Carinas Todesparties
entscheiden mußt. Für wen würdest du stimmen?«
»Dazu kommt es nicht«, wich sie aus. »Das sind alles Theorien. Außerdem ist jetzt nicht der Zeitpunkt, darüber zu sprechen. Wir haben heute abend ein Fest und müssen noch einiges vorbereiten sowie beaufsichtigen. Das darfst du nicht vergessen.«
»Ich will wissen, wer der Tote war.«
»Kein besonderer Mann. Ich habe ihn erwischt, als er um das Haus herumschlich. Er wollte hier schnüffeln, das ist seinem schwachen Herzen nicht bekommen.«
»Du hättest die Polizei informieren müssen!«
Sie lachte ihn an und aus. »Liebst du denn die Bullen?«
»Nein.«
»Ich auch nicht. Was hier erledigt werden muß, das machen wir untereinander aus. Verstehst du?«
»Mittlerweile ja.«
»Und jetzt laß uns gehen. Dieses Zimmer gefällt mir überhaupt nicht. Ich hasse den Raum eigentlich, brauche ihn aber hin und wieder, wie du gesehen hast.«
Er verließ das Zimmer als erster. Chris wollte nicht hinter der Frau hergehen. Es widersprach seinem Ego, und er fühlte sich auch nicht als ihr Diener oder Lakai.
Auf dem Gang blieben sie stehen. »Ich habe noch etwas mit Fiona zu bereden. Kommst du mit?«
»Nein, auf keinen Fall.«
»Dann bis gleich. Warte auf mich, wir machen vieles gemeinsam, Darling.« Sie hauchte einen Kuß auf ihre Handfläche und pustete ihn mit gespitzten Lippen ihrem jungen Liebhaber entgegen. Er schaute ihr nach. Sein Gesicht war unbewegt. Einiges hatte er sich vorgenommen. Wie es jetzt aussah, lief die Sache anders ab. Noch vor zwei Tagen hatte er die Bekanntschaft der Carina Colby als Glücksfall angesehen.
Das hatte sich nun geändert. Als Pech wollte er es auch nicht bezeichnen, aber er würde sehr genau aufpassen. Nachdenklich setzte er sich in Bewegung, schritt über den Teppich und hörte das Lachen irgendwo im Haus.
Chris blieb stehen.
Carina lachte nicht so, das mußte einfach die Liliputanerin sein, die sich so gab. Aber lustig klang es nicht. An der Treppe blieb Chris Landon stehen und lauschte.
Dem Lachen folgte ein Kommentar. »Ich danke dir, Carina. Ich danke dir für ihn.«
»Es werden noch mehr kommen, glaub mir…«
Chris hörte nichts mehr. Eine Tür war zugeschlagen. Er stand an der obersten Stufe und dachte nach.
Von wem hatten die beiden Frauen gesprochen? Möglicherweise von der Leiche?
Als er daran dachte, bekam er eine Gänsehaut. Dieses Haus war nicht nur düster und irgendwie geheimnisvoll, es konnte auch tödlich für ihn werden…
***
Vor Überraschungen ist man nie gefeit. Uns erging es ebenso, denn am späten Nachmittag bekamen wir plötzlich Besuch.
Lucy Roscyn stand bei uns im Büro. Sie wirkte wie aufpoliert. Das Haar war noch blonder geworden und noch besser frisiert. Sie trug ein taubenblaues Leinenkostüm, und ihr Gesicht hatte sie so geschminkt, daß die Haut selbst unter dem Puder glänzte.
»Was können wir für Sie tun, Mrs. Roscyn?«
»Sagen Sie Lucy.«
»Okay, Lucy. Was also?«
»Nicht viel, Mr. Sinclair. Ich möchte nur, daß Sie mich am heutigen Abend mit auf die Party nehmen.«
Erstaunt blickte ich sie an. »Sie wissen davon?«
»Ja, man hört vieles von der Szene.«
»Sind Sie eingeladen?« fragte ich.
»Sie denn?«
»Nein, aber wir haben einen dienstlichen Grund, wenn ich das mal so sagen darf.«
Lucy Roscyn nickte. »Ja, da mögen Sie wohl recht haben. Ich würde meinen Grund als einen moralischen ansehen. Wissen Sie, Sir, dieser James Colby, den ich heiratete, war ein Schwein. Jawohl, ein widerliches und hinterhältiges Schwein. Er tat alles, um mich fertigzumachen. Ich habe mich vor ihm gefürchtet, ihn aber auch gleichzeitig geliebt. Ich wünschte ihm die Pest an den Hals, aber einen solchen Tod hat er nicht verdient. Und ich fühle, daß Carina, dieses Satansweib, dahintersteckt. Sie soll büßen.«
»Dafür wollen Sie sorgen, Lucy?«
»Ich.« Sie lachte Suko und mich an. »Nein, ich doch nicht. Sie sind die beiden, die das übernehmen sollen.«
»Dann möchten Sie nur dabeisein?« fragte Suko.
»So ist es.«
»Wird man Sie einlassen, Lucy?«
Sie winkte ab. »Das ist meine geringste Sorge. Vergessen Sie nicht, daß ich jahrelang dort gewohnt habe.«
»Das weiß ich.«
»Also?«
Suko und ich schauten einander an. Wenn wir Lucy nicht mitnahmen, würde sie wahrscheinlich allein dorthin fahren. So hatten wir sie wenigstens unter Kontrolle.
Ich nickte. »Also gut, fahren Sie mit.«
»Danke. Sie werden es nicht bereuen. Bestimmt ist es auch für Sie besser, daß Sie
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