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Carinas Todesparties

Carinas Todesparties

Titel: Carinas Todesparties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wir schritten über einen dicken Teppich, und eine hohe Glastür führte in den eigentlichen Wohnraum.
    In der offenen Tür stand die Hausherrin.
    Ich hatte mir zwar von Lucy Roscyn keine direkten Vorstellungen gemacht, war aber trotzdem überrascht. Sie trug ein rotes Hängerkleid, hatte das Haar superblond gefärbt und soviel Kleister im Gesicht, daß ihr Aller schlecht zu schätzen war. Außer an den Daumen trug sie an jedem Finger einen Ring. Zwischen Zeige-und Mittelfinger der rechten Hand qualmte eine Zigarette. Der Geruch kam mir ungewöhnlich vor. Diese Frau rauchte keinen normalen Tabak, sondern Marihuana!
    Sie lächelte uns verkrampft an. Ihre Augen hatten einen weltfremden Ausdruck angenommen. »Kommen Sie herein!« flötete Lucy. »Ich fühle mich heute so breasy und locker. Einfach luftig, wissen Sie.«
    Ich warf Suko einen schlimmen Blick zu. Der Inspektor hob nur die Schultern.
    Wir betraten einen prächtigen, großen Raum. Fensterfronten begrenzten ihn an zwei Seiten. Es fiel eine Menge Licht in den Raum. Selbst an trüben Tagen war es hier immer noch heller als in anderen Wohnungen. Hinzu kam das mattweiße Mobiliar und die ebenfalls weiße Couch, auf der wir unsere Plätze fanden. »Wollen Sie etwas trinken?«
    Wir wehrten beide ab und schauten zu, wie Lucy sich setzte. Ich saß so, daß ich durch eines der breiten Fenster schauen konnte. Mein Blick fiel auf den Holland Park, der eine große, sattgrüne Insel bildete.
    Lucy Roscyn hockte in einem Sessel, der mehr einer Liege glich und mit Ohrenstützen versehen war, die einen knallroten Überzug besaßen. Sie lag dort, schaute uns an, das Kleid war hochgerutscht, was ihr nichts ausmachte, und ihre rechte Hand hing an der Seite herab, weil dort ein Aschenbecher stand.
    Sie hatte uns geholt, deshalb sollte auch sie beginnen. Und sie fing an. Überraschend für uns sagte sie: »Ist der alte Bastard endlich tot?«
    Wir schluckten. Ich hatte mich als erster gefangen. »Von wem sprechen Sie eigentlich, Mrs. Roscyn?«
    »Von meinem Mann. Oder meinem ehemaligen. James Colby, dieser alte Bastard, dessen Zeigefinger ich auf einem Bild in der Zeitung gesehen habe.«
    »James Colby hieß er?«
    »Ja!« zischte sie. »Er hieß so. Jetzt hat es ihn erwischt, darüber bin ich froh. Er hat sich für unüberwindbar gehalten, war ein Star in allen Lebenslagen, hatte verdammt viel Geld, und ich habe ihn damals geheiratet. Bis er eine andere kennenlernte. Da hat er mich abgeschoben. Ich bekam dieses Haus hier und fünfhunderttausend Pfund Ablöse oder wie das so heißt.«
    »Davon kann man leben!« bemerkte ich.
    Sie stampfte ihre Zigarettenkippe aus. »Was wissen Sie denn, Mann? Sie wissen gar nichts.«
    »Möglich. Aber wir sind hier, um uns aufklären zu lassen.«
    Sie stemmte beide Handflächen auf die Sesselseiten und drückte sich hoch. Ihr Gesicht war verzerrt, wahrscheinlich hatte sie ihren Mann gehaßt, und mit der nächsten Frage überraschte sie uns abermals.
    »Habt ihr den Kerl ausgebuddelt?«
    Suko und ich schauten uns überrascht an. »Wie kommen Sie denn darauf?« erkundigte sich mein Freund.
    »Ob ihr ihn ausgebuddelt habt. Er ist doch gestorben.«
    »Wann?«
    »Vorrund zwei Wochen. Haben Sie das nicht gelesen?«
    Mir fiel es wieder ein. »Ja, ich erinnere mich. In den Zeitungen standen große Anzeigen.«
    »Genau, Mr. Sinclair. Sie haben von seinem Tod berichtet. Es gibt ihn nicht mehr, dachte ich. Aber jetzt sehe ich in den Zeitungen den komischen Finger mit der Narbe.« Sie griff unter den Sessel und holte eine Gazette hervor. »Das ist sie.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe schließlich lange genug mit dem Bastard zusammengelebt.«
    Ich strich meine Haare zurück. »Ehrlich gesagt, Mrs. Roscyn, ich kann Ihnen nicht so recht folgen.«
    Sie schleuderte die Zeitung weg und hob beide Arme. »Wieso denn nicht?«
    »Wie soll ich anfangen? Sie sprechen da von einer Beerdigung und fragen, ob wir die Leiche ausgebuddelt haben. Das war nicht der Fall. Wir haben Ihren Mann in der Kanalisation gefunden.«
    »Hä!« Nach dieser Antwort veränderte sich ihr Gesicht. Staunen und Unglauben breiteten sich auf den Zügen aus. »In der Kanalisation?«
    »So ist es.«
    »Wer hat ihn dann aus dem Grab geholt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er überhaupt im Grab gelegen?« erkundigte sich Suko.
    »Das weiß ich doch nicht. Jedenfalls hat man ihn beerdigt, und dieses verdammte Weib wurde später von einem Schmierblättchen zur schönsten Witwe der Welt

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