Carlotta steigt ein
Margaret.
Kein zweites Troja
Soll ich sie tadeln, daß sie
mich verletzt
Tagaus tagein, das blöde Volk
so scharf
Zu blindem Eifer und Gewalt
verhetzt
Und kleine Straßen nach den
großen warf,
Hätte Begierde gleichen Mut
entfacht?
Wie kann sie friedlich sein mit
einem Geist,
Den Stolz so lauter wie ein
Feuer macht,
Gespannt im Bogen ihrer
Schönheit kreist,
Die unsren Zeiten nicht
geläufig ist,
Erhaben streng und einsam bis
zum Rand?
Was hätte ihr gefrommt, so wie
sie ist?
Wo findet Troja sie zum zweiten
Brand?
Es war still, als das Gedicht
zu Ende war. Ein Achselzucken, und hier und da schläfrige, zusammengekniffene
Augen.
Margaret ließ das Blatt fallen.
Es schwebte in die Eingangshalle. Sie nahm keine Notiz davon. « Das blöde
Volk so scharf zu blindem Eifer und Gewalt verhetzt », wiederholte sie noch
einmal. «Also —» Sie starrte in die vielen Gesichter im Zimmer und schien den
Faden verloren zu haben. Ich fragte mich, ob sie vielleicht jemanden suchte,
der nicht da war. Ich überlegte, ob sie nach ihrem Bruder Ausschau hielt. Sie
schüttelte den Kopf und zuckte mit den Augenlidern. Dann fuhr sie fort: «Zum
Anlaß unserer Versammlung. Ich habe jemanden angestellt, Eugenes Verschwinden
aufzuklären, da keiner von Ihnen mir gesagt hat, wohin er ist. Meine Detektivin
möchte Ihnen ein paar Dias zeigen. Ich bin sicher, Sie werden sie sehr
aufschlußreich finden.» Sie gab ihren Rednerplatz auf und ging stocksteif zum
Kamin hinüber. Joe Fergus stand auf, als wolle er ihr seinen Platz anbieten.
Sie ignorierte ihn und ging vorbei.
Gemurmel erhob sich, als ich
aufstand.
«Immer noch Bulle», brummte
Sean Boyle. «Noch schlimmer, ein Spitzel.»
«Halten Sie die Klappe, Sean
Boyle.» Margaret Devens fuhr zu ihm herum und stieß die Worte mit einer Kraft
aus, die ich kaum noch bei ihr vermutet hätte. «Und daß mir keiner von Ihnen
den Mund aufmacht, bis Miss Carlyle fertig ist. Dann haben Sie noch genügend
Gelegenheit zum Reden, und ich hoffe, Sie machen davon Gebrauch.»
Ich hatte den Diaprojektor
schon frühmorgens aufgestellt und mit Roz — meiner Dunkelkammerfee — als
Publikum einen Probelauf veranstaltet, denn ich hasse es, wenn meine
Vorführungen nicht klappen. Mein erstes Bild war eine Ansicht von Margarets
Wohnzimmer nach der Aktion des Schlägertrupps.
«Denkt daran, daß Miss Devens
sich vor allem große Sorgen um ihren Bruder macht», begann ich. «Vielleicht
meint ihr, sie wäre verärgert über das, was mit ihrem Haus passiert ist, oder
darüber, daß ihr für die IRA sammelt.»
«IRA» ließ einige Männer
hochfahren.
«Und wenn Sie das getan haben»,
unterbrach mich Margaret ruhig, aber bestimmt, «sollten Sie sich wirklich
schämen. Erwachsene Menschen allesamt. Sie wissen, was mit IRA-Geld gekauft
wird. Bomben, mit denen hart arbeitende Leute auf Urlaubsreisen umgebracht
werden, wenn sie endlich genug gespart hatten, um sich einen Aufenthalt am Meer
leisten zu können. Plastiksprengsätze, die einen Tag vor Weihnachten in
Kaufhäusern hochgehen. Vielleicht auch Maschinengewehre, um Mütter und Väter
vor den Augen ihrer Kinder zu ermorden —»
Margaret war bei der
Probevorführung nicht dabeigewesen.
«Die Briten haben kein Recht —»
fing jemand an zu sagen.
«Kein Recht?» wiederholte
Margaret und schnitt dem Betreffenden das Wort ab. «Kein Recht? Wen kümmert es
denn, wer recht hat? Kinder mit abgeschossenen Armen und blutigen Beinstümpfen?
Sei bloß still, du Dummkopf. Erzähl mir bloß nichts von Rechten!»
«Miss Devens», sagte ich, «darf
ich weitermachen?»
«Oh, natürlich», erwiderte sie
bitter. «Machen wir weiter.»
Roz, einigermaßen
respektierlich in einem ihrer längeren Miniröcke, rückte einen Schritt näher an
Margaret heran, um sie auffangen zu können, falls sie in Ohnmacht fiel. Darin
ist Roz gut.
Ich warf die Vergrößerung eines
polizeilichen Kopfbildes an die leere weiße Wand. Allgemeines verblüfftes
Gemurmel.
«Das ist Horace ‹Bud› Harold»,
erklärte ich. «Er hat ein dickes Vorstrafenregister.» Ich drückte auf den Knopf
und zeigte ihn am Schulhof, wie er gerade einem Kind etwas gab. In der
Ausschnittvergrößerung war zu erkennen, daß es sich nicht um das Päckchen, den
Pergaminumschlag handelte, den ich zuerst erwartet hatte. Vielmehr war es ein
kleines Glasfläschchen, etwas, das sicher meinen Cambridger Polizeispezi Jay
Schultz interessieren würde. «Er ist ein Dealer. Dieses Fläschchen ist mit
Crack
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