Carinas Todesparties
eine erschien — Isy. Sie kam zögernd näher. Trotz stand in ihrem Gesicht, als sie die Polizisten anschaute.
»Waren das nicht zwei?« fragte der Dicke. Sein Kollege schaute sich derweil um.
»Ja.«
»Hol die andere, Schönling!«
Chris war überfragt. Kitty hatte sich, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Staub gemacht. Deshalb wandte er sich an Isy. »Weißt du, wo sie steckt?«
»Nein, sie lief weg.«
»Das wird immer schöner!« stellte der Polizist fest. »Okay, Kleine, halten wir uns an dich.« Er schaute Isy an, die unter dem Blick des Mannes immer kleiner wurde.
Der Polizist aber wollte seine Schau abziehen und den großen Macker hervorkehren.
Chris paßte die Entwicklung überhaupt nicht. Am meisten aber machte er sich Sorgen um Kitty…
Und Kitty heulte! Sie war getroffen worden, tief enttäuscht, deprimiert und verzweifelt, deshalb handelte sie, ohne lange zu überlegen. Isy hatte noch versucht, sie mit Worten und Taten aufzuhalten, doch Kitty war stärker gewesen und einfach losgerannt. Weg vom Feuer, hinein in die Dunkelheit zwischen den hohen Rohbauten. Die Tränen hatten ihren Blick verschleiert, sie war gefallen und in einen Hügel aus Sand gelandet, wo sie sich zum Glück nichts getan hatte. Nicht einmal umgeschaut hatte sie sich. Sie wollte die anderen nicht mehr sehen, weil sie zutiefst von ihnen enttäuscht gewesen war. Und Chris begriff nichts, überhaupt nichts. Er hätte doch längst merken müssen, wie sie zu ihm stand, daß sie nur wegen ihm auf den Strich gegangen war. Wovon hätte sie sonst das Feuerzeug bezahlen sollen, das sie ihm geschenkt hatte?
Nein, die Gruppe war nichts. Die war überhaupt nichts für sie. Kitty war und blieb eine Einzelgängerin, das hatte sich in den letzten beiden Monaten herausgestellt. Wahrscheinlich würde sie auch wieder zurück zu ihren Eltern gehen, auch wenn sie die enge Wohnung damals regelrecht angewidert hatte.
Diese Gedanken schössen intervallweise durch ihren Kopf. Sie spürte auch die Schmerzen in ihrem Schädel, denn dort zerplatzte irgend etwas. Das Herz hämmerte. Jeden Schlag bekam sie mit, ihr Atem floß keuchend über die Lippen, sie stolperte nur noch, und sie hielt sich schließlich am Gestänge einer großen Mischmaschine fest. Tief atmete sie durch, ruhte sich aus, spürte in ihren Augen das heiße Brennen und hatte das Gefühl, von einem gewaltigen Schwindelanfall erwischt worden zu sein.
Nach einer Weile hatte sich Kitty so weit beruhigt, daß sie ihre unmittelbare Umgebung wahrnehmen konnte, und sie erschrak plötzlich, denn nicht weit entfernt befand sich ein Schlund.
Das Maul eines Ungeheuers.
Das Mädchen bekam Herzjagen und eine Gänsehaut, bis ihr einfiel, daß dies kein Schlund war, sondern der dunkle, breite Eingang eines der beiden Häuser.
Ein Haus, das wie ein Moloch wirkte. Es war kalt, unpersönlich, aber es bot einen gewissen Schutz. Man konnte sich in den zahlreichen Wohnungen verstecken oder verkriechen wie ein Tier, das nicht gefunden werden wollte.
So ähnlich kam sich das Mädchen auch vor. Man hatte sie enttäuscht, am liebsten hätte sie sich das Leben genommen. Ohne es eigentlich bewußt zu wollen, war sie wieder vorgegangen und schritt auf den breiten, düsteren Eingang zu.
Sie erreichte das Haus, in dem der noch leere Fahrstuhlschacht gähnte, und die Düsternis der Halle hatte sie aufgenommen. Warnschilder waren an den Wänden angebracht worden. Den Fahrstuhlschacht hatte man mit einem zusammengenagelten Holzgitter gesichert, das aber sehr leicht zu durchbrechen war.
Kitty passierte mit zitternden Knien den dunklen Fahrstuhlschacht. Sie suchte nach einem Versteck, wo sie die Nacht über bleiben konnte. In jedem Rohbau ist es feucht. Da machte auch dieser hier keine Ausnahme. Hinzu kam der Geruch von Staub und Beton oder kalten Steinen, und Kitty fröstelte.
Es brannte keine Lampe. Sie konnte sich kaum orientieren, und so suchte sie sich eine Ecke aus, wo ihrer Meinung die Schatten besonders dicht waren.
Da ließ sie sich nieder.
Erst als sie hockte, stellte sie fest, wie kaputt sie eigentlich war. Zugleich leer-und ausgebrannt, von einer Angst regelrecht geschüttelt und vor Enttäuschung deprimiert.
Soweit es möglich war, zog sie die Beine an, preßte ihre Stirn auf die Knie. Sie atmete tief durch. Saugende Geräusche drangen aus ihrem Mund, vermischt mit dem Schluchzen.
Kitty war so enttäuscht. Sie hatte Chris geliebt, hätte ihm alles gegeben, er aber hatte sich ein anderes Weib
Weitere Kostenlose Bücher