Carinas Todesparties
jemand dabeihaben, der sich auskennt. Ich würde vorschlagen, daß wir mit der Abfahrt noch etwas warten. Die Dunkelheit des Abends kann oft sehr wertvoll sein.«
»Wie Sie meinen, Lucy…«
***
Chris Landon fühlte sich erst besser, als seine Freunde eintrafen. Da hatte er die Nervosität des ihm lang vorkommenden Tages endlich abschütteln können.
Und sie waren alle gekommen, denn wo es etwas zu feiern gab, mußten sie einfach dabeisein.
Landon hatte sich ein wenig abgesondert und stand dort, wo die Parkbeleuchtung nicht mehr hinreichte. Es konnte in den unteren Räumen des Hauses und auch draußen gefeiert werden. Man bewegte sich eben frei, leicht und locker. Verrückte Typen waren genügend zu Gast. Meist Männer und Frauen aus dem Künstlermilieu, die sich sehr lässig gaben und nach der neuesten Mode gekleidet waren.
Die Korken der Champagnerflaschen knallten. Das Büffet war geteilt worden, die beladenen Tische standen im Garten und auf der Terrasse. Musik klang aus den Lautsprechern. Mal Rock, mal Pop, dann auch weiche Melodien. Laternen schaukelten zwischen den Bäumen. Bunte Ballons hingen ebenfalls an den Zweigen, nur das Motto der Party — Ein Treffen mit dem Jenseits - war noch nicht eingehalten worden.
Die Gäste sahen alle normal aus, auch wenn sie als etwas verrückt galten.
Die Gastgeberin hatte jeden einzelnen begrüßt und einige Worte mit ihm gewechselt. Wo sich Carina momentan aufhielt, wußte Chris Landon nicht.
Das war auch nicht schlimm, er wollte eben allein sein und vor allen Dingen mit seinen Freunden reden, die sich schon aufgeführt hatten wie die Wilden, denn für sie war das Büffet die große Anlaufstation gewesen. Chris sah Eddy. Auf die Salzstangen hatte er auch diesmal nicht verzichtet. Als er sie knackte, hörte sich das lauter an als seine Schritte. Chris pfiff ein bestimmtes Signal. Eddy blieb stehen, als wäre er vor eine Mauer gerannt.
»Komm her!«
Der andere drehte sich um und sah Landon aus dem Schatten der Bäume treten.
»Da bist du!« Eddy grinste. Er schwitzte und schlug auf seinen Bauch.
»Mann, bin ich voll.«
»Hast du soviel gegessen?«
»Ja.« Eddy trug eine hellrote Hose und eine schwarze Satinjacke, die offenstand. »Ich habe mir die Klamotten heute noch geklaut, schließlich weiß ich, was sich gehört.« Er deutete nach vorn. »Irre, wie du das geschafft hast, dich hier einzunisten. Das ist schon der halbe Wahnsinn, kann ich dir sagen. Leider läuft mir so ein Weib nie über den Weg. Den einen trifft's eben, den anderen nicht.« Er schlug Chris auf die Schulter.
»Ich freue mich aber, daß du deinen alten Kumpel nicht vergessen hast. So ist auch nicht jeder.«
»Ja, ja schon gut. Ich will nur eines von dir wissen. Was ist mit Kitty?«
»Weißt du das nicht?«
»Nein.«
Eddy wollte zurück. Er wurde aber festgehalten. »Daß du mich das ausgerechnet jetzt fragst und mir die Stimmung verdirbst, finde ich blöd. Ehrlich.«
»Ich will wissen, was mit ihr geschehen ist.«
»Gesehen habe ich es nicht. Eigentlich keiner von uns. Wir hörten es nur. So etwas spricht sich irgendwie herum.«
»Ist Kitty tot?«
»Ja…«
Chris schluckte. Er ließ Eddy los und ballte die Hände. »Verdammt, ich hatte es im Gefühl. Wie konnte das passieren?« fragte er mit kaum verständlicher Stimme.
»Das weiß ich auch nicht. Wir hörten nur, daß sie tot ist. Man hat sie in einem der Rohbauten gefunden. Da ist sie reingerannt und vielleicht gestürzt oder so…«
»Oder so«, murmelte Chris. Er verzog die Lippen, aber es wollte kein Lächeln werden.
»Gibst du dir jetzt die Schuld? Das brauchst du nicht, Chris. Sie wollte dich allein, das geht nicht. Wir kennen doch unsere Gesetze. Der Gruppe gehört alles. Niemand hat einen Anspruch auf den anderen. Das hätte sie wissen müssen.«
Landon war mit seinen Gedanken ganz woanders. »Wer hat sie umgebracht? Oder wer kann sie getötet haben?« fragte er leise.
»Keine Ahnung.«
»Habt ihr nichts erfahren?«
»Nein.«
»Auch nicht nachgeforscht?«
»Wer kann das schon von uns? Glaubst du denn, die Bullen hätten uns etwas verraten?«
»Ja, das stimmt.«
»Allerdings waren wir vordem Besuch hier noch einmal an der Bausteile und haben uns umgesehen, aber nichts entdeckt. Es gab da keine Spuren. Isy hat Blumen in den Rohbau gelegt. Mehr konnten wir nicht tun.« Er senkte den Kopf. »Ich weiß, Chris, das ist alles eine verdammte Scheiße. Aber was willst du machen?«
»Habt ihr euch im Bau
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