Carre, John le
sagt er.
Ich nehme das nicht so ernst. Außerdem sagte er, daß er uns nicht enttäuschen
wolle. Ich nehme an, daß er das selbst glaubt.« Zu Leclerc gewandt, fügte er
hinzu: »Die gleichen Vorschriften wie im Krieg - das war doch richtig, oder
nicht?«
Aber
Leclerc wählte schon die Nummer des Ministeriums.
Avery ging ins Sekretariat
hinüber. Carol stand auf. »Was geht hier vor?« fragte sie schnell. »Warum diese
Aufregung?«
»Es ist
wegen Leiser.« Avery schloß hinter sich die Tür. »Er hat sich einverstanden
erklärt.« Er streckte ihr die Arme entgegen, um sie zu umarmen. Es würde das
erste Mal sein.
»Warum?«
»Haß gegen die Deutschen, sagt er.
Ich glaube eher, daß es wegen der Bezahlung ist.«
»Wäre das denn gut?«
Avery
grinste wissend. »Solange wir ihm mehr bezahlen als die anderen.«
»Sollten
Sie nicht zu Ihrer Frau fahren?« sagte sie scharf. »Ich glaube nicht, daß Sie
unbedingt hier schlafen müssen.«
»Wir sind
im Einsatz.« Avery ging in sein Zimmer. Carol sagte nicht gute Nacht.
Leiser
legte den Telefonhörer auf. Es war plötzlich so still. Das Licht auf dem Dach
erlosch und ließ das Zimmer im Dunkeln. Leiser lief eilig die Treppe hinunter.
Er schnitt ein Gesicht, als konzentriere er alle seine Gedanken auf die
Aussicht, ein zweitesmal zu Abend zu essen.
11. Kapitel
Sie
entschieden sich für Oxford, wie sie es schon im Kriege getan hatten. Unter den
hier lebenden Angehörigen der verschiedensten Nationalitäten und Berufe, durch
das ständige Kommen und Gehen der Gäste der Universität war es ihnen leicht,
ihre Anonymität zu wahren, und dies entsprach ebenso wie die Nähe des offenen
Landes genau ihren Bedürfnissen. Außerdem war es eine Gegend, in der sie sich
auskannten. Am Morgen nach Leisers Anruf fuhr Avery los, ein Haus zu suchen. Am
darauffolgenden Tag rief er Haldane an, um ihm mitzuteilen, daß er etwas im
Norden der Stadt gefunden habe, ein großes viktorianisches Haus mit vier
Schlafzimmern und einem Garten, das er für einen Monat gemietet habe. Es war
sehr teuer. Innerhalb der Organisation wurde es Mayfly-Haus genannt und als
Betriebsunkosten abgebucht. Sobald Haldane davon erfahren hatte, verständigte
er Leiser. Auf dessen Vorschlag hin kam man überein, Leiser solle
herumerzählen, er fahre zu einem Kurs in die Mildlands.
»Erzählen
Sie keinerlei Einzelheiten«, hatte Haldane gesagt. »Lassen Sie sich die Post
nach Coventry schicken, postlagernd. Wir werden sie dort für Sie abholen.«
Leiser war erfreut, als er hörte, daß es Oxford war.
Leclerc
und Woodford hatten verzweifelt nach jemandem gesucht, der während Leisers
Abwesenheit die Garage leiten könnte, und plötzlich fiel ihnen McCulloch ein.
Leiser gab ihm eine Rechtsvollmacht und verbrachte einen Vormittag damit, ihm
hastig alles zu zeigen. »Wir werden Ihnen eine Art Bürgschaft dafür leisten«,
sagte Haldane.
»Das ist
nicht nötig«, antwortete Leiser, und er erklärte ganz ernsthaft: »Ich arbeite
ja für englische Gentlemen.«
Freitag
abend hatte Leiser am Telefon seine Zustimmung erteilt, und bis Mittwoch waren
die Vorbereitungen so weit fortgeschritten, daß Leclerc die Sonderabteilung
zu einer Sitzung einberufen konnte, bei der er seine Pläne umriß. Avery und
Haldane sollten mit Leiser nach Oxford gehen. Beide sollten am nächsten Abend
reisen, da Haldane bis dahin den Lehrplan fertig zusammengestellt haben würde.
Leiser würde etwa ein bis zwei Tage später in Oxford ankommen, sobald er eben
seine eigenen Angelegenheiten geregelt hatte. Haldane war als Leiter des
Trainings vorgesehen, Avery als sein Assistent. Woodford würde in London
bleiben. Zu seinen Aufgaben würde es auch gehören, mit Hilfe des Ministeriums
(und von Sandfords Auswertungsabteilung) Anschauungsmaterial über die äußeren
Merkmale von Kurz- und Mittelstreckenraketen zusammenzustellen. Damit
ausgerüstet, sollte er dann ebenfalls nach Oxford kommen. Leclerc war
unermüdlich. Bald war er im Ministerium, um von den gemachten Fortschritten zu
berichten, dann im Schatzamt, um sich wegen der Pension für Taylors Witwe
herumzustreiten, dann wieder versuchte er mit Woodfords Hilfe ehemalige
Instruktoren für Funk und Morse, Fotografie und unbewaffneten Nahkampf zu
gewinnen.
Die ihm
verbleibende Zeit widmete Leclerc Mayfly-Null - dem Augenblick, an dem Leiser
nach Ostdeutschland eingeschleust werden würde. Zunächst schien er keine feste
Vorstellung davon zu haben, wie das bewerkstelligt werden sollte.
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