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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dächer waren schneebedeckt,
der weiße Rasen war durch die feinen Striche der Gräser schattiert. Als er die
Westtür der Abtei passierte und der weiche Schnee unter seinen Schritten
knirschte, schlug die Glocke hoch über ihm die halbe Stunde: zwei Ritter zu
Pferde sprengten aus ihrer kleinen Burg über der Pforte und hoben langsam die
Lanzen, um einander zu begrüßen. Dann öffneten sich, als sei das alles ein Teil
des gleichen Uhrwerkes, andere Türen rund um den Hof und entließen Schwärme
schwarz-röckiger Jungen, die durch den Schnee zur Abtei stürmten. Ein Junge kam
so nahe vorbei, daß sein Talar Smileys Ärmel streifte. Smiley rief ihn an, als
er vorbeirannte.
    »Was ist
los?«
    »Sext* [Die sechste der kanonischen Stunden oder Gebetszeiten (gegen 12 Uhr
mittags)] «, schrie der Junge als Antwort und war verschwunden.
    Er ging am
Haupteingang der Schule vorbei und kam sogleich zum Verwaltungszentrum der
Stadt, in ein trauriges Märchenland, aus dem Gestein der Gegend im Stil des 19.
Jahrhunderts erbaut, und zusammengehalten durch ein Gewirr gotischer
Schornsteine und schießschartenähnlicher Fenster. Hier war das Rathaus und
daneben, mit der St.-Georgs-Fahne am Flaggenmast, die Polizeidirektion von
Carne, vor neunzig Jahren erbaut, um dem Ansturm von Bogenschützen und
Rammböcken zu trotzen.
    Er nannte
dem Wachhabenden seinen Namen und bat, den Polizeibeamten sprechen zu können,
der den Tod von Mrs. Rode untersuchte. Der Sergeant, ein älterer,
undurchdringlicher Mann, wandte sich dem Telefon mit einer gewissen
Förmlichkeit zu, als gelte es, ein schwieriges Taschenspielerkunststück zu vollführen.
Zu Smileys Überraschung wurde ihm gesagt, daß Inspektor Rigby sich freuen
würde, ihn sofort zu empfangen, und ein Polizeianwärter wurde aufgefordert,
ihm den Weg zu zeigen. Er wurde in munterem Tempo das weite Treppenhaus in der
Mitte der Halle hinaufgeführt und befand sich in wenigen Augenblicken vor dem
Inspektor.
    Er war ein
sehr gedrungener und sehr breitschultriger Mann. Er hätte ein Kelte aus den
Zinnminen von Cornwall oder den Kohlenschächten von Wales sein können. Sein
dunkles, graumeliertes Haar war sehr kurz geschnitten; es wuchs wie eine
Teufelskappe in einer Spitze in seine Stirn hinein. Seine Hände waren groß und
kraftvoll, er hatte den Leib und die Haltung eines Ringers, aber er sprach
langsam, seine leise Stimme hatte den brummenden Ton von Dorset. Smiley
bemerkte rasch, daß er eine bei kleinen Menschen seltene Eigenschaft besaß: Offenheit.
Obwohl seine Augen dunkel und leuchtend waren, seine Körperbewegungen rasch,
vermittelte er einen Eindruck von Ehrlichkeit und Geradheit.
    »Ben
Sparrow rief mich heute morgen an, Sir. Ich bin sehr froh, daß Sie gekommen
sind. Ich nehme an, Sie haben einen Brief für mich.«
    Rigby sah
Smiley nachdenklich über seinen Schreibtisch hinweg an und entschied, daß ihm
gefiel, was er sah. Er war im Krieg herumgekommen und hatte ein wenig, nur ein
klein wenig, von der Arbeit in George Smileys Abteilung gehört. Wenn Ben sagte,
Smiley sei in Ordnung, so genügte ihm das - oder beinahe. Aber Ben hatte mehr
als das gesagt:
    »Sieht aus
wie ein Frosch, zieht sich an wie ein Buchmacher und hat einen Verstand, für
den ich meine Augen hergäbe. Hat eklige Zeiten erlebt im Krieg. Wirklich sehr
eklig.«
    Nun, er
sah wie ein Frosch aus, wahrhaftig. Gedrungen und stämmig, runde Brille mit
dicken Gläsern, die seine Augen vergrößerten. Und seine Kleider waren eigenartig. Teuer, wohlgemerkt, das konnte man
sehen. Aber seine Jacke schien zu drapieren, wo gar kein Platz für Drapierung
war. Was Rigby überraschte, war seine Schüchternheit. Rigby hatte jemanden
erwartet, der ein wenig auftrumpfte, ein wenig zu glatt für Carne, während
Smiley tatsächlich eine ernsthafte Förmlichkeit an den Tag legte, die Rigbys
konservativem Geschmack zusagte.
    Smiley
nahm das Schreiben aus seiner Brieftasche und legte es auf den Tisch, während
Rigby eine alte goldgefaßte Brille aus einem abgenutzten Metallfutteral
herausnahm und die Bügel sorgfältig über den Ohren befestigte.
    »Ich weiß
nicht, ob Ben das erklärt hat«, sagte Smiley, »aber dieser Brief wurde an die
Korrespondenzabteilung einer kleinen Nonkonformisten-Zeitschrift geschickt,
die Mrs. Rode hielt.«
    »Und Miss
Fellowship ist die Dame, die Ihnen den Brief brachte?«
    »Nein; sie
heißt Brimley. Sie gibt die Zeitschrift heraus. Fellowship ist nur ein Deckname
für die Bearbeiterin des

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