahrte mich vor einem niederschmetternden Faustschlag, der mir mit Sicherheit die Rippen gebrochen hätte.
Im nächsten Moment warf ich die Hände zurück über meinen Kopf. Sowanje!, schrie ich in Gedanken, komm zurück!
Der Lichtträger blinzelte, für eine Sekunde verdutzt, dass ich meinen Schutz so einfach gesenkt hatte. Doch er zögerte nicht lange. Seine Verletzungen ignorierend
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