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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Woods
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Lippenstift bildete einen entarteten Clownmund, der fast von einem Ohr bis zum anderen reichte. Schwarzer Kajal umrahmte ihre Augen und rann ihr in dunklen Schlieren über die Wangen. Ihr Haar stand in wirren Büscheln ab und war mit mehreren riesigen, glitzernden Broschen verziert. Vor ihr auf dem Schminktisch lag Moms geöffnete Schmuckschatulle, deren Deckel zerbrochen war. Der winzige Schlüssel, der das Schloss für gewöhnlich verriegelte, lag neben einem Hammer am Boden zu Zoes Füßen. Unzählige Armreifen baumelten an ihren Handgelenken, und mehrere Halsketten hingen von ihrem Nacken herab wie ein Brustpanzer. Wenn sie den Kopf bewegte, klirrten die gigantischen Hängeohrringe und schwangen hin und her wie funkelnde Lüster.
    Caras Blick wanderte von Zoes entstelltem Gesicht zu dem Pelz über ihren Schultern. Ihre Mutter besaß keine Stola. Plötzlich wurde ihr voller Entsetzen bewusst, was sie da eigentlich sah. Samson . Seine Vorderpfoten und der Kopf hingen auf der einen Seite herab, seine Hinterpfoten auf der anderen. Sein Hals schien unnatürlich verdreht. Seine grünen Augen waren bereits milchig und eingesunken.
    Cara schrie auf, während Zoe sie stumm beobachtete und mit Samsons Ohr spielte. Sie hatte ein freudig interessiertes Lächeln auf dem Gesicht, so als würde sie dem Ruf eines seltenen Vogels lauschen.
    Caras Schrei riss abrupt ab. Sie fasste sich an den Hals. Zoe wartete.
    »Was hast du getan?«, fragte Cara heiser. Vor lauter Schreien tat ihr der Hals weh. Sie konnte es kaum ertragen, Samsons Kopf zu betrachten, der an Zoes Brust baumelte und mit seinen Schnurrhaaren die blasse Haut ihres Oberarms streifte. Cara schauderte. Eine feine Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus.
    »Oh, das hier?« Zoe blickte auf Samson herab. Ein irres Grinsen zerriss den Lippenstiftstrich in ihrem Gesicht. »Er hat schließlich deinen Turnbeutel zerfetzt, oder? Du hast ihn schon immer gehasst. Miau! « Sie sprang Cara mit einem winzigen Fauchen entgegen. Cara schrie und wich erschrocken zurück.
    Zoe wandte sich lachend von Cara ab und ließ sich wieder auf den Hocker sinken. »Weißt du was?« Sie kramte in Moms Schmuckschatulle herum. »Das meiste hier ist nur billiger Schund. Ich hatte gehofft, ein paar echte Diamanten zu finden.« Sie griff nach Moms Chanel No.  5 und sprühte es sich geziert auf den Hals.
    Cara bewegte sich langsam rückwärts, den Blick fest auf die Tür geheftet. Ihr Atem kam stoßweise. Mit einer Hand tastete sie nach dem Treppengeländer. Ihre Füße verhakten sich, und sie stolperte rückwärts die Treppe hinunter. Verzweifelt packte sie das Geländer und klammerte sich daran fest, um nicht zu fallen.
    Als sie mit pfeifendem Atem den Fuß der Treppe erreichte, klingelte es an der Tür. Sie stürzte zur Klinke und krallte sich daran fest, während sie die Tür aufriss. Vor ihr stand Ethan, dessen breiter Brustkorb extrem hart und stark und sicher aussah. Cara stürzte sich auf ihn und schluchzte aus tiefster Seele.
    »Hey«, sagte Ethan erschrocken. Seine Arme schlossen sich um ihren Körper. »Ist ja schon gut«, murmelte er und streichelte ihren Rücken. »Was ist denn passiert?« Er warf einen Blick über ihre Schulter. Cara griff hinter sich und zog rasch die Tür zu.
    »Komm«, brachte sie mühsam hervor. »Ich muss hier weg!«

Kapitel 25
    E than blinzelte verwirrt, aber er sammelte sich rasch wieder. »Okay, klar.« Er führte sie die Stufen hinunter. »Wo willst du hin?«
    »Lass uns einfach nur spazieren gehen, okay?« Cara steuerte auf den Bürgersteig zu und versuchte, Zoes irren Gesichtsausdruck aus dem Gedächtnis zu verbannen. Sie schritt immer schneller und schneller den leeren Bürgersteig entlang, bis sie plötzlich spürte, wie sich Ethans Finger zwischen ihre schoben.
    »Hey, nicht so eilig.« Er hielt sie zurück, bis sie neben ihm herging. »Beruhige dich.« Er legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie fest an sich. Sie gingen mehrere Blocks schweigend nebeneinander her. Cara war froh, dass er sie nicht gleich mit Fragen bombardierte. Sie betrachtete sein männliches Gesicht und seinen kräftigen Kiefer, der von einem Dreitagebart bedeckt wurde. Das Gewicht seines starken Arms, den er fest um ihre Schulter gelegt hatte, drückte gegen ihr Schlüsselbein und beruhigte sie. Allmählich trat die grauenvolle Szene im Schlafzimmer ihrer Eltern in den Hintergrund. Sie spürte, wie sich ihr Körper entspannte.
    Ethan nahm ihre Hand und zog sie über die

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