Carla geht Ihren Weg
kicherten laut und bissen herzhaft in ein Stück.
Alfredo kam an den Tisch mit zwei Gläsern Rotwein.
"Geht auf Kosten des Hauses!"
Schmunzelnd stellte er die Gläser vor ihnen ab.
"Wie kommen wir zu dieser Ehre?", wollte Gabi kauend wissen.
"Noch ein Prosit auf das Neue Jahr."
Er stieß mit ihnen an. Dann schaute er Carla nachdenklich an.
"Wie gut kennst du dich mit Computerprogramme aus?"
"Kommt darauf an, welches? Warum?"
"Ich habe hier oftmals einen Gast, der hat ein Antiquitätengeschäft.
Neulich fragte er mich, ob ich jemanden kennen würde, der seine Raritäten auch über das Internet verkaufen könnte."
Er atmete tief ein und wieder aus und wartete gespannt auf ihre Antwort.
"Da habe ich gleich an dich gedacht.", fügte er noch hinzu.
Carla stockte der Atem.
Das war eine Alternative zu ihrem jetzigem Tun.
Im Moment war sie überwiegend Haushaltshilfe für kranke, ältere Menschen. Sie kam mehr schlecht, als recht über die Runden.
Wenn, dass etwas werden würde, das wäre super. Sie könnte endlich wieder die Arbeit machen, die ihr Spaß machte.
Verkauf über das Internet? Warum ist ihr das nicht schon selbst eingefallen? Viele Geschäfte würden ihren Service nutzen können, denn nicht jede Firma kannte sich damit aus.
Sie sprang von ihrem Stuhl auf und fiel Alfredo um den Hals.
"Oh Alfredo, du bist ein Schatz!"
" Na na", nicht so stürmisch!", wehrte er gespielt ab und lachte schelmisch.
"Ich werde mit ihm sprechen, wenn er wiederkommt."
"Ja, tue das. Das musst Du mir versprechen."
Carla kramte ihre Visitenkarte aus der Tasche und übergab sie ihm.
"Hoffentlich hat er nicht schon jemand Anderes dafür gefunden. Ich würde mich ja so freuen, wenn es klappen würde."
Sie war ganz aus dem Häuschen.
Ausgelassen vor Freude, verabschiedeten sie sich später von Alfredo.
Carla war so voller Hoffnung und Zuversicht, dass es jetzt endlich bergauf gehen könnte.
Heute war das letzte Mal Existenzgründerseminar.
Nach Schulschluss wollten sie alle zum "Griechen" gehen.
Die Pause verbrachten sie wieder vor der Tür bei einem Becher Kaffee.
Iris klagte wie immer über zu viel Arbeit und zu wenig Geld.
"Ich sitze nur noch in meinem Schneidestübchen und bekomme nichts mehr mit von der Außenwelt. Kannst Du mir nicht bei der Buchführung und der Steuererklärung für das Finanzamt helfen?"
Carla versprach es, auch, wenn es nur für einen Freundschaftspreis war.
Iris konnte nicht viel zahlen. Das wusste sie. Sie hatte zur Zeit auch nicht viel zu tun.
Gerd gesellte sich zu ihnen.
"Diese Woche war eine gute Woche.", mischte er sich in das Gespräch ein.
"So könnte es weitergehen. Vielleicht kann ich da bald meinen Laden eröffnen." Carla gab zu bedenken:
"Da musst du aber auch Ladenmiete zahlen und Kaution und und und…"
Gerd schaute sie plötzlich mutlos an.
"Ja, ich weiß. Ich wollte einen Kredit bei der Bank aufnehmen, als Startkapital. Aber du weißt ja, wie das ist. Keine Sicherheiten, kein Kredit!"
Carla kam eine Idee:
"Nimm doch jemanden mit ins Boot, der auf dem gleichen Gebiet tätig ist.
Da könntet Ihr euch die Ausgaben teilen."
"Ja, das wäre überlegenswert. Ich müsste ihn nur gut genug kennen."
Die Unterrichtsstunde hatte wieder angefangen.
Robert war noch nicht da. Carla war es ganz recht. Sie hatte sich damit abgefunden, dass er vergeben war.
Kurz vor der nächsten Pause kam er doch noch.
Gerd rief lauthals:
"Wer zu spät kommt, gibt heute einen aus."
Alle lachten.
Robert erwiderte lässig:
"Das habe ich mir doch gedacht."
Er holte aus einer Einkaufstüte, frisches Gehacktes und Brötchen.
"Da hättest du immer zu spät kommen können.", war der allgemeine Kommentar.
Sofort unterbrachen sie den Unterricht und ließen es sich schmecken.
Bei der Zigarettenpause vor der Tür sprach Robert, Carla an:
"Wie hat dir die Silvesterfeier gefallen? War ganz schön `was los."
Carla bestätigte es. Mit keinem Wort erwähnte er die Frau an seiner Seite.
Carla war zwar neugierig. Aber sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als danach zu fragen.
Damit war das Thema erledigt.
Als sie wieder in der Klasse waren, sagte er zu ihr:
"Da heute der letzte Schultag ist, gib mir doch bitte deine Visitenkarte.
Es kann sein, dass ich einmal deine Hilfe in Anspruch nehmen muss."
Sie reichte sie ihm über dem Tisch: "Musst nur anrufen!"
Nach Schulschluss gingen sie dann zum "Griechen".
Herr Köhler, der Dozent schloss sich ihnen an. Er war selbst freiberuflich
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