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Carlotta steigt ein

Carlotta steigt ein

Titel: Carlotta steigt ein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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bißchen wie Roger Smith klang. Aber
er nannte sich Andrews. Von den Cedar-Wash-Immobilien. Du kaufst doch keine
idiotische Ferienwohnung, oder?»
    «Immer mit der Ruhe. Ich werde
schon noch hier sein, um die Miete zu kassieren.»
    «Magst du das Prilbild? Meinst
du, ich sollte ein paar Früchte mit hineinnehmen? Knoblauch?» Sie malt gern
Knoblauchzwiebeln. Die finde ich dann später irgendwo wieder.
    «Voller Energie.» So äußere ich
mich meistens, wenn sie mich mit einem ihrer Meisterwerke konfrontiert. Ich
habe Angst, daß sie ansetzt, mir die tiefere Bedeutung zu erklären.
    Ich aß zwei Scheiben Salami,
eine gesunde, ausgewogene Mahlzeit, und ging nach oben.
    Ich rief Mooney nicht noch
einmal an. Ich rief auch Sam nicht an. Ich setzte mich ebensowenig mit Herrn
Andrews von Cedar Wash in Verbindung. Ich schlief sechseinhalb Stunden wie ein
Stein.
     
     
     

23
     
    Ich mochte John Flaherty nicht.
    Es dauerte zwei Tage, bis sich
endlich unsere Wege kreuzten, obwohl wir eigentlich in der gleichen Schicht
arbeiteten. Die Dienststunden dieses Bastards waren so unregelmäßig, daß Gloria
ihn rausgeschmissen hätte, wäre er nicht von ihrem Partner — meinem Liebhaber
dem guten Sam Gianelli persönlich, empfohlen worden.
    Ich fragte schließlich Sam nach
ihm, ließ die Frage wirklich beiläufig fallen, als wir uns oben in meinem
Zimmer satt auf dem Bett zurücklehnten. Bonnie Raitt schmachtete im
Hintergrund «Angel from Montgomery»:
     
    I am an old woman,
named after my mother.
    My old man is
another child that’s growin’ old.
    If dreams were
thunder, and lightnin’ was desire,
    This old house would
have burnt down a long time ago.
     
    Ich sang den ersten Vers laut
mit. Wann immer ich den Song höre, muß ich mich zurückhalten, um nicht
aufzuspringen und meine Gitarre zu holen. Dafür war jetzt kaum der richtige
Augenblick.
    «Kennst du diesen Jack
Flaherty?» fragte ich und ließ meine Fingerspitzen dabei über den
dunkellockigen Haarstreifen auf Sams Brust gleiten. «Bei G&W?»
    «Nein.» Sam schob meinen Arm
tiefer, und ich konnte weder Anspannung noch Unbehagen aus seiner Stimme
heraushören. «Meinst du vielleicht, ich kenne alle Fahrer?»
    «Wohl nur die Frauen», sagte
ich, um darüber hinwegzugehen.
    «O ja, diese Rosie, das ist ein
heißes Weib.»
    «Ja?» Der Gedanke erheiterte
mich. Hoffentlich hatte die griesgrämige Rosie zu Hause eine wilde Romanze nach
der anderen.
    «Ja, du mußt noch eine Menge
lernen, ehe du in Rosies Liga kommst», versicherte er mir. Ein recht guter
Lügner bist du, Sam. Papa Gianelli sollte stolz auf dich sein.
     
    Just give me one
thing that I can hold on to.
    To believe in this
livin’ is just a hard way to go.
     
    Die Raitt gab dem Song wieder
ihre spezielle klagende Note. Ihre Stimme brachte die anderen Geräusche im
Raum, vom Ticken der Uhr bis hin zum Maunzen T. C.s in seiner Ecke, zum
Verstummen. Er beschwert sich gern, wenn ich einem anderen männlichen Wesen
zuviel Aufmerksamkeit zukommen lasse.
    Danach hatte ich kein
schlechtes Gewissen mehr, daß ich Sam nicht erzählte, warum ich bei G&W
arbeitete. Meines Erachtens waren wir quitt, wir logen beide. Das mag ja keine
besonders gute Grundlage für eine tiefere Beziehung sein, aber es reichte für
das, was zwischen uns lief.
    Wie dem auch sei, ich brauchte
zwei Tage, um diesen Flaherty endlich zu treffen, zwei Minuten, um zu merken,
daß ich ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte, und zwei Sekunden, um ihn als
Halunke zu entlarven. Er war ein paar Jahre älter als ich, was im
G&W-Durchschnitt jung hieß, wahrscheinlich der einzige Weiße unter fünfzig.
Er hatte schlechte Zähne, gelb und schief. Sein Gesicht war wohlgeformt, aber
die Gesichtszüge schienen alle in der Mitte zusammengequetscht zu sein. Augen,
Nase und Mund waren zu klein für das Fleisch drumherum. Er war der Typ, der
gern mit Männern redet, ein freundliches Hallo von einer Frau jedoch als Verführungsversuch
ansieht, und deshalb konnte ich nicht in ein vertraulicheres Gespräch mit ihm
kommen, in dessen Verlauf ich ganz von selbst hätte fragen können: Wo haben Sie
denn vorher gearbeitet? Woher kennen Sie Sam Gianelli? Schon mal in Irland
gewesen? Viel Geld für die IRA gesammelt letzte Woche? Irgendwelche
Maschinengewehre erstanden?
    Ich folgte erst die halbe Nacht
lang Joe Fergus, dann für den Rest der Nacht Andy O’Brien. Da ich mich an die
Männer hielt, die sich im Rebellion trafen, und zudem irisch klingenden
Nachnamen den

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