Carlotta steigt ein
Vorzug gab, folgte ich in der nächsten Nacht einem Maloney und
einem O’Keefe. Keiner von ihnen raubte die Bank von Boston aus. O’Brien hielt
zwar kurz am Rebellion, aber ich sah keine anderen Taxen auf dem
Parkplatz. O’Keefe setzte jemanden vor dem Yard of Ale ab. Maloney holte
sich vor dem All Clear einen Kunden. Ich versuchte, mir einen Reim
darauf zu machen, doch Taxifahrer haben heutzutage nun mal viel mit Bars zu
tun, zum Teil wegen der Barkeeper, die Angst haben, belangt zu werden, falls
irgendein betrunkener Stammkunde sein Auto in den benachbarten Kindergarten
rammt, nachdem er noch einen für die Straße hinter die Binde gegossen hat.
Ich hörte die Funksprüche ab,
schrieb sie alle auf, konnte aber kein Schema erkennen. Keine Rufe von einer
geheimnisvollen Frau in Rot um Mitternacht. Ich notierte gewissenhaft jeden
Frauennamen, der aus der Knatterkiste quäkte, weil der alte Pat ja etwas von
einer Frau gesagt hatte, die beteiligt wäre. Doch G&W, das kleine
Taxiunternehmen, setzte auf Service mit persönlicher Note. Gloria funkte den
Namen jedes Anrufenden samt seiner Adresse durch: George Burke, Beacon 468,
oder Mrs. Edelman in Cumberland. Manchmal nur den Vornamen, manchmal nur den
Nachnamen. Ich schrieb eine Menge Frauennamen auf.
Ich kam nicht weiter, und
morgen wurde Margaret Devens nach Hause entlassen. Und nicht allein, daß
Margaret nach Hause entlassen wurde, ich hatte zu allem Überfluß Herrn Andrews
angerufen, und die Cedar-Wash-Immobilienfirma drohte, meine zwanzig Riesen
zurückzuhalten, wenn ich mich nicht innerhalb einer Woche mit meinem Ehemann
Thomas sehen ließe. Die Vermißtenmeldung für Eugene Devens hatte null Erfolg.
Durch Sam und meinen durcheinandergeratenen Biorhythmus konnte ich nicht
schlafen. Und ich konnte Mooney nicht telefonisch erreichen —
Wie meine Großmutter zu sagen
pflegte: Du hast soviel Grips, daß du dir in einer Minute mehr Sorgen machen
kannst als andere Leute in einem ganzen Jahr.
Mittwoch nacht beschloß ich,
mich an John Flahertys Fersen zu heften. Ich wartete, bis er seinen Dienst
antrat — natürlich verspätet. Er segelte in Nummer 442 davon, einem brandneuen
Taxi, was ihn mir nicht sympathischer machte, da ich selbst wieder auf einem
Altertümchen festsaß. Er meldete sich etwa zehn Minuten später und übernahm von
Gloria einen Fahrgast in South End.
Nun kenne ich natürlich die
Nebenstraßen von Boston. Ich kann einen normalen Bürger auf der Fahrt zu
irgendeinem x-beliebigen Ort in der Stadt um etliche Minuten schlagen, aber mit
einem Taxifahrer ist das so eine Sache. Ich nahm die engen Kurven auf dem
Fenway mit kreischenden Reifen, fuhr eine Abkürzung am Kunstmuseum vorbei zur
Huntington Avenue, und zum erstenmal in meinem Leben war mir der Gott der
Verkehrsampeln gnädig.
Ein gutgekleidetes junges Paar
schlenderte den Bürgersteig gegenüber der Pembroke Street 117 entlang. Der Mann
trug eine flache Aktentasche, und die Frau war mit einer Ralph-Lauren-Version
dessen herausgeputzt, was die angelsächsischen Protestanten aus Connecticut zum
Markt anziehen. Ich bog in eine unbeleuchtete Seitenstraße mit passabler Sicht
ein und wartete etwa fünf Sekunden, bis G&W 442 mich eingeholt hatte.
Um es gleich zu sagen: es wurde
eine aufregende Nacht. Taxi 442 brachte das Paar zum Westin Hotel. Wirklich! Dabei konnten sie von der Pembroke Street aus auf das Westin spucken! Zu Fuß gehen? Nachts? Um Gottes willen.
442 reihte sich in die Schlange
vor dem Portier des Westin ein und wurde dafür mit einem Fahrgast
belohnt, einem einzelnen Geschäftsmann. Vom Westin aus fuhren wir zum
Hyatt Regency in Cambridge, den Storrow Drive entlang zur Mass. Ave. Bridge,
einem Durcheinander von Baulampen und verbeulten gelben Fässern. Dann über den
Memorial Drive bis zum Hyatt-Eingang. Daran war nichts merkwürdig. Ich ließ
meinen Taxameter die ganze Strecke mitlaufen, wie Flaherty es mit seinem hätte
tun müssen. Die Endsumme wollte ich Gloria mitteilen. Wenn ich ihn nicht mit
irgend etwas anderem festnageln konnte, dann vielleicht wenigstens wegen
Unterschlagung.
Gloria verschaffte ihm einen
neuen Kunden in der Nähe der Boston University. Ich blieb im Kreisverkehr und
auf der B.-U.-Brücke dicht hinter ihm. Was er auch sonst noch sein mochte, auf
jeden Fall war er ein guter Fahrer. Schnell. Hoffentlich klebte er mit den
Augen nicht am Rückspiegel.
So ging es weiter. Er war
ständig beschäftigt. Und leistete ganze Arbeit, soviel stand fest. Er
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