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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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der Taylor-Front?« wollte Woodford wissen.
    »Der
Luftwaffen-Attache in Helsinki hat Lansen ausfindig gemacht. Er bestätigt, daß
er Taylor den Film ausgehändigt hat. Die Russen hatten ihn offenbar über
Kalkstadt abgefangen. Zwei MIGs. Sie haben ihn umkreist, dann aber
freigelassen.«
    »Gott«,
sagte Woodford benommen, »das entscheidet die Sache.«
    »Das
entscheidet gar nichts. Es entspricht dem, was wir schon wissen. Wenn sie das
Gebiet für gesperrt erklären, weshalb sollten sie es dann nicht auch
überwachen? Vielleicht haben sie es nur wegen eines Manövers gesperrt, wegen
irgendwelcher Flugabwehrübungen. Weshalb haben sie Lansen nicht zur Landung
gezwungen? Nichts von all dem berechtigt zu irgendwelchen Schlußfolgerungen.«
Leclerc stand in der Tür. Das frische Hemd hatte er für den Minister, den
schwarzen Schlips für Taylor angelegt.
    »Ich bin
mit einem Wagen gekommen«, sagte er. »Man hat uns einen aus dem Wagenpark des
Ministeriums für unbegrenzte Zeit zur Verfügung gestellt. Der Minister war
ziemlich erstaunt, als er hörte, daß wir kein Fahrzeug haben. Es ist ein Humber
mit Chauffeur, wie der von Control. Man sagte mir, der Fahrer sei
vertrauenswürdig.« Er sah Haldane an. »Ich habe mich entschlossen, eine
Sonderabteilung zu bilden, Adrian. Ich möchte, daß du ihre Leitung übernimmst.
Sandford soll solange deine Abteilung übernehmen. Die Abwechslung wird ihm
guttun.« Plötzlich verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln, als könne er die
Befriedigung nicht länger unterdrücken. Er war sehr erregt. »Wir werden einen
Mann hineinschicken. Der Minister hat die Zustimmung gegeben. Wir fangen sofort
mit der Arbeit an. Als erstes möchte ich morgen früh die Abteilungsleiter
sehen. Dir, Adrian, werde ich Woodford und Avery zuteilen. Du, Bruce, setzt
dich bitte mit den Jungens von unserer alten Ausbildergruppe in Verbindung.
Das Ministerium wird für den vorübergehend zu bildenden Stab DreimonatsVerträge
ausstellen. Natürlich ohne zusätzliche Verpflichtungen zu übernehmen. Das
Ausbildungsprogramm wie üblich: Morsen, Waffentraining, Verschlüsseln,
Beobachten, unbewaffneten Nahkampf und Tarnung. Wir werden ein Haus brauchen,
Adrian. Vielleicht kann sich Avery nach seiner Rückkehr darum kümmern. Ich
werde mich wegen der nötigen Dokumente an Control wenden. Unsere Fälscher sind
ja alle zu ihm hinübergegangen. Wir werden Karten vom genauen Grenzverlauf im
Gebiet von Lübeck brauchen, Flüchtlingsberichte, genaue Angaben über Minenfelder
und andere Hindernisse.« Er sah auf seine Uhr. »Wollen wir uns nicht darüber
unterhalten, Adrian?«
    Haldane
sagte: »Eine Frage: Wieviel weiß das Rondell über diese Sache?«
    »Das, was wir ihnen erzählen
wollen. Warum?«
    »Man weiß, daß Taylor tot ist. Es
hat in ganz Whitehall die Runde gemacht.«
    »Möglich.«
    »Man weiß,
daß Avery in Finnland einen Film holen soll. Es könnte durchaus sein, daß ihnen
der Bericht der zentralen Flugsicherung über Lansens Maschine aufgefallen ist.
Sie haben dort eine besondere Art, Dinge zu bemerken.«
    »Na und?«
    »Also
hängt's nicht davon ab, wieviel wir ihnen erzählen wollen, oder?«
    »Du wirst
zur morgigen Konferenz kommen?« fragte Leclerc etwas pathetisch.
    »Ich
glaube, das Wesentliche deiner Anweisungen verstanden zu haben. Wenn du nichts
dagegen hast, würde ich gerne noch ein paar Erkundigungen einziehen. Noch
heute abend und vielleicht morgen vormittag.«
    Etwas
verwirrt sagte Leclerc: »Großartig. Können wir dir irgendwie helfen?«
    »Vielleicht
dürfte ich deinen Wagen für eine Stunde benützen?«
    »Selbstverständlich. Ich möchte,
daß wir ihn alle benützen - zu unserem gemeinsamen Nutzen. - Und das ist für
dich, Adrian.« Er gab ihm eine grüne Karte, die in einem Zellophanumschlag
steckte. »Der Minister hat sie eigenhändig unterschrieben.« Er deutete damit
an, daß es in der Unterschrift eines Ministers wie beim Segen des Papstes
Unterschiede im Grad der Authentizität gäbe. »Du wirst es also machen, Adrian?
Du übernimmst den Job?« Haldane schien ihn nicht gehört zu haben. Er hatte die
Akte wieder aufgeschlagen und betrachtete neugierig das Bild eines polnischen
Jungen, der vor zwanzig Jahren gegen die Deutschen gekämpft hatte. Es war ein
junges, entschlossenes Gesicht, ohne Humor. Sein Besitzer schien sich nicht so
sehr um das Leben, sondern mehr um das Überleben Sorgen zu machen. Leclerc rief
mit plötzlicher Erleichterung: »Adrian, du leistest den zweiten

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