Caras Gabe
„Ich …“, presste er hervor, „wusste nicht … dass du so kreischen kannst.“ Eine weitere Lachsalve schüttelte ihn.
Ich wünschte mir den Arm des Moorwesens zurück, um ihn nach dem Dämon zu werfen. „Scheißviecher“, fluchte ich mit Nachdruck. Und dann musste auch ich lachen.
Kapitel 11
In dieser Nacht konnten wir den Wald nicht mehr aufspüren, aber dafür fand Arun – nachdem er sich von seinem Lachkrampf erholt hatte – eine Quelle in den Bergen für mich, aus der heißes Wasser in ein Steinbecken sprudelte.
Wenn mir jemand gesagt hätte, dass es so etwas Himmlisches gab, ich hätte ihm nicht geglaubt. Wir waren so hoch in den Bergen, dass die Felsen überall mit einer feinen Schneeschicht bedeckt waren. Und das, was mich in den Ebenen als Regen durchnässt hatte, schwebte hier als winzige, glitzernde Eiskristalle zu Boden.
Ich legte die Holzkiste ab, hockte mich an den Rand des natürlichen Beckens und tauchte eine Hand hinein. Wohlige Wärme umfing meine Finger. „Uuuuh“, seufzte ich. „Wie kommt es, dass das Wasser so wa –?“
Arun hatte Umhang und Hemd abgelegt. Ich war gefangen von seinem Anblick, konnte nicht anders als ihn anzustarren.
Natürlich hatte ich seinen Oberkörper bereits nackt gesehen, aber nicht so. Nicht von Mondlicht umschmeichelt vor einem glitzernden Sternenhimmel. Fasziniert betrachtete ich das Spiel seiner Muskeln unter der dunklen Haut, als er sich vorbeugte, um seine Stiefel auszuziehen. Seine Hände fassten an den Hosenbund und – ruckartig wandte ich den Blick ab. Meine Wangen brannten. Ich hörte ein leises Plätschern, als er das Becken betrat.
Das Wasser an meiner Hand warf Wellen und im nächsten Moment tauchte Arun neben mir empor. Sein Haar klebte feucht an seinem Kopf und sein Gesicht glänzte. „Komm“, sagte er uns streckte eine Hand nach mir aus. „Deine Kleidung kannst du anbehalten.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Du siehst ohnehin aus wie ein Moorwesen.“
Ich fletschte die Zähne und warf mich mit einem Schrei auf ihn. Er fing mich in der Luft ab, wirbelte mich herum und im nächsten Augenblick klatschte ich rückwärts auf die Wasseroberfläche.
Prustend und wild um mich schlagend kam ich wieder hoch. Ich musste einen Moment der Panik ausstehen, bis mir klar wurde, dass ich nicht ertrinken würde, sondern stehen konnte. Und dann wurde ich mir endlich der wohligen Wärme des Wassers bewusst. Mein Protestschrei ging in ein erstauntes „Uuuuhhh“ über. Ich breitete die Arme aus, legte den Kopf zurück und ließ mich noch tiefer ins Wasser sinken. Arun betrachtete mich mit einem zufriedenen Grinsen.
Ich tauchte unter und ließ mich von dem Wasser der Quelle umfangen, trieb umher und betrachtete die Sterne und fallenden Eiskristalle, die Zentimeter über der Wasseroberfläche zu Regen schmolzen. Schwerelos, sorglos und warm. Was konnte man sich mehr wünschen?
„Genug“, bestimmte ich irgendwann. Ich war mittlerweile so eingeweicht, dass meine Hände schrumpelig waren wie die einer alten Frau. Die Haare auf meinem Kopf waren gefroren und standen nach allen Seiten ab, während der Rest meines Körpers unangenehm heiß wurde.
Arun sprang aus dem Becken und zog rasch seine Kleidung an. Diesmal wollte ich hinschauen, doch er hatte den Mond im Rücken und so sah ich nur seine Silhouette, obwohl die auch nicht zu verachten war. Ich grinste und spritzte Wasser nach ihm.
Geschickt wich er aus, ohne einen Tropfen abzubekommen.
„Wie machst du das nur?“, rief ich empört.
„Dämonengeheimnis“, lachte er. „Und jetzt komm raus, wir müssen dich trocknen, bevor du dich tödlich erkältest.“
„Du klingst wie meine Mutter“, maulte ich, begab mich jedoch gehorsam aus dem Becken. Kurz darauf schlotterte ich in der eisigen Luft. „W-Warum k-kann man d-d-die Sterne s-so gut sehen, w-wenn es k-kalt ist?“, fragte ich bibbernd. Ich hatte die Arme um meinen Körper geschlungen, den Kopf in den Nacken gelegt und starrte hinauf zu den blinkenden Diamanten.
Arun trat neben mich und legte mir seinen Umhang um die Schultern. Mir wurde augenblicklich wärmer. „Die Kälte macht alles klar und brillant“, sagte er. „Wärme täuscht und verzerrt.“
Ich seufzte. „Könne die Sterne uns nicht sagen, wo wir suchen müssen?“
Arun lachte auf. „Nein, dafür sind sie zu weit weg. Komm her.“
Damit packte er mich und rubbelte unsanft über mein Haar. Ich trat ihm vors Schienbein und entwischte seinem Klammergriff. „Pass
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