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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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Arbeit geleistet.«
    »Ich habe ja noch gar nicht
angefangen.«
    »Ich bin der Meinung, durch eine
gute Ausbildung seien schon drei Viertel der Schlacht gewonnen. Meist du nicht
auch, Adrian?«
    »Ja.«
    Sie
setzten sich. Leclerc stand etwas abseits. Er hatte eine Karte an die Wand
gehängt. Auf unerklärliche Weise - vielleicht durch die Landkarten, vielleicht
durch seine knappe Ausdrucksweise oder womöglich auch durch sein entschiedenes
Auftreten, das sowohl von dem Gedanken an die augenblickliche Zweckmäßigkeit
wie von anerzogener Selbstbeherrschung diktiert war - erzeugte Leclerc die
gleiche hoffnungsfrohe und tatendurstige Atmosphäre, die bereits einen Monat
früher die Instruktionsstunde in der Blackfriars Road gekennzeichnet hatte. Er
hatte die Gabe eines Zauberkünstlers, den Eindruck größter Vertrautheit mit den
von ihm behandelten Gegenständen zu erwecken, ob er nun von Raketen oder
Funkverkehr, von Tarnung oder dem Grenzabschnitt sprach, an dem Leiser
hinübergehen sollte.
    »Ihr Ziel
ist Kalkstadt« - ein kleines Grinsen -, »das bisher nur durch seine
bemerkenswerte gotische Kirche bekannt war.« Alle, auch Leiser, lachten. Daß
Leclerc selbst über alte Kirchen Bescheid wußte! Er hatte eine mit
verschiedenfarbigen Tinten gezeichnete Skizze der Übergangsstelle mitgebracht,
auf der ein roter Strich die Grenze markierte. Alles war sehr einfach. Auf der
westlichen Seite - so sagte er - sei ein niedriger, mit Ginster und Farn
bewachsener Hügel, der parallel zur Grenze verlief, bis er in einem scharfen
Winkel nach Osten bog und knapp zweihundert Meter vor ihr genau gegenüber
einem Wachtturm abbrach. Der Turm befand sich ein gutes Stück jenseits der
Demarkationslinie, an seinem Fuß verlief der Stacheldrahtzaun. Man habe
festgestellt, daß der Zaun an dieser Stelle nur aus einem einzelnen Draht
bestand, der zudem nur lose an seinem Pfosten befestigt war. Ostdeutsche Grenzwachen
seien dabei gesehen worden, wie sie ihn auf Patrouillengängen aushakten, um
in den ungeschützten Geländestreifen zwischen der Demarkationslinie und der
Grenzbefestigung hinauszugehen. Leclerc würde den betreffenden Pfosten am
Nachmittag Leiser zeigen. Mayfly - so sagte er - brauche bei dem Gedanken, so
nah am Wachtturm die Grenze zu überschreiten, nicht erschrecken. Die Erfahrung
lehre, daß die Wachen viel mehr Aufmerksamkeit auf das entfernter liegende
Gelände konzentrierten. Diese Nacht sei besonders günstig. Der Wetterbericht
habe starken Wind angekündigt, der Mond werde nicht scheinen. Leclerc hatte
den Augenblick des Grenzüberganges auf 2.35 Uhr morgens angesetzt. Die Wachen
wurden um Mitternacht abgelöst, sie blieben jeweils drei Stunden. Man konnte
mit gutem Grund annehmen, daß sie nach zweieinhalb Stunden Wachdienst nicht
mehr die gleiche Aufmerksamkeit zeigen würden wie zu Beginn ihrer Schicht. Die
Ablösung, die von einer weiter nördlich liegenden Kaserne kam, würde zu dieser
Zeit noch nicht auf dem Anmarsch sein. Man habe - fuhr Leclerc fort - große
Sorgfalt auf die Klärung der Frage verwandt, ob möglicherweise Minen verlegt
seien. Sie könnten hier auf der Karte sehen - sein kleiner Zeigefinger folgte
der dünnen Linie grüner Punkte, die sich vom Ende des Hügels direkt über die
Grenze hinüberzog -, daß hier ein alter Fußweg existiere, der tatsächlich den
gleichen Verlauf nahm wie Leisers vorgesehene Route. Die Grenzwachen hatten
diesen Fußweg immer vermieden und waren stets etwa zehn Meter südlich davon
durchs Gebüsch gekommen. Die Schlußfolgerung sei, wie Leclerc erklärte, daß der
Weg vermint sein müsse, während ein Streifen rechts davon für die Patrouillen
freigelassen worden war. Leclerc machte den Vorschlag, daß Leiser den von Grenzwachen
ausgetretenen Pfad nehmen sollte.
    Leiser
sollte die rund zweihundert Meter lange Strecke vom Fuß des Hügels bis zum
Wachtturm wenn möglich kriechend zurücklegen und seinen Kopf dabei unterhalb
der Farnkrautspitzen halten. Das schloß die ohnedies geringe Möglichkeit aus,
daß man ihn vom Turm aus bemerkte. Leiser wäre es sicher angenehm zu hören,
bemerkte Leclerc mit einem kleinen Lächeln, daß in den Nachtstunden niemand je
Patrouillen westlich des Zaunes bemerkt hatte. Die ostdeutschen Wachen
schienen zu befürchten, einer ihrer eigenen Leute könnte sich ungesehen aus dem
Staub machen.
    Einmal
drüben, sollte sich Leiser von jedem vorgezeichneten Weg fernhalten. Das
Gelände sei hügelig und zum Teil bewaldet. Das erschwere

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