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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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befanden.
    „Das sind die Zelte der Antasha“, erklärte Arun leise. „Sie sind Nomaden und ziehen durch den kälteren Teil dieser Ebenen. Das dort sind ihre Rentiere.“
    Hundegebell schallte uns entgegen und das vereinzelte Rufen dieser sogenannten Rentiere mit den Geweihen. Zwischen den Zelten rührte sich eine Gestalt, die vollkommen in Felle gehüllt war und winkend auf uns zu wackelte.
    Als sie näher kam, erkannte ich, dass es ein junger Mann war, mit rundem Gesicht und dunkler Haut. Winzige Fältchen rahmten seine tiefbraunen Augen und sein Haar war zu einem langen schwarzen Zopf geflochten, der wie ein Schal um seine Schultern lag. Lächelnd begrüßte er Arun und mich in einer Sprache, die ich nicht kannte. Arun antwortete fließend in dem gleichen Singsang. Nachdem die zwei ein paar Worte gewechselt hatten, legte Arun eine Hand auf meinen Rücken und schob mich nach vorne. In dem Moment kam ein Hund winselnd und schwanzwedelnd heran, schnüffelte an meiner Hand und verschwand wieder.
    Der junge Mann kniff die Augen zusammen und betrachtete mich. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. Seine Zähne blitzten weiß im Mondlicht. Er machte ein Kommentar zu Arun, das auch ihn zum Lachen brachte, drehte sich um, lief auf eines der Zelte zu und kroch, noch immer kichernd, hinein.
    „Was sollte das?“, fragte ich Arun irritiert.
    Der Dämon schob mich auf das Zelt des Mannes zu. „Ich habe Mundap erklärt, dass du meine Frau bist – und das war nötig“, fügte er schnell hinzu, als er meinen Gesichtsausdruck sah, „weil er uns sonst nicht in sein Zelt gelassen hätte.“
    „Aha“, meinte ich, wenig überzeugt. „Und warum hat er dann gelacht?“
    Das brachte Arun zum Grinsen. „Er meinte, du seiest eine von denen, die nur Ärger machen, und ich solle dich besser gegen ein paar Schlittenhunde eintauschen, bevor es zu spät ist.“
    „Was?“ Doch ich kam nicht mehr dazu, meinem Ärger gebührend Ausdruck zu verleihen, da Arun einfach unter der Zeltklappe hindurchschlüpfte. Leider war ich nicht geistesgegenwärtig genug, ihm in den Hintern zu treten. Somit blieb mir nur, eine finstere Miene aufzusetzen und ihm in das Zelt zu folgen.
    Ein beißender Geruch von Kot und altem Schweiß schlug mir entgegen, was kein Wunder war, denn der Rauch zog nur schlecht ab und das Brennmaterial bestand aus getrocknetem Dung.
    „Mundap ist der Schamane dieses Klans“, erklärte Arun, nachdem wir es uns in dem schmalen Raum bequem gemacht hatten. Mundap war mit einem Säckchen beschäftigt, aus dem er bleiche Knochen hob, und sie klappernd wieder hineinfallen ließ.
    Ich nickte mit offenem Mund und schüttelte direkt danach den Kopf. „Was ist ein Schamane?“
    Arun überlegte kurz. „Er reist in die Geisterwelt, um seinem Volk weiszusagen oder es von Krankheiten zu heilen. Er kennt die Wege der Geister und kann mit ihnen sprechen oder ihnen in die andere Welt folgen.“
    „Oh, gut“, rief ich aus. „Frag ihn, ob er etwas über den Wald weiß.“
    Doch zuvor reichte Mundap Schüsseln mit warmer Milch herum. Ich mochte den herben Geschmack, der vermutlich von den Rentieren stammte.
    Als wir in Schweigen getrunken hatten, stellte Arun dem Schamanen meine Frage. Der ließ von seinen Knochen ab und schaute auf, doch als er antwortete, sah er dabei mich an. Sein langer Zopf glänzte wie eine geölte Schlange im Feuerschein.
    „Mundap will wissen, was du ihm für seine Dienste bieten kannst.“ Und auf meinen fragenden Blick hin fügte Arun hinzu: „Da du nicht von seinem Volk bist, braucht es eine Gegenleistung, um die Geister gefügig zu machen.“
    Ich betrachtete den dunkelhäutigen Mann und überlegte. „Was besitze ich, das für ihn von Interesse sein könnte?“, fragte ich Arun. Gleichzeitig legte ich in meinem Rücken schützend eine Hand über die Holzkiste. Meine Scherben würde er nicht bekommen.
    Der Dämon übersetzte und Mundap antwortete. Arun nickte bedeutsam. „Er sagt, eine machtvolle Erinnerung von dir würde ausreichen.“
    Ich lehnte mich so weit zurück, wie es die Zeltwand erlaubte. Eine einzige Erinnerung schoss mir durch den Kopf, doch die war so alt, jedoch gegenwärtig und so schmerzhaft, dass ich sie nicht loslassen konnte. „Was soll das?“, fragte ich grober als beabsichtigt. „Wieso eine Erinnerung? Was soll das, Arun!“
    Er sah mich bestürzt an. Mundap spielte mit seinen Knochen.
    „Es muss nicht diese Erinnerung sein“, flüsterte Arun und legte eine Hand auf meinen

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