Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
musste wissen, ob in dieser Wohnung etwas aufbewahrt wurde, das sein Lebenswerk bedrohen konnte. Wenn Mørck und Nete erst einmal im richtigen Maße sediert wären, würden sie schon reden. Mit dem, was sie ihm verrieten, müssten dann allerdings andere als er weiterarbeiten.
    Da hörte er aus dem Zimmer, das zur Seeseite hinausging, Schritte. Leichte, ein wenig schleppende Schritte. Keinesfalls die Schritte eines Mannes von Carl Mørcks Statur.
    Als er den Raum auf leisen Sohlen betrat, fuhr Nete Hermansen erschrocken herum. Curt ließ den Blick rasch durch das Wohnzimmer schweifen. Carl Mørck musste sich in einem anderen Raum aufhalten.
    »Guten Abend, Nete«, sagte er und fixierte sie. Ihre Augen waren matter, ein leichter Grauschleier lag darin, ihr Körper war nicht mehr so elastisch und das Gesicht nicht mehr so konturiert und zart wie früher. Die Proportionen hatten sich altersgemäß verändert. So war es eben.
    »Entschuldige, aber die Tür stand offen, und da du mein Klopfen offenbar überhört hast, habe ich mir erlaubt, hereinzukommen.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Na ja, wir sind doch alte Freunde, nicht wahr? Curt Wad ist bei dir zu Hause sicher stets willkommen, Nete.«
    Er lächelte angesichts ihres verstörten Blicks und schaute sich dann bedächtig im Zimmer um. Nein, hier stach nichts Ungewöhnliches ins Auge, bis auf die beiden Tassen auf dem Tisch und die Tatsache, dass von Carl Mørck nichts zu sehen war. Er inspizierte die Tassen von Nahem, wobei er aufpasste, dass Nete sich nicht an ihm vorbeidrückte und den Raum verließ. Aha! Eine Tasse mit schwarzem Kaffee, noch fast voll, die andere mit etwas, das wie Tee aussah, halb leer. Beide Getränke waren noch lauwarm.
    »Wo ist Carl Mørck?«
    Die Frage schien sie zu erschrecken. Als wenn Mørck in irgendeiner Ecke stand und sie beobachtete. Curt sah sich noch einmal um.
    »Wo ist er?«, wiederholte er.
    »Er ist vor einer Weile gegangen.«
    »Nein, das ist er nicht, Nete. Dann hätte ich gesehen, wie er das Haus verließ. Ich frage noch einmal: Wo ist er? Du tust gut daran, zu antworten.«
    »Er hat die Küchentreppe genommen. Ich weiß nicht, warum.«
    Einen Moment blieb Curt unbewegt stehen. Hatte Carl Mørck seine Verfolger unten vor dem Haus gesehen? War ihnen Mørck die ganze Zeit einen Schritt voraus gewesen?
    »Zeig mir das Treppenhaus hinter der Küche«, sagte er und bedeutete ihr, vorauszugehen.
    Sie griff sich an die Brust und ging dann zögernd an ihm vorbei in die Küche.
    »Dort«, sagte sie und deutete auf eine Tür in der Ecke. Ihr war eindeutig nicht wohl, was Curt nachvollziehen konnte.
    »Du sagst, er hat diesen Weg genommen. Dann hat er also mühsam alle Flaschen und den Gemüsekorb und die Abfalltüten beiseitegeschoben und du hast sie ebenso mühsam wieder zurückgestellt. Tut mir leid, aber das glaube ich nicht.«
    Er packte sie bei den Schultern und drehte sie mit einem Ruck zu sich um. Sie blickte zu Boden, was wiederum nachzuvollziehen war. Wie verlogen diese Frau doch war! Wie durch und durch verlogen, von klein auf.
    »Wo ist Carl Mørck?«, wiederholte er, nahm eine Spritze aus der Jackentasche, schob geschickt die Kappe von der Kanüle und hielt sie ihr an den Hals.
    »Er ist die Küchentreppe runtergegangen.« Sie flüsterte jetzt fast.
    Da stach er ihr die Kanüle in den Hals und injizierte ihr die Hälfte der Ampulle.
    Es dauerte nicht lange und sie begann zu schwanken. Dann sank sie schlaff in sich zusammen.
    »So. Nun habe ich dich da, wo ich dich haben wollte. Gibt es etwas, das du loswerden willst? Nur zu, es dringt nicht weiter als bis zu mir. Hast du gehört, Nete Hermansen?«
    Als sie nicht reagierte, ließ er sie erst einmal zurück und lief wieder in den Flur. Einen Moment stand er still da und horchte auf ein noch so kleines Geräusch, das dort nicht hingehört hätte, auf einen Atemzug, ein Knarren oder Rascheln. Aber es regte sich nichts. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer. Ursprünglich waren dies zwei Zimmer gewesen, wie am Stuck deutlich zu erkennen war. Früher hatte es sicher im hinteren Zimmer auch noch eine Tür zum Flur gegeben, aber die war weg.
    Das ganz gewöhnliche Zuhause einer älteren Frau - das war der Eindruck, den die Wohnung ausstrahlte. Nicht unmodern, aber auch nicht modern. Eine englische Uhr mit Pendel neben einem Radio mit CD-Player. Etwas klassische Musik, außerdem ein paar aktuelle Schlager. Nichts für Curt.
    Schließlich inspizierte er noch einmal die beiden

Weitere Kostenlose Bücher