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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Marino
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waren Fragen alles, was er hatte.
    »Hey, Takashi«, sagte er, »wie funktioniert das Ganze hier?«
    »Es gibt ’n Tutorial. Wenn du willst, zeig ich dir, wo –«
    »Nein, ich meine, wie funktioniert das alles
wirklich

    Takashi kniff die Augen zusammen. Sein Stimmungsschatten zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    Ambrose nickte. Er musste vorsichtig sein. Er sah sich um. Ein räudiger brauner Hund schnüffelte im Rinnstein.
    »Zum Beispiel da drüben«, sagte er und zeigte in die Richtung. »Das ist mein Hund, richtig? Den haben sie für mich gemacht. Also, siehst du auch einen Hund?«
    Takashi nickte. »Die Wahrnehmungen von Freunden überschneiden sich zwar nicht ganz in Echtzeit, aber fast. Es heißt, in der Version 3.0 sollen sie die Sache voll im Griff haben.«
    »Dann siehst du also nicht ’ne Katze oder ’nen Elefanten oder so? Du siehst auch einen Hund?«
    »Japp, die Frage ist bloß, welche Farbe hat er?« Takashi grinste. »Was für ’ne Rasse ist er?«
    »Weiß nicht, na ja – Golden Retriever, glaub ich.«
    Takashi legte den Kopf schräg und machte: »Hmm.«
    Takashi Nakamura hat soeben herausgefunden, dass er Bulldoggen bevorzugt.
    »Verstehe«, sagte Ambrose. »Okay. Aber gibt’s hier nicht irgendwen, mit dem ich reden kann und der weiß, wie Unison es hinkriegt, dass der Hund, den ich sehe, anders aussieht als der, den du siehst?«
    Takashi lachte. »Du meinst einen der Programmierer? Du bist eben erst hier
eingetrudelt
, Adam. Nichts für ungut, aber du bist ein Niemand. Es gibt ungefähr zwei Milliarden Leute, die vor dir hier waren.«
    »Nein, ich meine keinen echten Programmierer. Bloß jemanden … jemanden, der … der sich auskennt.« Ambrose zuckte zusammen. Seine Detektivfähigkeiten würde er dringend verbessern müssen.
    Sie beobachteten, wie der Hund auf einem großen Fetzen Rohleder herumkaute. Hinter ihm zogen Geisterwesen vorüber.
    »Na schön«, sagte Takashi nachdenklich, »ich hab ’ne Freundin, mit der könntest du reden, schätze ich.«
    Bildete Ambrose sich das nur ein, oder hatte sich zwischen ihnen etwas verändert? Takashis lebhaftes Vergnügen schien jetzt von Vorsicht getrübt. Sein Stimmungsschatten war erstarrt, zitterte nur noch leicht.
    Takashi Nakamura empfiehlt einen Freund: Sonia Carter.
    Einige von Sonia Carters Profildaten zuckten durch seinen Feed. Fünfzehn Jahre alt. Ex-Hackerin, jetzt autorisierte App-Entwicklerin. Gründerin von UniPetz, dem problemlosen, kundenorientierten Service für tierische Gefährten aller Art. Er dachte an Lincoln.
    »Na ja … okay«, stammelte Ambrose, Schüchternheit heuchelnd. »Ich sollte vermutlich sowieso ’n paar mehr Leute kennenlernen, was?«
    »Genau darum geht’s«, sagte Takashi. »Sonst wirst du hier drin nie irgendwas sein. Du würdest bloß … du sein.«
    Ambrose ließ den Blick über die Menge der Geisterwesen schweifen auf der Suche nach einem Hinweis auf Mistletoe. Magnus und Ivor hatten ihm versichert, sie wäre direkt hinter ihm.
    Takashi packte seinen Arm. »Wir müssen rüber ins MIEZ .«
    »Miez?«, stellte Ambrose sich dumm.
    »
M-I-E-Z
. Massen-Intensiv-Entertainment-Zentrum. Da hab ich Sonia getroffen. Sie ist ständig dort.«
    Ambrose sah sich um. Erneut sehnte er sich nach seinem Admin-Deck. Eine simple Massensortierung, und er könnte die Suche um mehrere Tausend eingrenzen. Er hätte Magnus und Ivor präzisere Anweisungen geben sollen, um Mistletoe finden zu können, aber angesichts der gewaltigen Flut neuer Informationen hatte er nicht daran gedacht.
    »Okay, aber … meine Freundin ist neu hier, genau wie ich. Sie weiß nicht, dass –«
    Takashi grinste. Sein Stimmungsschatten warf den Kopf zurück und lachte lautlos. »Ahh, der geheimnisvolle Freund ist also ein
weiblicher
Freund. Hör zu, sobald du Sonia getroffen hast, wirst du keinen Gedanken mehr an sie verschwenden. Glaub’s mir.«
    Ambrose dachte einen Augenblick nach. Soweit er wusste, schlief Mistletoe womöglich immer noch die Folgen der Peilsendersuche aus. Er konnte hier ja nicht ewig auf sie warten.
    Er nickte Takashi zu, der sofort auf dem Absatz kehrtmachte und ihn in Richtung Open-Air-Spielhalle führte. Während Ambrose sich seinen Weg durch die Menge der Geisterwesen bahnte, schwemmten Profildaten in seinen Feed. Gedanken-Streams plapperten vor sich hin. Milliarden in Mikro-Blogs verbreitete Gemütsregungen – die flüchtigen Freuden und Leiden des Alltags – flirrten unterhalb seines

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