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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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hochsitzenden, viereckigen Schultern, die ebenso wie das lange
Haar während des Krieges Mode waren. Die Männer tragen die verschiedensten
Uniformen. Soldaten des Freien Frankreich und der Freien polnischen Armee
zwischen ihren britischen Kameraden. Einige sind Piloten. Von den Engländern
kann man noch immer viele, wenn auch alt und grau geworden, im Club an der Bar
treffen.
    Als
Woodford hereinkam, drehte sich alles nach ihm um, und Major Dell bestellte
erfreut das übliche Bier für ihn. Ein blühend aussehender Mann mittleren Alters
erzählte gerade von einem Absprung, den er einmal über Belgien gemacht hatte,
aber er schwieg, als er spürte, daß er die Aufmerksamkeit seines Publikums
verloren hatte.
    »Hallo,
Woodie«, fragte jemand voll Verwunderung, »wie geht's Madame?«
    »Geht
noch«, sagte Woodford mit jovialem Lächeln. »Geht noch.« Er trank von seinem
Bier. Jemand bot Zigaretten an.
    Major Dell
sagte: »Woodie macht es ganz raffiniert heute abend.«
    »Ich such'
jemanden. Aber es ist ziemlich geheim.«
    »Wir
wissen, wie's ist«, sagte der blühend Aussehende. Woodford sah von einem der
an der Bar Stehenden zum anderen und fragte ruhig, aber mit einer Andeutung
des Geheimnisvollen in der Stimme: »Was hat der Alte beim Barras gemacht?«
Etwas verwirrtes Schweigen. Sie hatten nun schon eine Zeitlang getrunken.
    »Er hielt
natürlich die Front.«, sagte Major Dell unsicher, und sie lachten alle.
    Woodford
lachte mit ihnen. Er kostete die Atmosphäre des stillschweigenden
Einverständnisses aus, durch das die halbvergessene Stimmung heimlicher Saufnächte
in irgendwelchen englischen Offiziersmessen wieder heraufbeschworen wurde. »Und
für was hielt er sich?« forschte er im gleichen vertraulichen Ton.
    Diesmal
riefen drei oder vier Stimmen gleichzeitig:
    »Für
schlechter als die Etappe.«
    Sie waren
nun lauter und glücklicher.
    »Da gab's
mal einen Mann namens Johnson«, fuhr Woodford schnell fort, »Jack Johnson. Ich
versuche herauszufinden, was aus ihm geworden ist. Er bildete Funker aus, war
einer der Besten. Zuerst war er bei Haldane in Bovingdon, bis sie ihn hinauf
nach Oxford versetzten.«
    Voll
freudiger Erregung rief der Blühende: »Jack Johnson! Sie meinen den Funker?
Erst vor zwei Wochen hab' ich mir ein Autoradio bei Jack gekauft! Johnsons
Radioquelle< am Clapham Broadway, das ist der Bursche. Schaut hier ab und zu
mal vorbei. Radio-Amateur, kleiner Kerl, spricht so aus dem Mundwinkel, nicht?«
    »Das ist er«, sagte ein anderer,
»für uns von dem alten Verein läßt er zwanzig Prozent ab.«
    »Mir hat er nicht«, sagte der
Blühende. »Das ist Jack. Er lebt in Clapham.« Nun griffen es auch die anderen
auf: das sei der Bursche und er habe dieses Geschäft in Clapham, ein
Radioamateur, war das schon vor dem Krieg, sogar schon als Kind. Ja, am
Broadway, sitzt dort schon jahrelang, muß ein Vermögen gemacht haben. Kommt
gerne um die Weihnachtszeit in den Club. Woodford bestellte mit freudig
gerötetem Gesicht eine Runde. In dem folgenden Wirbel nahm ihn Major Dell
sachte am Arm und zog ihn ans andere Ende der Bar. »Woodie, ist das wahr mit
dem alten Wilf Taylor? Hat er wirklich ins Gras gebissen?« Woodford nickte mit
ernstem Gesicht. »Er war bei einem Einsatz. Wir meinen, daß sich jemand ihm gegenüber
etwas hart benommen hat.« Major Dell zeigte sich sehr besorgt. »Ich hab's den
Jungs noch nicht gesagt. Würde ihnen nur Kummer machen. Wer kümmert sich um
seine Frau?«
    »Der Chef
hat das jetzt in die Hand genommen. Sieht gut für sie aus.«
    »Gut«, sagte Major Dell, »gut.« Er
nickte und klopfte Woodford voll Mitgefühl auf den Arm. »Wir werden es vor den
Jungs nicht erwähnen, ja?«
    »Natürlich.«
    »Er hat
ein- oder zweimal aufschreiben lassen. Nicht viel. Kam meist am Freitag einen
heben.« Die feine Sprechweise des Majors verrutschte manchmal etwas, wie ein
Patentschlips.
    »Schick die Rechnung. Wir werden's
begleichen.«
    »Da gab's ein Kind, oder? War's
nicht ein Mädchen?« Sie gingen zur Bar zurück. »Wie alt war sie doch?«
    »Um die acht, vielleicht mehr.«
    »Er sprach viel von ihr«, sagte
der Major. Jemand schrie: »Hey, Bruce, wann werdet ihr Burschen endlich mal
wieder den Jerries [Anm: Jerries: Spitzname für die Deutschen] auf die Finger
klopfen? Sie hocken schon wieder überall. War mit meiner Frau diesen Sommer in
Italien - alles voll von arroganten Deutschen.«
    Woodford
lächelte. »Früher als du glaubst. - Jetzt wollen wir mal diesen versuchen,
hört

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