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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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seelenruhig in einem Beutel, der hinter ihm stand. Er zog einen verschlossenen Krug hervor, gab uns erneut Milch zu trinken und getrocknetes Fleisch, das so zäh aussah wie altes Leder.
    Mein Magen war so sehr in Aufruhr, dass ich nicht glaubte, auch nur einen Bissen bei mir behalten zu können. Unauffällig schob ich Arun das Essen zu. Das Fleisch nahm er an, doch der Dämon zwang mich dazu, die Milch zu schlucken. Zu meiner Überraschung fühlte ich mich danach tatsächlich besser.
    Mundap murmelte etwas und kaute auf seinem Stück Fleisch.
    „Er bedankt sich“, sagte Arun, „und freut sich …“ der Dämon bedachte Mundap mit einem strafenden Stirnrunzeln, „dich wiederzusehen.“
    Ich schauderte, wollte jedoch nicht nach der Bedeutung der Worte fragen. „Was weiß er über den Wald?“
    Arun sah mich noch einen Moment an, dann wandte er sich an Mundap. Der Schamane kratzte sich am Hinterkopf und antwortete mit einem Schwall mir unverständlicher Worte. Arun nahm sie ernst nickend auf. Dann faltete er die Hände in seinem Schoß und sah mich an. „Der Schamane sagt, dass er uns nicht helfen kann.“
    Ich verschluckte mich an der Milch, hustete, versuchte zu schimpfen, verschluckte mich erneut und rang nach Luft. Mundap sah mir neugierig dabei zu, als führe ich einen exotischen Tanz auf. Als ich endlich wieder normal atmen konnte, hatte ich meine ganze Wut verbraucht.
    „Warum?“, krächzte ich heiser.
    Arun zuckte mit den Schultern. „Er meinte, sie hätte es ihm verboten und dass sie es erfahren wird, wenn er ihr Geheimnis preisgibt.“
    Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Von wem spricht er?“
    „Schwer zu sagen“, murmelte Arun und musterte den Schamanen über das Feuer hinweg. „Schwer zu sagen.“
    Nachdem wir uns von Mundap verabschiedet hatten, wanderten wir noch ein ganzes Stück durch die Nacht. Ich suchte den Horizont aufmerksamer denn je nach Anzeichen von Bäumen ab. Die Worte des Schamanen waren entmutigend gewesen, doch ich weigerte mich, ihnen zu große Bedeutung beizumessen. Es ärgerte mich, dass ich meine Erinnerung vergebens aufgegeben hatte, doch vielleicht, wenn der Schamane nicht gelogen hatte, würde sie eines Tages einem anderen Menschen als Lektion dienen.
    Als sich der Morgen näherte, verschwand Arun einige Male in seiner Wolke aus Finsternis, um nach einem Versteck für den Tag zu suchen. Das Licht der aufgehenden Sonne brach sich auf dem Frost, der die Gräser wie eine raue weiße Haut überzog, und verwandelte ihn vor meinen Augen zu glitzernden Tautropfen. Ich ging in die Knie, ließ mir einige Eiskristalle auf die Fingerspitze fallen und hielt sie der Sonne entgegen. So hockte ich da, betrachtete die Lichtspiele in meinem Tautropfen und zerbrach mir den Kopf über die letzten Nächte.
    Vor wenigen Tagen noch hatte ich ahnungslos und mit einer hilflosen Wut in meinem Zimmer gesessen und nun war ich hier, auf dieser Ebene, mit dem zertrümmerten Flügel eines Lichtträgers in einer Holzkiste auf meinem Rücken, auf der Suche nach den alten Feinden der Priester, damit sie mir ein Schwert aus Glas schmieden konnten.
    Der Tautropfen rollte von meinem Finger und fiel in die Binsen. Unglaublich. Zufall, Vorsehung, mein Wille oder mein Wunsch? Was trieb mich an? Was entschied mein Schicksal? Würde ich diese Frage jemals beantworten können?
    In dem Moment tauchte Arun vor mir auf, triefnass bis auf die Haut. „Auf der anderen Seite der Berge regnet es“, brummte er und schüttelte sich, dass die Tropfen stoben. „Aber dort gibt es eine passable Höhle.“
    Ich wollte mir mein schadenfrohes Lachen gar nicht verkneifen. Zur Strafe nahm Arun mich fester als nötig in die Arme. Ich war ebenfalls halb durchnässt, als wir in einer Höhle wieder aus dem Dunkel auftauchten.
    „Nicht schlecht“, sagte ich und schaute mich um. „Denkst du, du könntest noch etwas trockenes Holz besorgen?“
    Arun seufzte, doch dann verschwand er gehorsam.
    „Ist es die Magie der Alten, die den Wald verschwinden lässt?“, fragte ich ihn später. Sein Haar war noch immer feucht, doch es schien ihn nicht zu stören, auch nicht, dass er außer seiner Hose nichts am Leib trug. Er hatte Umhang und Hemd abgestreift und sie vor dem Feuer zum Trocknen ausgelegt. Ich vermute, dass ihm meine Reaktion bei den heißen Quellen nicht entgangen war und er mich ärgern wollte. Nun, es gelang ihm nicht. Ich genoss den Anblick.
    Dieser Unterschlupf im Fels war um einiges trockener als die

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