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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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ihre Fackel.
    Ich machte, dass ich aus der Platzmitte verschwand. Nur die Nacht wusste, wozu diese Menschen fähig waren, wenn sie eine Fremde wie mich sahen, die obendrein verhältnismäßig gut gekleidet war. Ich schlang den Umhang meines Vaters enger um mich, um Rosanas blaue Tunika zu verbergen, und begab mich tiefer in die Schatten. Von Lurian war nichts zu sehen. Ich nahm an, dass er mittlerweile mehr als das eine Feuer zu löschen hatte. Es wurde Zeit, dass ich hier wegkam.
    Vorsichtig spähte ich um die Hausecke, hinter der der Fürst mit seinen Soldaten verschwunden war. Die Luft war erfüllt von Rauch, Schreien und wütenden Rufen. Überall rannten Menschen umher, versuchten ihre Habe zu retten oder Nachbarn anzuzünden. Es war unmöglich zu sagen in diesem Chaos. Ich zog meine Kapuze über den Kopf und rannte kurzerhand los. Mein einziger Orientierungspunkt war der Berg, denn ich wollte zurück in die obere Stadt und die befand sich links von mir.
    Ich setzte über umgestürzte Fässer hinweg und hetzte an kämpfenden Menschen vorbei. Einzig der Dunkelheit und meinem schnellen Lauf war es zu verdanken, dass niemand auf mich aufmerksam wurde. Nach einer Weile glaubte ich Kampflärm zu hören.
    Unschlüssig, wohin ich mich wenden sollte, drückte ich mich schwer atmend an eine Hauswand und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht.
    Mehr und mehr Menschen rannten an mir vorbei, schwenkten Fackeln, rostige Schwerter, Dolche, Stöcke oder andere provisorische Waffen über ihren Köpfen. Im Himmel über uns schoss Lurian mit kräftigen Flügelschlägen durch die Nacht. Er flog in die Richtung, aus der der Kampflärm kam und in die auch die anderen Menschen eilten. Ich zögerte einen Moment, dann schloss ich mich ihnen an. Ich rannte um eine Biegung und endlich sah ich es.
    Der Fürst war in einen Hinterhalt geraten. Die breite Straße, die in die obere Stadt führte, hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Man konnte die Gegner kaum voneinander unterscheiden. Einzig eine angeheftete Gänsefeder hier oder dort ließ ihre Gesinnung vermuten. Umgestürzte Karren blockierten den Weg in die obere Stadt. Auf den Zinnen der Stadtmauer standen Wachen und schossen Pfeile auf die Kämpfenden hinab. Wie sie auch nur hoffen konnten die Richtigen zu treffen, war mir unbegreiflich.
    Es war ein wildes Handgemenge, in dessen Kern der Fürst und seine Soldaten fochten. Arun hatte Recht gehabt. Es gab in dieser Stadt weit mehr Priester und Priesteranhänger, als Lurian oder der Fürst vermutet hatten. Ansonsten wäre es niemals so weit gekommen.
    Es tat einen lauten Knall und in einer Explosion aus Ratten, Müll und Holzsplittern wurde dem Fürst der Fluchtweg in eine Nebengasse abgeschnitten. Wer auch immer das hier geplant hatte – und ich ging fest davon aus, dass jemand hier die Fäden in der Hand hielt –, war vermutlich davon ausgegangen, dass der Fürst entweder direkt getötet oder in dem Chaos schwer verletzt werden würde.
    Doch die Soldaten waren disziplinierte Kämpfer und der Mob tat das Übrige. An eine Hauswand in die Schatten gepresst beobachtete ich, wie die Priester und alle, die auf ihrer Seite kämpften, Stück für Stück zurückgedrängt und einer nach dem anderen erschlagen wurden.
    Ein Grollen erklang hinter mir. Ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken, blieb jedoch reglos stehen.
    Neben mir senkte Arun den Kopf und fletschte die Zähne. Das Biest schimmerte in seinen Augen, als könne es jeden Moment hervorbrechen. Der Blick, den Arun dem Fürsten zuwarf, war von tödlicher Wut. Ich legte eine Hand auf seinen Arm. Sein Kopf fuhr zu mir herum, ich zuckte zurück.
    „Herrlich“, knurrte er und wandte den Kopf wieder den Kämpfen zu. „Er macht sie zu Märtyrern.“
    Meine Stimme bebte. „Woher wusstest du, dass ich in dieser Stadt bin?“
    „Ich wusste es nicht. Ich war auch schon … an anderen Orten.“ Arun packte mich bei den Schultern und zog mich unsanft tiefer in die Schatten. „Du kannst nirgendwo hingehen, ohne dass du einen Bürgerkrieg entfesselst, oder?“
    Ich war mir nicht sicher, ob er scherzte. Empört riss ich mich von ihm los. „Hätte ich die Kinder brennen lassen sollen?“, fauchte ich.
    Arun fletschte die Zähne. „Nein“, sagte er mühsam beherrscht. „Du hättest es mir überlassen können.“
    „Aber du warst nirgends zu sehen“, fuhr ich auf. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du hier warst.“
    Ein tiefes Grollen stieg aus seiner Brust. „Ich bin immer in deiner

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