Carinas Todesparties
können, denn geteilt wurde alles.
Gab es Ärger, suchte man bei Chris Landon Rat, der sogar mit den Bullen zurechtkam. An diesem Abend gab es abermals Ärger, das hatte man Chris schon gesagt.
Sie hatten sich ihren Platz zum Feiern zwischen zwei Neubauten ausgesucht. Geschäftshäuser sollten an dieser Stelle entstehen. Hoch, kalt und unpersönlich. Aber zwischen den beiden Häusern, wo das Material lagerte, fühlten sich die Kings der Schächte seit einer Woche heimisch, und sie hatten auch beschlossen, hier ihre nächste Party zu feiern.
Der Abend war kaum kühler geworden. Zwischen den nackten, kahlen Betonwänden waberte noch die Hitze des Tages. Längst waren nicht alle eingetroffen, aber Chris Landon war schon da.
Er saß auf den Stufen eines Bauwagens und wurde von einer pendelnden Batterielampe angestrahlt. Chris war außergewöhnlich angezogen. Ging er zu irgendwelchen Feiern, streifte er stets einen Cut über. Eine gestreifte Hose und ein schwarzes Jackett mit den beiden Schwalbenschwänzen. Er hatte die Sachen auf einer Altkleider-Deponie gefunden. Unter der Jacke trug er nur die nackte Haut. Wollte er besonders originell sein, band er sich eine alte, gepunktete Fliege um. Landon war ziemlich groß, schlank, schon fast hager und hatte blondes Haar, das er straff nach hinten kämmte und bei Feiern mit Gel beschmierte. Die Gesichtszüge waren eher weich, die Augen konnten sanft blicken und besaßen eine Überzeugungskraft, die Frauen oder Mädchen schwach werden ließ.
Landon bekam, was er wollte. Es hatte nie Schwierigkeiten gegeben, und auch an diesem Abend würde er mit den Bullen fertig, die sicherlich kamen, da zwei aus seiner Gruppe Mist gebaut hatten. Ausgerechnet Mädchen. Sie hatten wieder mal kein Geld gehabt und waren auf den Strich gegangen. Daß sie dabei ausgerechnet eine Zivilstreife angesprochen hatten, war ihr persönliches Pech gewesen. Vielleicht hätten sie auch nicht fliehen sollen, es war nun mal passiert, und die beiden Bullen wußten auch, wo sie die Mädchen finden konnten. Aus dem Dunkel zwischen den Sandbergen tauchten sie auf. Chris hatte sie zu sich rufen lassen, und sie kamen an wie Sünderinnen, wobei sie sich an den Händen festhielten.
Kitty war siebzehn, hatte ein rundes Gesicht und grün gefärbte Locken. Isy, die zweite, war Kittys Cousine. Ein wenig pummelig, blond und mit Schmuck behängt. Irgendwelcher Blechkram, den sie sich zurechtgebogen hatte. Wenn Isy ging, klapperte immer etwas an ihr. Das blonde Haar hatte sie kurz geschnitten, es lag nicht auf dem Kopf, es stand!
Vor Chris blieben sie stehen. Es waren Mädchen, die einiges hinter sich hatten und auch keine Angst kannten, was Männer anging, doch als Chris sie anschaute, senkten sie die Blicke wie zwei reuige Sünderinnen zu Boden.
»Ihr habt Scheiße gebaut!« stellte er fest. Kitty hob die Schultern. An ihren Ohrläppchen baumelten verschiedene Schmuckstücke. Einmal ein Dreieck, zum anderen eine Schlange. Das Dreieck leuchtete rot, die Schlange grün.
»Willst du nicht antworten?«
»Wir sind reingefallen, Chris.«
Landon lachte. »Und das passiert euch.«
»Ja, auch uns. Wir hätten eben vorsichtiger sein sollen, aber wir können nicht jeden Bullen kennen, besonders dann nicht, wenn sie es auf die linke Tour versuchen.«
»Wieso?«
»Die haben uns doch angemacht!« stieß Isy hervor. »Das… das war die reine Nötigung.«
Chris nickte. »Könnt ihr das beweisen?«
»Wenn sie kommen sollten, werden wir es ihnen schon ins Gesicht sagen.«
»Das streiten sie ab.«
»Na, und?«
»Da kommt ihr nicht durch. Ihr werdet, wenn die Bullen hier sind, eure Klappen halten.«
»Sollen wir uns auch mitnehmen lassen?« fragte Kitty aggressiv.
»Warum nicht?«
»Nein, Chris.« Kitty rannte vor und warf sich gegen den Mann. »Das kannst du nicht zulassen.«
Er stemmte sie weg. Kitty roch nach einem süßen Parfüm. Mochte der Satan wissen, wo sie das aufgetrieben hatte. »Du bist so dumm, Mädchen, so fürchterlich dumm. Mußtet ihr denn auf den Strich gehen, verdammt?«
»Wir wollten was haben.«
»Klamotten?«
»Ja.«
»Scheiß. Das besorgt man sich, dafür geht man nicht auf den Strich.«
»Es überkam uns aber«, meldete sich die etwas schüchterne Isy. »Wir konnten nichts dagegen tun.«
»Und ich?«
Kitty und Isy lächelten. Sie hatten ihn jetzt beide erreicht und strichen mit ihren Fingern über seine Brust. »Wenn du uns hilfst, King, wirst du es nicht bereuen. Wir wissen schon, wie wir
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