Carla geht Ihren Weg
verlief so anders, wie Robert es sich vorgestellt hatte.
Robert hätte nie im Traum daran gedacht, dass sie so gut miteinander reden konnten.
Christel kam schweren Herzens zu der Erkenntnis, dass Tim bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr bei Robert aufwachsen sollte. Dann konnte er selbst entscheiden, bei welchem Elternteil er weiter wohnen wollte, bis er erwachsen war. Robert konnte es zunächst nicht glauben.
Als einzige Bedingung bestand sie auf einen großzügigen Umgang mit Tim.
Das gestand ihr Robert gern zu.
Um sicher zu gehen, dass sie ihre Meinung in nächster Zeit nicht änderte, wollte er dieses Einverständnis schriftlich von ihr.
Sie setzten ein Schreiben auf, welches sie beide unterschrieben.
Christel fuhr dann auch sofort nach Berlin zurück.
Robert war es so leicht zu Mute, wie seit langem nicht mehr.
Kapitel 38
Carla konnte über den Verlust der Mutter nur schwer hinwegkommen. Sie zog ernsthaft in Erwägung zu Katrin zu ziehen und auch ihre Selbstständigkeit aufzugeben.
Das Ringen um immer neue Kunden ging über ihre Kräfte. Trotz ihres festen Kundenstammes, hatte sie gerade genug zum Leben. Dies wechselte von Monat zu Monat. Heute ging es ihr gut und morgen wusste sie nicht, wie sie alles finanziell schaffen sollte. Ein gewisses Maß an finanzieller Sicherheit wollte sie jedoch haben. Nicht auszudenken, wenn sie einmal krank werden würde. Sie hätte keine Vertretung, die in dieser Zeit ihre Arbeit übernehmen könnte.
Bei Katrin gab es sicher mehr Möglichkeiten einen Job zu bekommen. Die Arbeitslosenquote war in Bayern bekanntlich gering. Die Chancen standen besser einen Ganztagsjob mit geregeltem Einkommen zu bekommen.
Bis zum Jahresende wollte sie ihr Gewerbe noch ausführen. Katrin konnte sich derweil nach einer Wohnung und einer passenden Arbeitsstelle für sie umschauen.
Als Carla wieder bei Herrn Müller arbeitete, setzte sie ihn davon in Kenntnis.
Er bedauerte ihre Entscheidung sehr. Er sah aber auch ein, dass in diesem Teil von Deutschland die Möglichkeiten sehr begrenzt waren.
Carla fand es sehr schade. Sie fühlte sich wohl im Antiquitätengeschäft.
Herr Müller hatte ihr viel beigebracht.
Sie waren ein gutes Team.
Seine Frau war vor Jahren gestorben. Auch hatte er keine Kinder.
Er freute sich immer auf ihre Gesellschaft.
So, dass sie auch oft im Geschäft war, ohne dass sie Geld dafür bekam.
Es machte ihr einfach Spaß.
Herr Müller hatte neben dem Verkaufsraum eine kleine Küche nebst Büro.
Das Haus gehörte ihm und er wohnte in der oberen Etage.
Den ganzen Vormittag hatten sie gut zu tun. Es kam heute mehr Kundschaft, als sonst an einem Tag.
Zwei Stunden arbeitete Carla am Computer. Sie hatte wieder zwei wertvolle Stücke über das Internet verkaufen können. Anschließend musste sie E-Mail Anfragen beantworten.
Nach der Mittagszeit kehrte dann etwas Ruhe ein.
Sie beschlossen eine kleine Pause zu machen.
Carla machte Kaffee in der kleinen Küche. Sie hatte Kuchen mitgebracht.
Ihr fiel auf, dass Herr Müller heute ziemlich blass im Gesicht war.
Er lobte ihren selbstgebackenen Kuchen.
Danach erklärte er ihr einige Details zu der neuen Vitrine, die sie aus einer Haushaltsauflösung preiswert erstanden hatten.
Als sie fast die Pause beendet hatten, sagte Herr Müller langsam und leise.
"Ich habe eine Bitte an Sie, doch Sie können frei entscheiden."
Carla nahm einen Schluck Kaffee. Sie schaute ihn besorgt an.
"Sagen Sie mir erst einmal, um was es geht."
"Sie haben sich doch jetzt so gut eingearbeitet und wissen über alles gut Bescheid."
Er machte eine Pause.
Carla sagte kein Wort, nickte nur und hörte genau zu.
Herr Müller ergriff wieder das Wort.
"Ich war gestern bei meinem Arzt. Sie wissen doch, dass ich immer so schlecht laufen kann."
Carla nickte erneut.
"Also, um es kurz zu machen, ich muss in zwei Wochen in das Krankenhaus zur Operation. Ich kann es nicht schon wieder aufschieben."
Carla wollte etwas sagen, doch er unterbrach sie.
"Es wird alles eine Weile dauern, da ich danach noch zur Kur fahren soll. Könnten Sie sich in dieser Zeit um mein Geschäft kümmern?"
Carla überkamen Zweifel.
"Ich würde es gern machen. Aber ich weiß nicht, ob ich es kann."
Herr Müller legte seine Hand auf Carlas Arm.
"Ich habe schon einige Menschenkenntnis. Bei Ihnen weiß ich, dass alles in den besten Händen ist. Ich bin ja auch nicht aus der Welt, wenn Fragen sind." Lächend erhob er sich.
"In den zwei Wochen werde ich Sie mit meinen
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