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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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Kneipenschlägerei ausweichen, traten aus der Menge hervor und machten Anstalten, mich zu packen. Alle anderen rückten zögerlich nach.
    Es hätte mich wohl erschrecken oder verängstigen sollen, dass ich mich plötzlich so vielen Gegnern gegenübersah, doch ich war so zornig, so verdammt wütend, dass weder Vernunft noch Angst zu mir durchdrangen.
    Ich fixierte die beiden Männer mit eiskaltem Blick. Meine Stimme klang vollkommen ruhig. „Wagt nicht, mich anzurühren. Ihr würdet es bereuen.“
    Die beiden Priester zögerten, doch meine leere Drohung hatte sie kaum beeindruckt. Etwas Besseres war mir jedoch nicht eingefallen. Außerdem war ich mir sicher, dass sie es bereuen würden, ich hatte nur keine Ahnung wie oder warum. Langsam wurde mir ein wenig mulmig zumute.
    Einer der Männer sprang vor, um mich zu schnappen. Ich wich aus und brachte mich hinter einem Scheiterhaufen in Sicherheit. Kurzerhand hob ich ein kleines Mädchen von dem Scheiterhaufen und sprang selbst hinauf. Mit dem Fuß trat ich nach einem halb zerlegten Schrank und stieß ihn von den Trümmern.
    Von hier oben sahen die Menschen kleiner aus und irgendwie harmlos. Ich blickte auf ihre schmutzigen, ausgezehrten Gesichter hinab und plötzlich taten sie mir nur noch leid.
    „Für wen hältst du dich?“, schrie Zahnlücke empört und schwenkte seine Fackel in meine Richtung. „Fasst sie!“
    Ich lachte laut, denn ich musste an Lurians Worte aus dem Wald denken. „Oh, ich bin nur ein einfaches Mädchen aus Ostinja. Doch das wird mich nicht davon abhalten, dir den Hals umzudrehen!“ Genüsslich beobachtete ich, wie seine Augen aus ihren Höhlen traten.
    „Fasst sie“, kreischte er und zeigte mit dem Finger auf mich. „Fasst sie. Es ist die Mörderin. Sie hat den Lichtträger ermordet!“
    Ich brach eine Holzplanke aus dem Schutthaufen, packte sie wie einen Prügel und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Meine Augen durchsuchten die Menge nach Lurians Gestalt, obwohl ich in meinem Kopf nach dem Dämon rief. Ein Teil von mir erwartete fest, ihn aus den Schatten treten zu sehen, um mir beizustehen, doch Arun wusste nicht, wo ich war, und von Lurian fehlte jegliche Spur. Es war dumm von mir gewesen, ohne Arun zu verschwinden, das wurde mir nun klar.
    Ich packte den Prügel fester und machte mich für den Ansturm der Leiber bereit, doch dann geschah etwas, das weder ich noch der Priester für möglich gehalten hätten. Ich weiß nicht, wie oder warum, doch auf einmal riefen die Menschen um mich herum meinen Namen. Es hörte sich seltsam an aus so vielen Mündern. Als würde ein riesiges Wesen nach mir verlangen.
    In die Augen der zwei Männer, die mich eben noch gejagt hatten, trat blanke Furcht. Ich starrte sie an, machte einen Schritt auf sie zu und sie wichen zurück.
    Nichts anderes hätte es vermocht und es erstaunte mich zutiefst, dass es ausgerechnet diese Reaktion der Priester war, die schließlich und endlich die Angst in mir aufsteigen ließ. Sie sahen mich an, als sei ich der Tod selbst.
    Wenn sie mich in diesem Moment angegriffen hätten, ich wäre nicht in der Lage gewesen mich zu wehren. Ich taumelte und musste mich an einem zerbrochenen Stuhlbein festhalten, das aus dem Scheiterhaufen aufragte. „Wieso?“, formten meine Lippen, doch kein Laut verließ meinen Mund.
    Als sei das Wetter urplötzlich umgeschlagen, schlug auch die Stimmung um und Bewegung kam in die Menschen. Vor meinen Augen wurden sie zu einer einzigen grauen Masse, die hin und her wogte wie ein sturmgepeitschtes Meer.
    Es dauerte eine Weile, bis ich erkannte, was sie taten, und mit dieser Erkenntnis fegte mir ein grausiger Schauer über den Rücken. Es war nicht die Tatsache, dass sie nun wahrlich ihre Zähne zeigten. Es war nicht der Anblick eines Priesters, der über ihre Köpfe gehoben und dort regelrecht zerrissen wurde. Es war nicht das Blut der beiden bulligen Männer, das auf einmal das Pflaster vor den Scheiterhaufen tränkte. Nein, es war vielmehr das Wissen, das dies meinetwegen geschah.
    Sie schrien meinen Namen. Wieder und wieder. Es war ihr Schlachtruf, doch es klang wie ein Schuldspruch in meinen Ohren. Ich hatte das hier nicht gewollt. Ich hatte lediglich den Verbrennungstod von Unschuldigen verhindern wollen. Nicht das hier, nicht diesen Aufstand in meinem Namen.
    Der Prügel fiel mir aus der Hand, kullerte über den Scheiterhaufen und schlug auf dem Boden auf. Was tat ich hier? Wie war ich hierhergekommen? Es war zu viel.
    „GENUG!“
    Der

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