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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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Schwur?«
Haldane lächelte widerstrebend, als habe ihn die Phrase an etwas erinnert, das
er schon längst vergessen hatte. »Er scheint das Talent zum Überleben zu
besitzen«, sagte er schließlich, indem er auf die Akte wies. »Der Mann ist
nicht so leicht umzubringen.« Sutherland begann mit den Worten: »Als nächster
Verwandter haben Sie das Recht, Ihre Wünsche über das weitere Verfahren mit der
Leiche Ihre Bruders bekanntzugeben.«
    »Ja.«
    Das Haus
Sutherlands war klein und hatte ein breites Doppelfenster, in dem Topfpflanzen
standen. Sie waren das einzige Merkmal, das dieses Haus von seinen Vorbildern
in der Wohngegend um Aberdeen unterschied. Während sie von der Gartentür auf das
Haus zugingen, bemerkte Avery hinter dem Fenster eine Frau mittleren Alters.
Sie trug eine Schürze und staubte gerade irgend etwas ab.
    »Mein Büro
ist auf der Rückseite«, sagte Sutherland, als wollte er damit festhalten, daß
nicht das ganze Haus dem reinen Luxus geweiht sei. »Ich schlage vor, daß wir
jetzt die restlichen Details besprechen. Ich möchte Sie nicht lange aufhalten.«
Damit bedeutete er Avery, daß er keine Einladung zum Abendessen zu erwarten
hätte. »Wie wollen Sie ihn nach England zurückbringen?«
    Sie saßen
einander an Sutherlands Schreibtisch gegenüber. Hinter dem Kopf des Konsuls
hing das Aquarell einer bläulichvioletten Hügellandschaft, die sich in einem
schottischen See spiegelte. »Ich hätte gern, daß er mit dem Flugzeug zurückgebracht
würde.«
    »Sie wissen, daß das ein teurer
Spaß ist?«
    »Ich hätte ihn dennoch gerne mit
dem Flugzeug zurückgebracht.«
    »Für die Beerdigung?«
    »Natürlich!«
    »Das ist
keineswegs natürlich«, entgegnete Sutherland spitz. »Wenn Sie Ihren Bruder« -
er sprach diese Verwandtschaftsbezeichnung jetzt gleichsam in Anführungszeichen
aus, aber er würde das Spiel bis zum Ende mitmachen - »einäschern ließen,
würden ganz andere Transportbestimmungen in Anwendung kommen.«
    »Ich
verstehe. Verzeihung.«
    »Es gibt
in der Stadt ein Beerdigungsinstitut, Barford & Company. Einer der
Teilhaber ist Engländer, mit einer Schwedin verheiratet. Es gibt eine ziemlich
große schwedische Minderheit hier. Wir tun unser Bestes zur Unterstützung der
britischen Kolonie. Unter den gegebenen Umständen wäre es wohl das beste, wenn
Sie so schnell als möglich nach London zurückkehrten. Ich nehme an, daß Sie
mich bevollmächtigen, Barford den Auftrag zu geben.«
    »In
Ordnung.«
    »Sobald er
den Leichnam übernommen hat, werde ich ihm den Paß Ihres Bruders aushändigen.
Er wird sich ein ärztliches Attest über die Todesursache beschaffen müssen.
Ich werde ihn mit Peersen in Verbindung bringen.«
    »Ja.«
    »Er wird außerdem einen amtlichen
Totenschein des hiesigen Standesamtes benötigen. Es ist billiger, wenn man sich
um diese Dinge selbst kümmert. Falls Geld bei Ihren Leuten eine Rolle spielt.«
Avery sagte nichts.
    »Sobald er eine günstige
Flugverbindung gefunden hat, wird er sich um den Frachtbrief kümmern. Soviel
ich weiß, wird Derartiges meist nachts transportiert. Die Fracht ist billiger
und...«
    »Einverstanden.«
    »Gut.
Barford wird sicherstellen, daß der Sarg luftdicht ist. Er kann aus Metall oder
Holz sein. Außerdem wird er selbst eine Bestätigung ausstellen, daß der Sarg
nichts als die Leiche enthält, und daß es dieselbe Leiche ist, auf die der Paß
und der Totenschein Bezug nehmen. Ich erwähne dies für den Fall, daß Sie die
Abwicklung in London übernehmen. Barford wird das alles sehr rasch erledigen.
Ich werde mich darum kümmern. Er hat gute Verbindungen zu den Chartergesellschaften
hier. Je eher er -«
    »Ich
verstehe.«
    »Ich bin
nicht sicher, daß Sie verstehen«, sagte Sutherland und hob die Augenbrauen,
als ob Avery zudringlich wäre. »Was Peersen sagte, war sehr vernünftig. Ich
möchte seine Geduld nicht auf die Probe stellen. Barford wird sich mit einer
Londoner Firma in Verbindung setzen. Es ist doch London, oder nicht?«
    »Ja,
London.«
    »Ich
könnte mir vorstellen, daß er eine gewisse Anzahlung von Ihnen erwartet. Ich
schlage vor, daß Sie das Geld bei mir gegen Quittung hinterlegen. Was nun den
persönlichen Besitz Ihres Bruders anbelangt: ich nehme an, daß, wer immer Sie
schickte, er auch den Wunsch hatte, daß Sie diese Briefe an sich nehmen?« Er
schob sie über den Tisch.
    Avery
murmelte: »Da war noch ein Film. Ein belichteter Film.« Die Briefe steckte er
in die Tasche. Bedächtig zog Sutherland einen

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