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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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Gortons
Gesellschaft<. Zwei Flaschen Gin und drei Flaschen Whisky waren dabei. Es
gab zwei Schlafräume. Gorton hatte Armeebetten kommen lassen, für jedes Zimmer
zwei, und Leselampen mit grünen Schirmen. Haldane war wegen der Betten
verärgert. »Er muß es jeder verdammten Abteilung in der Gegend erzählt haben«,
klagte er. »Billiger Whisky, Armeerationen, Feldbetten. Wahrscheinlich werden
wir auch noch hören, daß er das Nachbarhaus requiriert hat. Mein Gott, was für
eine Art, einen Einsatz vorzubereiten.«
    Es war
schon später Nachmittag, als sie ankamen. Sobald Johnson sein Gerät montiert
hatte, machte er sich in der Küche zu schaffen. Er war sehr häuslich, kochte
und wusch das Geschirr, ohne zu murren, wobei er sich in seinen sauberen
Schuhen geschickt auf den Fliesen bewegte. Er braute aus Büchsenfleisch und
Eiern ein Haschee zusammen. Dazu gab es stark gesüßten Kakao. Sie aßen in der
Halle vor dem Kachelofen, Johnson bestritt den Großteil des Gesprächs. Leiser
war sehr still und rührte das Essen kaum an.
    »Was ist
los, Fred? Keinen Hunger?«
    »Tut mir
leid, Jack.«
    »Sie haben
im Flugzeug zuviel Bonbons gelutscht.« Johnson zwinkerte zu Avery hinüber. »Ich
hab' gesehen, was Sie der Hosteß für Blicke zugeworfen haben. Das hätten Sie
nicht tun sollen, Fred, wissen Sie! Sie kann dann nicht schlafen.« Er runzelte
die Stirn und sah die anderen mit gespielter Mißbilligung an. »Er hat sie mit
den Blicken ausgezogen, wißt ihr. Von Kopf bis Fuß.«
    Avery
grinste pflichtschuldig. Haldane nahm keine Notiz davon.
    Leiser
machte sich wegen des Mondes Sorgen, und so gingen sie nach dem Abendessen zur
Hintertür. Die kleine, vor Kälte zitternde Gruppe starrte zum Himmel hinauf. Es
herrschte eine seltsame Helligkeit. Die Wolken trieben wie schwarze Rauchschwaden
so tief über den Bäumen, daß es aussah, als streiften sie an die schwankenden
Äste des Dickichts; die grauen Felder dahinter lagen im Halbdunkel. »An der
Grenze wird es nicht so hell sein, Fred«, sagte Avery. »Sie liegt höher, das
Land ist dort hügelig.« Haldane sagte, sie sollten früh zu Bett gehen. Sie
tranken noch einen Whisky, und Viertel nach zehn legten sie sich schlafen,
Johnson und Leiser in einem Raum, Avery und Haldane im anderen. Niemand traf
die Einteilung. Offenbar wußte jeder, wohin er gehörte.
    Es war Mitternacht, als Johnson in
ihr Zimmer trat. Das Quietschen seiner Gummisohlen weckte Avery. »John, sind
Sie wach?« Haldane setzte sich auf.
    »Es ist
wegen Fred. Er sitzt allein in der Halle. Ich habe ihm gesagt, er soll zu
schlafen versuchen, Sir. Hab ihm ein paar Tabletten gegeben, die auch meine Mutter
nimmt. Zuerst wollte er sich nicht einmal hinlegen, und jetzt ist er wieder
aufgestanden und in die Halle hinüber gegangen.«
    Haldane
sagte: »Lassen Sie ihn in Ruhe. Es fehlt ihm nichts. Bei diesem verdammten Wind
kann keiner von uns schlafen.«
    Johnson
ging in sein Zimmer zurück. Eine Stunde mußte vergangen sein, aber in der Halle
hatte sich noch immer nichts gerührt. Haldane sagte: »Sehen Sie lieber, was er
macht.«
    Avery zog seinen Mantel an und
ging durch den Korridor, vorbei an Tapisserien mit biblischen Legenden und
einem alten Stich vom Lübecker Hafen. Leiser saß auf einem Stuhl neben dem
Kachelofen. »Hallo, Fred.« Leiser wirkte alt und müde.
    »Es ist
hier in der Nähe, nicht wahr? Wo ich hingehe?« fragte er.
    »Ungefähr
fünf Kilometer von hier. Der Direktor wird uns morgen früh einweisen. Man ist
der Meinung, daß es ein ziemlich leichter Einsatz ist. Er wird Ihnen alle Ihre
Papiere und so geben. Am Nachmittag werden wir Ihnen die Stelle zeigen. Man hat
in London viel daran gearbeitet.«
    »In
London«, wiederholte Leiser. Dann sagte er plötzlich: »Ich hab' im Krieg in
Holland einen Einsatz gemacht. Die Holländer waren nette Leute. Wir schickten
eine Menge Agenten nach Holland. Frauen. Man hat sie alle geschnappt. - Sie
sind damals noch ein Kind gewesen, nicht?«
    »Ich habe
darüber gelesen.«
    »Die
Deutschen schnappten einen Funker. Unsere Leute wußten es nicht und schickten
immer weiter Agenten hinein. Man sagte, es gebe keine andere Wahl.« Er sprach
schneller. »Ich war damals noch ein Junge. Sie suchten jemanden für einen
schnellen Einsatz, nur hinein und wieder heraus. Sie hatten zu wenig Funker.
Man sagte mir, es mache nichts, daß ich kein Holländisch spreche, denn ich
würde gleich bei der Landung von jemand in Empfang genommen. Ich brauche nichts
zu tun, als zu

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