Carre, John le
sagt, daß er nicht mitspielt. Den nächsten probierst du wohl
besser selbst aus. Ich bin dem nicht mehr gewachsen.« Es schien ihn nicht
weiter zu berühren. Er setzte sich. Sie starrten ihn ungläubig an.
»Hast du ihm Geld geboten?« fragte
Leclerc schließlich. »Wir können bis fünftausend Pfund gehen.«
»Natürlich habe ich Geld geboten.
Er ist einfach nicht interessiert, kann ich euch verraten. Er war eine einmalig
unerfreuliche Erscheinung.«
»Tut mir leid.« Leclerc sagte
nicht, weshalb. Sie konnten das Klappern von Carols Schreibmaschine hören.
»Was nun?« fragte Leclerc. »Ich habe keine Ahnung.« Haldane sah unruhig auf
seine Uhr.
»Es muß
doch noch andere geben.«
»Nicht in
unserer Kartei. Nicht mit seinen Qualifikationen. Wir haben Belgier, Schweden,
Franzosen, aber Leiser war der einzige deutsch sprechende mit technischen
Erfahrungen. Auf dem Papier jedenfalls ist er der einzige.«
»Der noch jung genug ist - meinst
du das?«
»So nehme ich an. Es muß ein alter
Hase sein. Wir haben weder genügend Zeit noch Möglichkeiten, einen Neuen
auszubilden. Besser wär's, wir fragten das Rondell. Die haben sicher jemanden.«
»Das können wir nicht machen«,
sagte Avery. »Was für eine Sorte Mensch war er?« beharrte Leclerc, der sich
einfach weigerte, schon alle Hoffnung aufzugeben.
»Ordinär,
von der slawischen Sorte. Klein. Er spielt den >Rittmeister<. Höchst
abstoßend.« Haldane suchte in seinen Taschen nach der Rechnung. »Er putzt sich
wie ein Buchmacher heraus, aber das tun sie alle, nehme ich an. Gebe ich die
Rechnung dir oder der Buchhaltung?«
»Sicherheitsrisiko?«
»Wüßte
nicht, weshalb.«
»Und hast
du darüber gesprochen, wie dringend es ist? Über seine Loyalität als neuer
Staatsbürger - und derartiges Zeug?«
»Er fand
die alte Loyalität reizvoller.« Haldane legte die Rechnung auf den Tisch. »Und
Politik? Manche sind besonders...«
Ȇber
Politik haben wir auch gesprochen. Zu der Sorte von Exilleuten gehört er
nicht. Er betrachtet sich als integriert, ein naturalisierter Engländer. Was
erwartest du von ihm? Daß er nochmals den Treueid auf das polnische Königshaus
ablegt?« Wieder sah er auf seine Uhr.
»Du
wolltest ihn überhaupt nicht anwerben!« rief Leclerc, den Haldanes
Gleichgültigkeit plötzlich erboste. »Du bist ganz zufrieden, Adrian, ich kann's
dir ja vom Gesicht ablesen! - Guter Gott, was ist mit unserer Organisation,
hat das gar nichts für ihn bedeutet? Du glaubst ja schon selbst nicht mehr an
uns, dir ist das alles egal! Du lachst ja über mich!«
»Wer von
uns glaubt denn?« fragte Haldane höhnisch. »Du selbst sagst immer: wir
erledigen unseren Job.«
» Ich glaube«,
erklärte Avery.
Haldane
wollte gerade etwas sagen, als das grüne Telefon läutete.
»Das ist
das Ministerium«, sagte Leclerc. »Also, was sage ich ihnen?« Haldane
beobachtete ihn. Er nahm den Hörer auf, legte ihn ans Ohr und reichte ihn dann
über den Tisch. »Die Zentrale. Wieso um alles in der Welt sind die über Grün
gekommen? Jemand, der nach Captain Hawkins fragt. Das bist doch du, oder?«
Haldane
lauschte, sein hageres Gesicht war ausdruckslos. Schließlich sagte er: »Ich
denke wohl. Wir werden schon jemanden finden. Das sollte keine Schwierigkeit
machen. Morgen um elf. Seien Sie bitte pünktlich«, und legte auf. Das Licht in
Leclercs Zimmer schien durch das Fenster zu versickern, dessen dünner Vorhang
es nicht zurückhalten konnte. Draußen regnete es unablässig. »Das war Leiser.
Er will den Job übernehmen. Möchte nur wissen, ob wir jemanden haben, der sich
um seine Garage kümmert, solange er weg ist.« Leclerc sah ihn zutiefst
überrascht an. Langsam breitete sich ein komischer Ausdruck der Freude auf seinem
Gesicht aus. »Du hattest es erwartet!« rief er. Er streckte seine kleine Hand
Haldane entgegen. »Entschuldige, Adrian. Ich habe dir Unrecht getan. Ich gratuliere
dir aus vollem Herzen.«
»Wieso hat
er angenommen?« fragte Avery erregt. »Was hat ihn doch noch dazu bewegen?«
»Warum tun
Agenten überhaupt etwas? Warum irgend jemand von uns?« Haldane setzte sich
wieder. Er sah alt aus, aber auch verletzlich, wie ein Mann, dessen Freunde
bereits alle gestorben sind. »Warum willigen sie ein, warum widersetzen sie
sich, warum lügen sie oder sagen die Wahrheit? Warum tut das irgend jemand von
uns?« Er begann wieder zu husten. »Vielleicht fehlt ihm etwas in seinem Beruf.
Vielleicht ist es wegen der Deutschen: Er haßt sie. Das jedenfalls
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