Caras Gabe
die Lichtträger zu. Die Schwarzhaarigen verließen ihre Posten um die Treppe und traten uns in einer Art Pfeilspitzenformation entgegen. Ich fand es seltsam, dass sie die Stufen so leicht unbewacht ließen, aber mir blieb keine Zeit, um mich wirklich darüber zu wundern.
Es fiel mir schwer, ihm zu vertrauen, dennoch wartete ich auf Lurians Zeichen, was auch immer das sein mochte. Nun, im ärgsten Fall würde ich hier stehen und Däumchen drehen, während seine unheimlichen Brüder ihn zerf– Ein Feuerball schoss brüllend aus Lurians Körper und ergoss sich zischend über seine Feinde. Ich rannte los, doch die Hitze war so gewaltig, dass ich stolpernd zum Stehen kam und die Arme vors Gesicht riss.
Als die Hitzewelle abflaute, spähte ich hinter meinen Händen hervor. Die Luft flimmerte. Die Wendeltreppe verschwamm, als sei sie plötzlich flüssig geworden. Sie rauchte und schwankte.
Doch noch schlimmer hatte es die Lichtträger getroffen. Sie waren von den Flammen erfasst und zurückgeschleudert worden. Lurian setzte ihnen nach, kleinere Flammengeschosse sprangen aus seinen Händen und versengten seine Gegner.
Ohne zu zögern, rannte ich auf die Treppe zu. Die Luft war hier so heiß, dass es wehtat zu atmen.
Kurz vor der Wendeltreppe hielt ich inne. Lurian hatte die Lichtträger bis an die hintere Wand getrieben. Der Flügel eines Schwarzhaarigen war mit dem Glas der Wand verschmolzen. Wenn er jemals wieder frei kommen wollte, würde er sich den eigenen Flügel ausreißen müssen. Die anderen hingegen hatten ihre Fassung wiedererlangt und gingen zum Angriff über.
Abrupt wandte ich mich ab. Ich sollte den Eingang finden. Also, wo war er? Spiegelglatte Flächen starrten mir entgegen, keine Fugen, keine Risse, kein Hinweis auf eine Öffnung. Ich umrundete den Treppenturm ein zweites Mal, als Lurian einen Warnschrei ausstieß.
Mit dem Schwert in der Hand fuhr ich herum. Zwei Quecksilberaugen umgeben von Schwarz rasten auf mich zu.
Anstatt auszuweichen, sprang ich geduckt vor, ließ mich auf die Knie fallen und hieb mit dem Schwert nach dem Flügel und der Seite des Angreifers. Mit dem Schwung des vorstürmenden Lichtträgers schnitt es widerstandlos durch Glas und Fleisch.
Der Lichtträger taumelte und prallte gegen die Treppe. Die Konstruktion wankte gefährlich unter der Wucht. Ich setzte ihm nach, stieß ihm das Schwert zwischen die Rippen, doch er war bereits tot. Anscheinend waren sie weitaus schwächer als Lurian. Ich sah auf.
Der Einschlag des Lichtträgers hatte feine Risse in der makellosen Glaskonstruktion hinterlassen. Ich zuckte mit den Schultern, hob das Schwert und rammte es in die Treppenwand. Weshalb sollte ich einen Eingang suchen, wenn ich mir selbst einen schaffen konnte?
Schweiß rann mir über den Rücken, meine Arme begannen zu zittern, doch ich biss die Zähne zusammen und trieb das Schwert weiter ins Glas, bis ich eine Öffnung geschaffen hatte, die groß genug war, dass ich hindurchschlüpfen konnte.
Ein letzter Blick über die Schulter bestätigte mir, dass Lurian in Bedrängnis war, jedoch nicht in ernstlicher Gefahr schwebte. Sein Feuer hielt die Lichtträger auf Abstand.
Eine der Lichtgestalten sah mich. Sie schrie und deutete mit dem Finger in meine Richtung. Lurians Feuerball versengte ihm das Gesicht.
Doch nun waren die anderen auf mich aufmerksam geworden. Ich schluckte, drehte mich um, zwängte mich so schnell ich konnte durch die Öffnung und begann den Aufstieg. Bei einem Blick nach oben kam ich mir vor, als sei ich in das Gehäuse einer Schnecke gekrochen. Von innen waren die Wände und Stufen mit einer hauchdünnen Schicht Perlmutt überzogen. Verdammt glatt, aber wunderschön.
Eine Erschütterung brachte das Glas zum Zittern. Ich musste mich zwischen Wand und Treppengehäuse abstützen, um nicht zu stürzen. Einzelne Flammen, gefolgt von einer Hitzewelle, leckten durch die Öffnung unter mir. Einen Augenblick herrschte Stille, dann brach die Gestalt eines Lichtträgers durch die Treppenwand.
Ich fiel auf die Knie, krallte mich an den Stufen fest, um nicht abzurutschen. Der Lichtträger schüttelte benommen Scherben und Perlmuttstücke aus seinem Haar, dann hob er den Kopf. Ich sprang auf und rannte.
Hinter mir kreischten die Flügel des Lichtträgers an den Seitenwänden entlang. Seine Schritte ließen die Treppe beben, so dass ich ständig hin und her geschleudert wurde. Ich erwog stehenzubleiben, doch in diesem engen Raum würde ich das Schwert nicht nutzen
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