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Caras Gabe

Caras Gabe

Titel: Caras Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
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hatten sich bereits daran gemacht, die Leichen zu einem Berg aufzustapeln. Ich vermutete, dass sie sie anzünden wollten. Die untere Stadt selbst brannte noch immer lichterloh an einigen Stellen.
    „Sie sind nichts als Marionetten, habe ich Recht?“
    Lurian merkte auf. Ich fühlte seinen Blick auf mir, so als versuche er herauszufinden, was ich wirklich dachte, sich jedoch nicht traute zu fragen. Schließlich lächelte er und trat neben mich.
    „Du und ich, Cara“, sagte er leise und hob eine Hand an meine Wange. „Wir sind aus demselben Holz geschnitzt.“ Seine Finger strichen unsagbar leicht über meine Haut, als wage er nicht, mich wirklich zu berühren, aus Angst, ich würde mich in Luft auflösen. Er rückte unmerklich näher, seine Augen leuchteten von einer Sehnsucht, die ich nicht deuten wollte. „Cara, ich –“
    In dem Moment wurden die Türen hinter uns aufgerissen. Vier Wachen richteten ihre Waffen auf uns. Als sie Lurian erkannten, ließen sie sie augenblicklich sinken und verbeugten sich.
    „Verzeiht, Herr“, sagte einer von ihnen. Er runzelte die Stirn, als er mich sah. „Wir hatten Euch nicht erwartet.“
    „Ich weiß“, gab Lurian zurück. Mit einem Mal wirkte er verstimmt. „Diese Dame ist ein Gast des Fürsten. Behandelt sie entsprechend.“ Damit wandte der Engel sich ab und stieg auf die Balustrade. „Ich muss die letzten Feuer löschen.“ Er schaute mich an. „Später werde ich zu dir kommen“, sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte. Dann stieß er sich ab und segelte durch die Nacht davon auf die Flammen zu.
    Ich schaute ihm blinzelnd hinterher. Seine letzten Worte hatten wie ein Versprechen geklungen und aus irgendeinem Grund wurde mir dabei leicht flau im Magen.
    „Verzeiht, Herrin.“
    Unsicher drehte ich mich zu den Wachen um.
    „Möchtet Ihr es Euch vielleicht am Kamin bequem machen, bis der Fürst zurück ist?“
    Ich überlegte. Der Wind riss an meinem Umhang und ich konnte ihn in der Ferne des Gipfels heulen hören. Es klang tatsächlich wie ein Rudel Wölfe.
    „Gerne“, sagte ich und folgte den Wachen durch die Türen.
    Die Wände des Saales dahinter waren so weit und die Decke so hoch, dass ich mir ein wenig verloren vorkam. Es war wie ein Wald aus Stuck und Prunk, mit Gold behangen und Teppichen und roten Samtvorhängen. Das aufdringliche Blitzen und Blinken von Edelsteinen, Bernstein und Silber machte mich halb blind.
    „Ein Diener wird Euch bald etwas Warmes zu Trinken bringen.“
    „Danke“, murmelte ich abwesend.
    Mit einem endgültigen Schlag fielen die Flügeltüren des Saales hinter mir zu und ich war allein.
    Etwas ratlos drehte ich mich im Kreis. Mein Blick blieb an dem Kamin hängen. Er war groß genug, dass ein Ochse darin Platz gefunden hätte. Das prasselnde Feuer spuckte und verhöhnte mich. Wenn die Priester mir sonst nichts angetan hatten, war es zumindest, dass ich überall nur noch Scheiterhaufen sah.
    Ich wandte mich ab und trat an ein Fenster. Das Glas war in kunstvollen kleinen Karos angeordnet, jedoch so milchig, dass sich nicht einmal die Nacht dahinter erahnen ließ. Ich suchte noch nach dem Öffnungsmechanismus, da spürte ich einen kalten Luftzug im Nacken.
    Ich wirbelte herum und fiel dem Dämon um den Hals, noch bevor er gänzlich aus den Schatten getreten war.
    „Uh, Cara“, rief er überrascht, doch ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Es gefiel meinem Varuh sehr, dass ich ihn vermisst hatte. Ohne Vorwarnung umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn. Dieses Gefühl! Wie sehr er mir gefehlt hatte. So aufregend, unberechenbar und dennoch unendlich sicher zugleich.
    „Cara.“
    Ich biss den Dämon in die Unterlippe, ließ ihn nicht zu Wort kommen. Die Gerüche von Winter und Tannen umwehten mich und diese unbändige Wildheit, die nach mir rief wie nichts anderes auf dieser Welt. Es war mir unmöglich, mich zurückzuhalten. Ungeduldig schob ich sein Hemd hoch und nestelte an dem Verschluss seines Umhangs. Ich wollte seine Haut an meiner spüren, nicht diesen rauen Stoff zwischen uns haben.
    Aruns Hände umfingen meine Handgelenke. „Cara“, biss er schwer atmend heraus. „Nicht jetzt.“
    „Was?“, fragte ich abwesend. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt seinen Hals zu küssen und mich noch näher an ihn zu drängen.
    Plötzlich fühlte ich mich an den Armen gepackt und sanft aber entschieden zurückgeschoben. Ich krallte eine Hand in Aruns Hemd, um zu verhindern, dass er mich noch

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