Carre, John le
Wodkagläser von Marks & Spencer, könnten sauberer sein.
Ein Päckchen russischer Zigaretten, ungeöffnet: Wäre er gekommen, er hätte sie
aufgeraucht, er hatte keine Zigaretten bei sich gehabt, als er starb.
Wladimir
hatte keine bei sich, als er starb, wiederholte er für sich und machte sich
einen Knoten ins Gedächtnis.
Ein
Scheppern riß Smiley aus seinen Gedanken. Der junge Mostyn hatte in der Küche
einen Teller fallen lassen. Lauder Strickland wirbelte am Telefon herum und
erbat sich Ruhe. Doch die war inzwischen schon wieder eingetreten. Was machte
Mostyn eigentlich? Abendessen? Frühstück? Buk er Aniskuchen für den
Leichenschmaus? Und was war Mostyn? Wer war Mostyn? Smiley hatte seine
feuchte und zitternde Hand geschüttelt und augenblicklich vergessen, wie er
aussah, erinnerte sich nur, daß er blutjung war und ihm doch aus irgendeinem
Grund vertraut, wenn auch nur als Typus. Mostyn ist ein Stück Malheur, entschied
Smiley kategorisch.
Lacon
blieb mitten in seinem Herumwandern abrupt stehen. »George! Sie sehen
sorgenvoll aus. Nicht doch. Wir haben alle ein reines Gewissen in dieser Sache,
jeder von uns!«
»Ich
sorge mich nicht, Oliver.«
»Sie
sehen aus, als machten Sie sich Vorwürfe. Ich kenne Sie!«
»Wenn
Agenten sterben -« sagte Smiley, ließ aber den Satz in der Luft hängen, und
Lacon konnte das Ende ohnehin nicht abwarten. Er hatte sich wieder in Marsch
gesetzt, wie ein Wandersmann, der noch Meilen vor sich hat. Lacon, Strickland,
Mostyn, dachte Smiley, als Stricklands schottisch gefärbtes Stakkato erneut
einsetzte. Ein Regierungsfaktotum, ein Circus-Intrigant und ein verschreckter
Junge. Warum keine echten Leute? Warum nicht Wladimirs Einsatzleiter, wer immer
es sei? Warum nicht Saul Enderby, ihr Chef?
Ein
Vers von Auden kam ihm in den Sinn, aus den Tagen, als er Mostyns Alter hatte: Ehren
wir, so wir können, den senkrechten Mann, wenn wir auch nur den waagrechten
schätzen. Oder so ähnlich.
Und
warum Smiley? dachte er. Warum ausgerechnet ich? Ein Mann, der für sie töter
ist als der alte Wladimir?
»Möchten
Sie Tee, Mr. Smiley, oder lieber etwas Stärkeres?« rief Mostyn durch die offene
Küchentür. Smiley fragte sich, ob der junge Mensch wohl von Natur aus so blaß
war.
»Er
möchte nur Tee, danke schön, Mostyn«, bellte Lacon und drehte sich scharf auf
dem Absatz um. »Nach einem Schock nichts wie Tee. Mit Zucker, ja, George?
Zucker gleicht Energieschwund aus. War es grausig, George? Wie gräßlich
für Sie.«
Nein,
es war nicht gräßlich, es war die Wahrheit, dachte Smiley. Er wurde erschossen,
und ich habe ihn tot gesehen. Vielleicht solltet ihr das auch tun.
Lacon
konnte Smiley anscheinend nicht in Ruhe lassen, er war quer durch das Zimmer
zurückgekommen und schaute ihn mit aufmerksamen, verständnislosen Augen an. Er
war ein fader Mensch, hektisch, aber ohne Schwung, mit grausam gealterten
jugendlichen Zügen und einem häßlichen entzündeten Ausschlag rings um den Hals,
wo das Hemd die Haut wundgescheuert hatte. In dem Kirchenlicht zwischen
Dämmerung und Morgen schimmerte seine schwarze Weste und sein weißer Kragen
wie eine Soutane.
»Ich
habe Sie kaum begrüßt«, klagte Lacon, als sei dies Smileys Schuld. »George.
Alter Freund. Mein Gott.«
»Hallo,
Oliver«, sagte Smiley.
Doch
Lacon blieb bei ihm stehen und sah auf ihn hinunter, den langen Kopf auf die
Seite gelegt, wie ein Kind, das einen Käfer betrachtet. In Smileys Geist spulte
Lacons Telefonanruf von vor zwei Stunden nochmals ab.
Es ist
ein Notfall, George. Erinnern Sie sich an Wladimir? George, sind Sie wach?
Erinnern Sie sich an den alten General, George? Der lange in Paris gelebt hat?
Ja,
ich erinnere mich an den General, hatte er geantwortet. Ja, Oliver, ich
erinnere mich an Wladimir.
Wir
brauchen jemanden aus seiner Vergangenheit, George. Jemanden, der seine
Lebensgewohnheiten kannte, der ihn identifizieren, einen möglichen Skandal
abbiegen kann. Wir brauchen Sie, George. Jetzt. George, wachen Sie auf.
Er
hatte es versucht. So, wie er versucht hatte, den Hörer zu seinem besseren Ohr
hinüberzuwechseln und sich in einem Bett aufzusetzen, das zu breit für ihn war.
Er strampelte sich über den kalten Platz, den seine Frau leer gelassen hatte,
denn das Telefon stand auf ihrem Nachttisch.
Er
wurde angeschossen, sagen Sie? hatte Smiley wiederholt. George, warum können
Sie nicht zuhören? Totgeschossen. Heute abend. George, um Himmels willen,
wachen Sie auf, wir brauchen
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